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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Dap hört nur auf einen Mann. Laß mich mit ihm reden, dann geht schon alles klar.«
    »Wie läuft’s, Jungs?« sagte Johnny Carp und setzte sich hin.
    »Was steht an, John?« fragte ich.
    Er nahm einen gefüllten Pilz und stopfte ihn sich in den Mund. Schaute mich weiter lächelnd an, während er kaute.
    »Er fragt mich, was ansteht«, sagte er. »Dave, ich steh auf Sie, Sie verfluchter Wildling.«
    »Schön, daß du’s geschafft hast, Johnny«, sagte Clete.
    »Ich steh aufs Angeln«, sagte er. »Egal, ob Rotbarsch oder Seewels, Regenbogen- oder Bachforelle, Hauptsache, ich bin an der frischen Luft, und die Wellen schwappen ans Boot. Dave, Sie sind ein verfluchter Blödmann. Wir leben nicht mehr im Wilden Westen. Klar, worauf ich hinauswill?«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Johnny«, sagte ich.
    »Hey, Clete, bestell uns was zu trinken, dazu ein paar Krabbenscheren und ’ne Portion Austern, aber sieh zu, dasse frisch sind. Ich muß mit dem Irren hier reden«, sagte Johnny.
    »Ich glaub nicht, daß das geht, John«, sagte ich.
    »Was will er damit sagen, Clete?«
    »Streak mag andere Leute nicht mit seinem Zoff behelligen, das ist alles, Johnny.«
    »In diesem Fall hab ich seinen Zoff am Hals. Bringen wir die Sache also hinter uns. Draußen in meinem Auto sitzt ein Typ, der in Houston zum Schönheitschirurgen gehn muß. Ein Typ, der’s nicht drauf angelegt hat, daß er so zugerichtet wird. Ich will damit sagen, daß sein Gesicht ausschaut wie ein Basketball, der hinten und vorne geflickt is. Der Typ findet nicht mal mehr in der Blindenschule was zum Ficken. So was können Sie nicht einfach so tun, bloß weil Sie ein Cop sind, Dave.«
    »Sie gehen sehr großzügig mit Ihrer Zeit um, Johnny«, sagte ich. »Aber ich habe nicht um dieses Stelldichein gebeten.«
    »Was denn, hock ich etwa hier und spiel heimlich an meinem Schwanz rum?«
    Eine Familie, die in der Nähe saß, stand auf und ging.
    »Ihr Mann ist zu weit gegangen«, sagte ich.
    »Ich glaub, hier geht’s um falschen Stolz. Das bringt nix.«
    »Ich kenn ein paar Cops in New Orleans, die ihm dafür das Licht ausgeblasen hätten.«
    »Wir sind nicht in New Orleans. Sie haben den Mann fertiggemacht. Er arbeitet für mich. Ich bin hier bloß der Fürsprecher.«
    »Ich glaube, Sie haben nicht zugehört. Ich war außerhalb meines Reviers. Bloß deswegen ist Ihr Mann nicht wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt eingefahren. Thema beendet, Johnny«, sagte ich.
    »Sie kosten mich eine Menge guten Willen, Dave«, sagte er. »Und darauf kommt’s an, wenn alles wie geschmiert laufen soll. Sie sind ein gebildeter Mensch. So was muß ich Ihnen doch nicht eigens erklären«, sagte Johnny. »Der Typ da draußen in meinem Auto, der macht nichts aus gutem Willen, der macht es aus Respekt vor mir. Wenn ich das nicht honoriere, bringt mir auch niemand anders mehr Respekt entgegen.«
    »Was glauben Sie denn, was Sie hier und heute erreichen können?« fragte ich.
    »Ich hab ’n Kuvert mit zehn Riesen dabei. Geben Sie’s dem Typ für seine Krankenhauskosten und sagen Sie einfach, daß Sie nichts gegen ihn haben. Sie brauchen nicht mal zu sagen, dasses Ihnen leid tut. Das Geld spielt keine Rolle, weil ich seine Krankenhausrechnung sowieso bezahle, und die zehn Scheine muß er mir wiedergeben. So springt für jeden was bei raus, jedem geht’s hinterher besser, und wir kriegen später keine Probleme.«
    »Meinen Sie das ernst?« fragte ich.
    »Ich nehm ’n Typ, der manchen Leuten schon beim Aufwachen den kalten Schweiß aus dem Körper treibt, an die kurze Leine, pump ihn voll Demerol, daß er sich nicht durchs Fenster davonmacht, bloß damit ich ihn Ihnen vom Leib halten kann, verflucht noch mal, und Sie haben die Stirn, mich zu fragen, ob ich’s ernst meine?«
    Er holte einen Kamm aus der Brusttasche seines Hemds, fuhr sich damit durch die Haare und strich gleichzeitig mit den Fingern über die Wellen, furchte die faltige Stirn und schaute mich mit bohrendem Blick an. Die Zähne seines Kamms glänzten ölig.
    »Komm schon, Johnny, Dave will niemand anfegen. Die Sache ist einfach aus dem Ruder gelaufen. So was kommt vor.«
    »Er will was nicht?« sagte Johnny.
    »Niemand anfegen. Er hat nicht vor, jemanden zu verprellen.«
    »Ich weiß, was es heißt, aber warum redest du wie’n Nigger mit mir?«
    Clete ließ langsam Luft ab und lupfte sein Hemd mit dem Daumen vom Schlüsselbein. »Ich bin heut draußen in meinem Boot gebraten worden, Johnny«, sagte er.

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