Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
»Manchmal drück ich mich nicht besonders gut aus. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Lass ich mich etwa von dir zum Essen einladen, damit du mich anreden kannst, als wär ich ein gottverdammter Nigger?«
    Der Kellner stellte Johnny einen Scotch mit Milch hin, brachte einen weiteren Krug Bier für Clete, einen Eistee für mich und eine runde Platte mit frischgeöffneten Austern, auf denen Eissplitter glitzerten. Johnny langte über den Tisch und klopfte Clete auf den Handrücken.
    »Bist du taubstumm?« sagte er.
    Clete ließ den Blick durch den Raum schweifen, so als mustere er mit seinen grünen Augen die Fischnetze und die Rettungsringe an der Wand. Er nahm eine Auster, saugte sie aus der Schale und zwinkerte Johnny Carp zu.
    »Was, verflucht noch mal, soll das denn heißen?«
    »Du machst mir vielleicht Spaß, John«, sagte Clete.
    Johnny nahm einen großen Schluck Scotch mit Milch. Seine Augen wirkten wie schwarze Murmeln, die über dem Glas zusammenkullerten. Er rieb sich mit einem Fingerknöchel über den Mund, spitzte dann die Lippen wie ein Tropenfisch, der einen aus seinem Aquarium anglotzt. »Ich hab dich was gefragt, nett und anständig, und du gibst mir irgendwelche schwuchteligen Zeichen, machst mich lächerlich. Du meinst wohl, du kannst den Klugscheißer markieren, bloß weil wir in der Öffentlichkeit sind, was?«
    »Ich will damit ausdrücken, daß das hier keine gute Idee war«, sagte Clete. »Schau, ich war dabei. Patsy Dap hat meinen Freund persönlich angegriffen, falls du weißt, worauf ich hinauswill. Er hat es verdient. Wenn du das nicht so siehst, Johnny, dann hast du nicht alle beisammen. Und faß mich nie wieder an, verflucht noch mal.«
    Fünf Minuten später standen wir unter dem Vordach und sahen zu, wie Johnny Carp seinen Lincoln durch den leichten Regen zur Ausfahrt des Parkplatzes steuerte. Er hatte die getönten Fensterscheiben heruntergekurbelt, damit die kühle Luft ins Innere gelangte, und auf dem Beifahrersitz konnten wir Patsy Dapolito sehen, dessen Gesicht und rasierter Schädel aussahen wie eine mit Stacheldraht verzierte Warzenmelone.
    »Hey, Patsy, das sieht besser aus als vorher! Ich zieh dich nicht auf«, brüllte Clete.
    »Du bist ja ein toller Vermittler, Clete«, sagte ich.
    »Die Giacanos sind doch sowieso bloß Abschaum. Pfeif drauf. Los, komm schon, wir gehn raus unter den Schuppen und legen die Ruten aus. Hui, spürst du die Brise«, sagte er, atmete tief ein, und seine Augen funkelten im schwindenden Licht eines herrlichen Tages vor Vergnügen.
    Clete war vermutlich der beste Ermittler, den ich je kannte, aber im Umgang mit Unterwelttypen verhielt er sich so schelmisch und ausgelassen, als habe er es mit Zootieren zu tun.
    Entsprechend oberflächlich war oftmals seine Einstellung zu ihnen.
    Die Giacanos unternahmen nie etwas, wenn es nicht um Geld oder einen persönlichen Vorteil ging. Wiederholt war die Familie in Verbindung mit den Morden an einem Präsidenten und einem berühmten Bürgerrechtler gebracht worden, aber obwohl ich ihnen beide Taten durchaus zutraute, war für mich nicht ersichtlich, wie sie finanziell davon hätten profitieren sollen, und aus diesem Grund bezweifelte ich, daß sie etwas damit zu tun hatten.
    Aber Johnny setzte sich nicht mit dem Ermittler eines Landsheriffs zusammen, nur weil er verhindern wollte, daß ein durchgeknallter Typ wie Patsy Dapolito aus dem Ruder lief. Dapolito war moralisch verkommen, aber er war nicht blöde. Wenn seinesgleichen nicht mehr auf Befehle hörte und statt dessen eine persönliche Vendetta austrug, wurde er zu Fischfutter zermahlen und an der Barataria Bay ins Meer gestreut.
    Johnny Carp hatte etwas anderes im Sinn gehabt, als er nach Morgan City gekommen war. Ich wußte nicht, was es war, aber von einem war ich überzeugt: Auf die eine oder andere Art mischte Johnny im Bezirk Iberia mit.
    Jason Darbonne galt als der beste Strafverteidiger von Lafayette. Er war fit und durchtrainiert, spielte tagtäglich Handball und hatte eine Statur wie ein Gewichtheber, mit dicken Oberarmen und Sehnen, die sich wie Taue an seiner Schulter spannten. Aber es war vor allem sein eigenartiger Kopf, der sich einem einprägte – er war völlig kahl, erinnerte von Form und Farbe her an ein in braunem Tee gekochtes Ei, und weil er praktisch keinen Hals hatte, sah es so aus, als sitze der Schädel wie bei Quasimodo unmittelbar auf dem hochgeschlossenen Kragen.
    Am frühen Mittwoch morgen war eine Kaltfront durchgezogen, und

Weitere Kostenlose Bücher