Im Dunkeln der Tod
Aber das ist lange her.«
»Wir würden Ihnen gern kurz ein paar Fragen stellen – über die Wallins«, sagte Johan, der das sinnlose Gerede jetzt langsam satt hatte. »Und dürfen wir dabei filmen?«
»Sicher, das ist doch kein Problem.«
Ingrid Hasselblad setzte sich gerade und lächelte in die Kamera wie zu einer Portraitaufnahme.
»Stellen wir uns doch einfach vor, dass es keine Kamera gibt und dass Sie und ich uns bloß unterhalten.«
»Sicher.«
Ingrid Hasselblad blieb stocksteif in derselben Haltung sitzen, mit einem starren Lächeln auf ihren roten Lippen.
»Na gut, wenn Sie sich jetzt zu mir hindrehen könnten«, befahl Johan, »und dann üben wir erst mal, ehe wir die Kamera laufen lassen. Um ein bisschen in Stimmung zu kommen.«
Er gab Pia ein Zeichen, die Aufnahme zu starten.
»Was haben Sie bei Egon Wallin zu Hause gesehen?«
»Heute Morgen, als ich vom Einkaufen kam und an ihrem Haus vorüberging, kamen einige Polizisten mit Bildern aus dem Haus.«
»Was haben die Polizisten mit den Bildern gemacht?«
»Sie haben sie in einen Streifenwagen gebracht. Die Bilder waren mit Tüchern verhängt, aber als eins davon ins Auto gelegt werden sollte, rutschte das Tuch herunter, und ich konnte einen Blick auf das Kunstwerk werfen.«
»Wissen Sie, was es für ein Bild war?«
»Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, es sah aus wie ein Zorn.«
»Können Sie das Motiv beschreiben?«
»Das Bild stellte zwei runde Frauen dar, mit weißer Haut, wie immer auf Zorns Bildern. Die Frauen saßen in grünem Gras, an einem See oder Fluss, jedenfalls am Wasser.«
»Ist Ihnen früher schon bei der Familie Wallin etwas aufgefallen?«
»Er hat ja oft Bilder bei sich gehabt, aber darüber habe ich mich nicht gewundert, sie haben doch diese Galerie.
Und da ist es ja wohl kein Wunder, wenn man auch bei sich zu Hause Kunstwerke aufbewahrt.«
»Haben Sie jemals Monika Wallin mit Bildern gesehen?«
»Neeeein«, antwortete Frau Hasselblad zögernd. »Das nicht.«
»Können Sie uns sonst noch etwas erzählen?«
Jetzt errötete Ingrid Hasselblad unter ihrem Rouge.
»Ja, das kann man wohl sagen.«
Johans Spannung stieg.
»Was denn?«
»Diese Monika, die betrügt ihren Mann. Mit Rolf Sandén, von hier nebenan.« Sie nickte vielsagend zur Wand hinüber. »Sie treiben es schon seit mehreren Jahren und treffen sich, wenn Egon bei der Arbeit ist.«
»Können Sie Rolf Sandén beschreiben?«
»Er ist seit einigen Jahren Witwer. Ja, seine Frau war reizend und sympathisch, aber leider ist sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ihre Kinder wohnen schon lange nicht mehr zu Hause.«
»Arbeitet er tagsüber nicht?«
»Er ist Frührentner. Er war Bauarbeiter, und dabei hat er sich den Rücken ruiniert. Aber er ist noch ein junger Kerl, gerade mal fünfzig. Im Sommer hat er seinen Geburtstag ganz groß gefeiert.«
Sie beugte sich vor und sagte leise:
»Er geht zum Trabrennen, und ich habe gehört, dass er spielsüchtig ist.«
»Wer behauptet das?«
Johan lauschte interessiert. Die Sache wurde ja immer besser.
»Das wird so gesagt. Alle wissen doch, dass Rolf Sandén ein notorischer Spieler ist. Wirklich alle.«
Ingrid Hasselblad rutschte in ihrem Sessel hin und her und drehte sich zu Pia um.
»Können wir nicht bald anfangen? Ich muss sonst meinen Lippenstift nachziehen.«
ALS KNUTAS, DER SICH ein belegtes Brötchen gekauft hatte, ins Büro zurückkam, hörte er sofort, dass Kihlgård von der Zentralen Kriminalpolizei eingetroffen war. Sein polterndes Lachen war nicht zu überhören. Laute Stimmen, unterbrochen von Lachsalven, drangen aus dem Besprechungszimmer, es hörte sich an wie eine lustige Cocktailparty. So war es immer. Kaum ließ Kihlgård sich blicken, stieg die Stimmung in der Kriminalabteilung.
Niemand achtete auf Knutas, als der die Tür öffnete. Kihlgård drehte ihm seinen breiten Rücken zu und hatte offenbar gerade eine seiner zahllosen Anekdoten erzählt, da sich alle am Tisch vor Lachen krümmten.
»Und dann kam er und stopfte alles in sich rein«, fuhr Kihlgård in erregtem Tonfall fort und breitete die Arme aus. »Jeden verdammten Krümel.«
Diese Pointe löste eine Lachlawine aus, dass die Wände wackelten. Knutas schaute sich wortlos um und klopfte Kihlgård auf die Schulter. Die Miene des Kollegen zeigte Begeisterung, als er herumfuhr.
»Aber hallo, Knutte, alter Knabe, wie geht’s dir denn so?«
Knutas verschwand fast in Kihlgårds gewaltiger Umarmung. Er klopfte dem anderen
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