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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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auch Karin. »Das hier war geplant. Der Mörder muss jemand sein, den er gekannt hat.«
    »Wir brauchen ein vollständiges Verzeichnis aller Besucher der Vernissage, und wir müssen feststellen, ob auch Gäste dort waren, die nicht auf der Einladungsliste standen«, sagte jetzt Knutas. »Alle müssen überprüft und vernommen werden. Und dann müssen wir alles daran setzen, den Künstler und seinen Agenten zu erwischen.«
    »Im Hotel haben sie jedenfalls nicht ausgecheckt«, sagte Wittberg. »Ihre Sachen sind noch auf den Zimmern, und sie haben die Rechnung nicht bezahlt, also sind sie vielleicht nur für einen Tag weggefahren. Ich werde heute weiterhin versuchen, sie zu erreichen, am Telefon melden sie sich bisher nicht. Aber ich hoffe doch immerhin, Sixten Dahl zu erwischen. Seine Galerie öffnet bald, und irgendwer dort muss uns helfen können. Vielleicht weiß er ja, wo die beiden anderen stecken.«
    Sie wurden von Knutas’ Telefon unterbrochen. Er zog es aus der Jackentasche und meldete sich.
    Alle warteten schweigend, lauschten auf das Grunzen und Brummen ihres Chefs und studierten Knutas’ Mienenspiel, das von größter Überraschung in tiefe Nachdenklichkeit überging. Als er das Gespräch beendet hatte, hingen alle Blicke an seinen Lippen.
    »Das war Monika Wallin. Vorhin ist vor ihrem Haus ein Möbelwagen vorgefahren. Die Spedition war von Egon Wallin genau darüber informiert worden, was sie holen sollte. Und er hatte den Umzug im Voraus bezahlt.«

DIE RÄUMLICHKEITEN des altehrwürdigen Auktionshauses Bukowskis waren von nüchterner Eleganz geprägt. Die Rezeption lag an der Arsenalsgata zwischen Berzelii Park und Kungsträdgården mitten in Stockholm.
    Der Sachverständige Erik Mattson im diskreten grauen Anzug mit zurückgekämmtem Haar empfing den wesentlich schlichter gekleideten Kunden, der leicht verwirrt wirkte und sich in der vornehmen Umgebung nicht wohlzufühlen schien. Er brachte ein in Zeitungspapier und Klebeband gewickeltes Ölgemälde mit, das er unter den Arm geklemmt trug.
    Der Mann hatte morgens am Telefon das Bild als Schärenmotiv in verschiedenen Grautönen mit viel Himmel und Meer und einem kleinen weißen Haus mit schwarzem Dach beschrieben. Obwohl es unsigniert war, hörte es sich für Erik interessant an, und er hatte den Kunden gebeten, das Bild zur Inspektion vorbeizubringen.
    Jetzt war der Mann hier, gekleidet in einen Mantel, der seine besten Tage schon hinter sich hatte, und einen dünnen, unmodernen Schal. Seine Schuhe waren alles andere als blank geputzt, das registrierte Erik Mattson immer. Gepflegtes Schuhwerk war der Beweis dafür, dass der Kunde auf sich hielt. Was aber bei dem Mann, der jetzt vor ihm stand und an seinem großen Paket herumfummelte, nicht der Fall war. Seine Stirn war schweißnass. Sein Hemdkragen war zerknittert, ein Fleck zeichnete sich auf dem abgenutzten Mantel ab, und die Handschuhe, die er auf den Tisch gelegt hatte, waren bis auf das Futter zerschlissen. Der Mann sprach mit dem deutlichen Akzent des Stadtteils Södermalm. So redeten nicht mehr viele. Es war fast ein wenig charmant.
    Erik hoffte, dass das Bild nicht gestohlen war. Er musterte den Kunden forschend – nein, der sah wirklich nicht kriminell aus. Und das Bild war sicher nichts wert, das waren unsignierte Bilder nur selten. Trotzdem musste man sie taxieren, denn hier und da gab es doch das eine oder andere Goldstück, das man um nichts in der Welt übersehen wollte. Sonst könnte es bei der Konkurrenz landen, und das durfte einfach nicht passieren.
    Erik führte den Kunden in den engen, aber eleganten Besprechungsraum. Dort gab es einen gustavianischen Tisch mit einem Stuhl an jeder Seite, ein Gemälde von Einar Jolin hing an der Wand, daneben stand ein Bücherregal voller Nachschlagwerke. Auf dem Tisch war ein Laptop, mit dem man rasch die Geschichte eines Werkes suchen oder sich über einen möglichen Maler informieren konnte. Wenn das Werk schwer zu beurteilen war, musste der Taxator bisweilen einen Kollegen zu Hilfe rufen. Manchmal wurde ein Bild über mehrere Tage geprüft, wenn eine genauere Untersuchung vonnöten war. Es war eine spannende Arbeit, und Erik liebte seinen Beruf.
    Sie legten das Bild mit vereinten Kräften auf den Tisch, und Erik nahm die vertraute Spannung im Brustkorb wahr. Das hier war einer der goldenen Momente bei seiner Arbeit. Wenn er mit einem unbekannten Kunden da stand und das Bild bisher nur vom Hörensagen kannte. Die Spannung, nicht zu wissen, ob

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