Im Dunkeln der Tod
bewohnt wurde. An den hellen Wänden hingen überall Bilder, kleine und große abwechselnd, von den verschiedensten modernen Künstlern. Dass es sich um qualitativ hochwertige Werke handelte, konnte sogar Knutas sehen.
Sie ließen sich im Wohnzimmer in Sesseln mit Blick auf das graublaue Meer nieder. Nur der schmale Weg nach Snäck trennte das Grundstück vom Strand. Knutas zog Notizbuch und Stift hervor.
»Erzählen Sie, was ist heute Morgen passiert?«
Monika Wallin hielt ein Taschentuch in der Hand, das sie beim Reden zerknüllte.
»Also, ich saß in der Küche, als plötzlich ein Möbelwagen unsere Auffahrt hochfuhr. Ich dachte natürlich, die hätten sich in der Adresse geirrt. Aber als sie dann klingelten, stellte es sich heraus, dass sie einen von Egon unterschriebenen Auftrag hatten. Er hatte den Umzug bestellt.«
»Haben Sie eine Kopie des Auftrags?«
»Ja, sie haben mehrere Papiere hinterlassen.«
Monika Wallin erhob sich und sprach weiter, während er hörte, wie sie eine Schublade öffnete.
»Sie mussten unverrichteter Dinge wieder fahren. Aber das spielte für sie wohl keine Rolle, ganz im Gegenteil. Egon hatte alles schon im Voraus bezahlt.«
Sie kam zurück und reichte Knutas einen dünnen hellblauen Zettel. Knutas sah, dass es sich um den Durchschlag des Auftrags handelte, die Ladung hätte in die Artillerigata in Stockholm gebracht werden sollen.
»Artillerigata«, sagte er nachdenklich. »Das liegt doch auf Östermalm?«
Monika Wallin schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nicht, wo es liegt.«
»Auf dem Auftrag ist keine feste Telefonnummer notiert«, murmelte Knutas. »Nur eine Mobilnummer. Ist das die Nummer Ihres Mannes?«
»Ja.«
»Und Sie haben von allem nichts gewusst?«
»Nein, es war eine gewaltige Überraschung. Leider ist es auch nicht die einzige. Egon hatte hier zu Hause einen Schreibtisch mit einigen verschlossenen Schubladen. Natürlich wusste ich, wo er den Schlüssel versteckt hatte. Ich hatte bisher nie einen Grund zum Schnüffeln, aber vorhin, ehe Sie gekommen sind, habe ich dort nachgesehen.«
Sie griff nach einem Ordner, der auf dem Tisch lag.
Monika Wallins Mund war klein und trocken, und sie kniff die Lippen noch fester zusammen als vorher.
»Hier liegen ein Antragsformular für eine Scheidung, das er sogar noch ausgefüllt hat, ein Kaufvertrag für eine Wohnung in der Artillerigata in Stockholm und ein Vertrag, in dem er die Galerie einem gewissen Per Eriksson überlässt. Ja«, fügte sie bitter hinzu, »man mag es kaum glauben.«
»Darf ich mal sehen?«
Knutas beugte sich eifrig über die Papiere.
Er überflog sie rasch. Offenbar hatte Egon Wallin seinen Aufbruch sorgfältig vorbereitet.
»Ich weiß nicht, wie ich das ertragen soll«, sagte Monika Wallin mit kläglicher Stimme. »Zuerst der Mord. Und dann das hier.«
»Ich verstehe, welche Belastung das für Sie sein muss«, sagte Knutas teilnahmsvoll. »Und es tut mir leid, Sie weiter bemühen zu müssen. Aber ich muss Ihnen einige Fragen stellen. Im Rahmen der Ermittlungen.«
Monika Wallin nickte. Sie spielte noch immer an ihrem Taschentuch herum.
»Erzählen Sie vom Samstag und der Vernissage«, bat Knutas. »Was haben Sie an diesem Tag gemacht?«
»Egon ging am frühen Morgen in die Galerie, ich war noch nicht einmal aufgewacht. So eine Vernissage war bei uns an sich ja nichts Ungewöhnliches – er war gern rechtzeitig da, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Um alles noch einmal zu überprüfen, dass die Bilder gerade hingen und so. Ich habe mich immer um das Catering gekümmert und war kurz nach elf da, eben zusammen mit dem Catering-Unternehmen.«
»Was für einen Eindruck machte Egon – verhielt er sich auf irgendeine Weise unnormal?«
»Er war nervöser als sonst, ungeduldig und reizbar. Mir kam das komisch vor, weil ja alles genau nach Plan ablief.«
»Was ist dann passiert?«
»Der Künstler, dieser Mattis Kalvalis, traf ein, und danach hatten wir keine ruhige Minute mehr. Er brauchte die ganze Zeit Hilfe oder ein Glas Wasser, Aschenbecher, Zigaretten, mir war noch nie ein so nervöser Mensch begegnet. Und er war unglaublich egozentrisch. Ihm war es doch egal, dass wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren mussten. Er nahm enorm viel Raum ein.«
Sie seufzte und schüttelte leicht den Kopf.
»Dann kamen die Gäste, so gegen eins, und danach war jedenfalls bis sieben Uhr abends nur noch Hochbetrieb.«
»Ist bei der Vernissage irgendetwas passiert, das Ihnen aufgefallen
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