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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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viel größer war als DIN A4. Das Motiv zeigte ein Stück vom Stockholmer Schloss, im Hintergrund war die Ridderholmskirche zu ahnen, ansonsten dominierte das Wasser. Die goldenen Farben, die im Schlossfenster reflektiert wurden, ließen annehmen, dass der Künstler das Abendlicht abgebildet hatte. Knutas war kein Kunstkenner, aber ab und zu konnte er doch sehen, dass er es mit Qualität zu tun hatte. Eine Unterschrift konnte er nicht finden.
    »Wer hat das gemalt?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich bin nicht gerade eine Expertin. Ich habe mich vor allem um die Buchhaltung gekümmert, aber wenn ich raten soll, dann tippe ich auf Zorn.«
    »Anders Zorn?«, rief Knutas verblüfft. »Dann muss es doch sehr viel wert sein.«
    »Wenn es wirklich Zorn ist, ja. Aber das ist noch nicht alles.«
    Das nächste Bild war etwas größer und hatte einen schönen Goldrahmen. Das Motiv verriet Knutas sofort, wer es gemalt hatte. Zwei rundliche nackte Frauen, mit weißer Haut und roten Wangen, an einem Ufer, das sicher zum Siljansee gehörte.
    »Das da ist wirklich ein Zorn, oder?«, fragte er erregt und suchte nach der Signatur, die er in der rechten Ecke fand.
    Er mochte seinen Augen nicht trauen. Hier stand er in einem schmuddeligen Reihenhauskeller in Visby und betrachtete Werke eines der größten schwedischen Künstler aller Zeiten. Das war doch nicht möglich!
    Monika Wallin konnte noch weitere Bilder vorweisen: ein Pferdebild von Nils Kreuger, eins, das einige Spatzen im Schnee zeigte, von Bruno Liljefors, und eins von zwei Knaben, die sich einen Apfelbaum mit einer Villa im Hintergrund ansahen. Dieses Bild war signiert mit C. L. Carl Larsson.
    Knutas musste sich auf einen Hocker in der engen Kammer sinken lassen.
    »Sie haben also nichts von diesen Bildern gewusst?«
    »Natürlich nicht. Wir haben sie in der Galerie nicht gezeigt, wir haben sie nicht gekauft, sie sind nirgendwo verzeichnet.«
    »Das sind alles sehr bekannte Künstler, was glauben Sie, was diese Bilder wert sein können?«
    »Ein Vermögen«, seufzte sie. »Insgesamt sicher einige Millionen Kronen.«
    »Haben Sie noch weitere Kartons durchgesehen?«
    »Nein, ich kann nicht mehr. Jetzt ist das Ihre Sache.«
    »Wir müssen eine Hausdurchsuchung vornehmen, das ist Ihnen sicher klar?«
    Sie nickte und machte eine resignierte Handbewegung.
    Während sie auf Verstärkung warteten, bot Monika Wallin Kaffee an. Und nun brachte Knutas das brisante Thema zur Sprache. Er wollte gleich zur Sache kommen.
    »Warum haben Sie bei unserem letzten Gespräch Ihre Beziehung zu Rolf Sandén nicht erwähnt?«
    Offenbar hatte Monika Wallin diese Frage erwartet. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Ich hielt sie für ziemlich uninteressant.«
    »Alles, was mit Ihnen und Egon zu tun hat, ist wichtig für uns. Hat Egon davon gewusst?«
    Sie seufzte tief.
    »Nein, er wusste nichts. Er hat auch nichts geahnt.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Wir haben uns vorsichtig verhalten. Haben uns tagsüber getroffen, wenn Egon in der Stadt war. Ich habe ja viel zu Hause gearbeitet. Bin eigentlich nur montags in der Galerie.«
    »Die Nachbarn wissen offenbar Bescheid?«
    »Das lässt sich in so einer kleinen Ortschaft wohl nicht vermeiden. Aber mir ist das egal, ich habe ohnehin hier zu niemandem Kontakt.«
    »Außer zu Rolf Sandén?«
    »Ja, außer zu ihm.«

DIE IM HAUS DER WALLINS gefundenen Bilder wurden von der Polizei beschlagnahmt und mit dem nächsten Flugzeug zur Identifikation und Taxierung zum Auktionshaus Bukowskis nach Stockholm geschickt. Erik Mattson erhielt sie am Dienstagvormittag.
    Er brauchte nicht einmal eine Stunde, um die Gemälde zu identifizieren und sich von ihrer Echtheit zu überzeugen. Es handelte sich ausschließlich um Originale. Das größere Zorn-Gemälde, das die Hügel am Siljan-Ufer zeigte, hatte einen Wert von drei bis vier Millionen. Die übrigen Bilder lagen bei an die hunderttausend Kronen pro Stück. Alles in allem schätzte er den Wert auf zwischen vier und fünf Millionen Kronen. Die Bilder waren bekannt, und seine Suche in Internetarchiven hatte ergeben, dass sie allesamt gestohlen waren.
    Die beiden Zorn-Gemälde waren drei Jahre zuvor aus einer Sammlung in Göteborg verschwunden, das Gemälde von Carl Larsson ein Jahr zuvor aus einer Ausstellung in Falun, der Bruno Liljefors schließlich war während eines Umzugs auf Gotland vor nur wenigen Monaten gestohlen worden.
    Als er fertig war, rief Erik Mattson sofort Knutas an.
    »Verdammt«, sagte

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