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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Kretins bar jeder Moral ihren Opfern einzuimpfen vermögen, weit größer ist als die Furcht vor den Folgen, die eine Aussageverweigerung bei Polizei oder Justiz nach sich zieht.
    Ich hörte draußen einen Wagen vorfahren, stand auf und schaute aus dem Fenster. Luke, der in einem alten Spritschlucker aus den siebziger Jahren saß, hatte den Rückwärtsgang eingelegt, sobald er meinen Pickup sah, und raste jetzt mit Vollgas, so daß die Erde wie Hagelschauer von den Reifen aufgeschleudert, wurde, auf die Einfahrt der Plantage zu.
    »Allmählich komme ich mir hier vor wie die Pestilenz in Person«, sagte ich.
    »Die was?«
    »Gar nichts. Ich will bloß nicht mit anschauen müssen, wie ihr euch bös in die Bredouille bringt. Ich meine damit Beihilfe und Mittäterschaft bei einer Straftat, Ruthie Jean.«
    Sie schloß die Hand fest um den geschwungenen Griff ihres Stockes und stand auf.
    »Ich kann nicht lang sitzen. Ich muß rumlaufen, ein paar Übungen machen und mich danach hinlegen«, sagte sie.
    »Was ist Ihnen zugestoßen?«
    »Ich hab nix mehr zu sagen.«
    »Na schön, tun Sie von mir aus, was Sie wollen. Hier ist meine Visitenkarte, nur für den Fall, daß Ihnen oder Luke irgendwann danach zumute sein sollte, mit mir zu reden«, sagte ich, müde vom vergeblichen Versuch, ihre Angst zu überwinden, beziehungsweise das tief eingefleischte Mißtrauen, das aus dem generationenlangen Rassenkonflikt entstanden war. Und im nächsten Moment ließ ich mich zu etwas hinreißen, das beides nur untermauern sollte. »Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben?« fragte ich.
    Als sie das Zimmer verließ, schaute ich hinter und unter die Couch. Doch insgeheim wußte ich bereits, wo ich es finden würde. Wenn Kriminelle Dope, Diebesgut oder eine Waffe besitzen, mit der ein Raubüberfall oder Mord begangen wurde, und sie wittern, daß man ihnen demnächst auf die Schliche kommt, schaffen sie das Zeug so weit weg, wie es nur geht. Aber Ruthie Jean war keine Kriminelle, und wenn ihresgleichen etwas, das ihm teuer ist, verbergen oder vor neugierigen Blicken schützen will, dann versteckt er es entweder in Reichweite, oder er verbirgt es am eigenen Leib.
    Ich hob die Polster hoch, an die sie sich gelehnt hatte. Das Foto mit dem Goldrahmen stand aufrecht an dem Bambusgeflecht zwischen dem Rattangestänge.
    Ich hatte ihn noch nie mit braungebranntem Gesicht gesehen. Schmuck schaute er aus mit seinem schiefsitzenden blauen Air-Force-Käppi, den goldenen Ärmelstreifen, der Pilotensonnenbrille, dem offenstehenden Hemdkragen und dem jungenhaften Grinsen, und er wirkte hagerer, eher wie ein schneidiger Jagdflieger aus dem Zweiten Weltkrieg, der Luftschlachten über dem Südpazifik ausficht, als wie ein Geheimdienstoffizier aus den sechziger Jahren, der meines Wissens nie einen Kampfeinsatz erlebt hatte.
    Ich hörte die Dielenbretter knarren. Sie stand in der Tür, mit einem Glas Wasser in der Hand, und jetzt wirkte sie nicht mehr trotzig, sondern völlig wehrlos. Denn von nun an konnten die Bullen über ihre intimsten Geheimnisse tratschen, während sie mit ihren Autos an der Kreuzung standen, lässig den Kautabak aus dem Fenster spien und die schwarzen Frauen betrachteten, die die Straße überquerten.
    »Das muß vom Bord gefallen sein«, sagte ich, und es kam mir vor, als werde mir die Haut um den Schädel zu eng. Ich wollte das Foto auf die staubfreie Stelle am Rand des Bords zurückstellen. Doch sie ließ den Stock fallen, stürzte ungelenk auf mich zu, riß mir das Bild aus der Hand und kippte mir das Wasser ins Gesicht.
    An der Haustür drehte ich mich noch einmal um, wischte mir mit dem Ärmel das Wasser aus den Augen und wollte noch etwas sagen, mich rechtfertigen, dafür entschuldigen, daß ich sie hintergangen hatte, oder ihr vielleicht noch einen Stich versetzen, weil sie mich so aus der Fassung gebracht und blamiert hatte. Aber in so einem Moment muß man lockerlassen können, sich eingestehen, daß alle anderen wie auch man selbst mit Fehlern behaftet und unvollkommen sind und daß man nicht so tun darf, als ließe sich mit Worten alles beheben.
    Ich wußte, warum ihre Augen vor Scham und Wut glühten. Mit mir hatte das, glaube ich, wenig zu tun.
Das wurde an einem gottverlassenen Ort aufgenommen, dessen Namen ich glücklicherweise vergessen habe – Auf immer, Moleen
, hatte er in schwungvoller Schönschrift unter das Foto geschrieben. Ich fragte mich, wie einer Schwarzen, die auf einer Plantage aufgewachsen war, zumute

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