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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sein mußte, wenn ihr klar wurde, daß ihr weißer Liebhaber, der so großspurige Reden schwang, weder den Anstand noch die Aufrichtigkeit oder den Mut hatte, oder was immer auch dazu gehören mochte, ihren Namen zu Papier zu bringen und ihr das Foto persönlich zu widmen.

12
    Am nächsten Tag rief mich Clete von seinem Büro aus an.
    »Ich lad dich nach der Arbeit zum Abendessen nach Morgan City ein«, sagte er.
    »Worum geht es, Clete?«
    »Ich nehm mir ’n Tag frei von den Stinksäcken. Ist kein Trick. Komm runter und iß ’n paar Krabben mit.«
    »Hat Johnny Carp etwas damit zu tun?«
    »Ich kenn zwei Jungs, die früher mal Dope aus Panama und Belize rausgeschafft haben. Die haben mir ’n paar interessante Sachen über unsern Blödkopf erzählt.«
    »Über wen?«
    »Marsallus. Ich will am Telefon nicht mit dir drüber reden. Bei mir klickt’s manchmal in der Leitung.«
    »Wirst du abgehört?«
    »Weißt du noch, wie wir den Schmalzkopf und seinen Bodyguard auf dem Rücksitz von ihrem Auto alle gemacht haben? Ich weiß, daß mich die interne Untersuchungsabteilung damals angezapft hatte. Klingt ganz genauso. Kommst du runter?«
    »Clete ...«
    »Sei frohgemut.«
    Er nannte mir den Namen des Restaurants. Es lag auf der anderen Seite von Morgan City, unmittelbar am Highway und an einem Bootshafen, der von Docks, Bootsrampen und über das Wasser hinausragenden Schuppen mit Blechdächern gesäumt war. Clete saß an einem mit einem Leinentuch gedeckten und mit Blumen geschmückten Tisch am Fenster. Am Horizont konnte man den Regen sehen, der wie eine Wolke aus lila Rauch vor der Sonne fiel. Er hatte einen kleinen Krug mit Faßbier, ein geeistes Schnapsglas und einen Teller voller gefüllter Pilze vor sich stehen. Sein Gesicht glühte, teils vom Alkohol, teils wegen des frischen Sonnenbrandes, den er sich zugezogen hatte.
    »Greif zu, mein Bester. Ich hab ’n paar gebratene weichschalige Krabben in Auftrag gegeben«, sagte er.
    »Was gibt’s Neues über Sonny?« Ich ließ die Jacke an, damit meine 45er verdeckt blieb.
    »Ach ja«, sagte er, so als hätte er den Grund unseres Treffens vergessen. »Diese zwei Mulis. Ich kenn sie, weil sie jetzt Kautionsadvokaten sind und mit allerhand Kotzbrocken zu tun haben, die in Saint Bernard Crack verticken, wo ich wiederum etwa drei Ausgebüxte pro Woche aufspür. Die haben früher Gras und Koks aus Belize ausgeflogen, was so ’ne Art Zwischenstation für ’n ganzen Haufen Lieferungen nach und aus Kolumbien und Panama gewesen ist. Die Typen sagen, daß es da drunten allerhand schräge Verbindungen gegeben hat – CIA, Militär, womöglich ’n paar Typen, die Kontakt zum Weißen Haus hatten. Jedenfalls haben sie den Arschsack gekannt und sagen, daß ihn jeder für ’n Drogenfahnder gehalten hat.«
    »Der ›Arschsack‹ ist Sonny Boy?«
    Seine Augen zuckten. »Nein, ich red über ’n Katholenmissionar. Komm schon, Dave, lass dich von dem Typ nicht einwickeln. Dem seine Eltern hätte man sterilisieren oder ein Leben lang mit extra dicken Gummis versorgen sollen.«
    »Glaubst du, was diese Winkeladvokaten sagen?«
    »Eigentlich nicht. Marsallus hat nicht mal ’n richtigen Schulabschluß. Die DEA stellt nur College-Absolventen ein, weil die hochheilige Drogenfahndung nämlich auf Köpfchen setzt, nicht auf tätowierte Straßenstreuner mit allerlei Vorstrafen.«
    »Warum hast du mich dann hierherkommen lassen?« fragte ich.
    Aber ich wußte bereits Bescheid, noch während er den Blick zur Tür gerichtet hatte. John Polycarp Giacano, der seinen Regenmantel wie ein Filmstar über die Schulter hängen hatte, kam gerade durch den mit Teppichboden ausgelegten Vorraum. Er redete mit einem Mann hinter ihm, den ich nicht sehen konnte.
    »Ist schon gut. Wart im Auto«, sagte er und hob beschwichtigend die Hände. »Mach dir was zu trinken. Danach fangen wir noch ’n paar Fische.«
    Er ließ den Mantel von der Schulter gleiten und reichte ihn einer Kellnerin, ohne ein Wort zu sagen, so als setze er es als selbstverständlich voraus, daß man ihm zu Diensten war. Er trug weiße Segelschuhe, eine vanillefarbene Bundfaltenhose und ein Tropenhemd, marineblau mit großen, knallig roten Blumen. Lächelnd kam er auf uns zu, wie das Grinsegesicht mitten auf einer Geburtstagstorte – die engstehenden Augen, die dichten Brauen, Nase und Mund, alles auf kleinstem Raum zusammengedrängt.
    »Das hättest du nicht tun sollen, Clete«, sagte ich.
    »Die Sache muß bereinigt werden, Streak. Patsy

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