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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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beschlagnahmt.«
    Karin starrte zuerst die leere Wand und dann den Tisch davor an. Egon Wallin – Muramaris – der »Sterbende Dandy«: Es musste einen Zusammenhang in diesem Dreieck geben. Der Dieb hatte mit der Skulptur aus Wallins Galerie offenbar etwas sagen wollen. War aber der Dieb des Bildes auch der Mörder Egon Wallins?
    In diesem Moment wirkte das überaus wahrscheinlich.
     
    Der Diebstahl auf Valdemarsudde war am Montag natürlich in allen Nachrichtensendungen das Hauptthema gewesen, und Johan wurde bei der Besprechung am nächsten Morgen gewaltig gelobt. Die Regionalnachrichten hatten als Erste berichten können, wie der Täter ins Museum gelangt war und dass er über das Eis geflohen war, auch wenn die übrigen Nachrichtenredaktionen des Senders nun das Material an sich rissen und in ihren eigenen Sendungen verwendeten. Eigentlich sollten Reporter gleich nach ihrer Rückkehr ins Sendegebäude allen im Haus ihr Material zur Verfügung stellen. Auf diese Weise konnten alle die vorhandenen Interviews und Bilder nutzen. Aber Johan hatte begonnen, sich dagegen zu wehren. Er wollte nicht riskieren, auf seine eigene Reportage verzichten zu müssen, nur weil er andere mit Material und Informationen versorgt hatte, deren Sendung für wichtiger erachtet wurde. Wenn er und der Kameramann einzigartige Bilder oder exklusive Interviews austeilen sollten wie Gratissüßigkeiten an kleine Kinder, um dann zuzusehen, wie das Material für die verschiedenen Sendungen zerstückelt wurde, empfand er das als ungerecht. Das machte keinen Spaß und war nicht gut für das Berufsethos. Es nützte weder ihm noch dem Fotografen. Sein Protest war bei seinen Vorgesetzen jedoch nicht gern gesehen, sicher keine geschickte Strategie, um sich ein höheres Gehalt oder eine Beförderung zu sichern. Aber vielleicht würde es so leichter werden, eine Stelle auf Gotland zu ergattern, wenn dort jemals jemand auf Dauer eingestellt würde. Die Redaktion in Stockholm wäre dann den Querulanten los.
    Nach der Morgenbesprechung verbrachte er mehrere Stunden mit dem Versuch, sich weitere Informationen über die Ermittlungen im Mordfall auf Gotland zu besorgen. Er versuchte den ganzen Vormittag erfolglos, Knutas oder Karin zu erreichen. Pia Lilja lag mit Grippe im Bett, sie konnte ihm also auch nicht weiterhelfen. Am Ende musste er sich mit Lars Norrby zufrieden geben. Er fragte, ob bei der Ermittlung etwas Neues geschehen sei.
    »Eigentlich nicht direkt.«
    »Etwas musst du mir doch erzählen können? Wir müssen diese Story am Leben erhalten, das hilft euch auch.
    Damit die Leute, die etwas wissen, sich auch weiter bei der Polizei melden.«
    »Komm mir nicht mit solchem Unsinn, dafür bin ich schon zu lange in diesem Job.«
    Johan konnte hören, wie Norrby am anderen Ende der Leitung lachte. Nach dem Drama des vergangenen Jahres hatte er noch immer gute Karten bei der Visbyer Polizei und wollte deshalb nicht aufgeben. Nachdem er über eine Viertelstunde auf verschiedene Weise versucht hatte, den Pressesprecher anzuzapfen, hatte er ihn endlich so weit. Als Johan fragte, ob Karin verreist sei, da er sie nicht erreichen könne, erzählte Norrby, sie sei dienstlich in Stockholm.
    »Warum das denn?«, fragte Johan.
    »Wegen des Museumsdiebstahls.«
    Johan verstand überhaupt nichts.
    »Was?«, fragte er einfach dumm.
    »Dem Diebstahl auf Valdemarsudde. Wir versuchen, festzustellen, was der mit dem Mord an Egon Wallin zu tun hat.«
    Johan war verunsichert. Was zum Teufel meinte der andere eigentlich? Er wartete einige Sekunden lang ab und hoffte, dass Norrby noch etwas mehr verriet.
    Das Schweigen wurde offenbar unangenehm, denn jetzt redete Norrby wirklich weiter.
    »Das sollte unter uns bleiben, aber die Skulptur, die am Tatort in Valdemarsudde hinterlassen wurde, ist dieselbe, die aus Egon Wallins Galerie verschwunden ist.«
    Johan, der keine Ahnung davon gehabt hatte, dass aus der Galerie in Visby eine Skulptur gestohlen worden war, spielte einfach mit.
    »Ach so, die Skulptur, ja. Vielen Dank erst mal!«

MAX GRENSFORS KIPPELTE in seinem Redakteurssessel am Redaktionspult hin und her, den Telefonhörer am Ohr, wie immer. Neben ihm saß die Programmleiterin und starrte auf den Bildschirm. Sie sah sich einen Beitrag an und trug Kopfhörer. Der Produzent der Sendung war in die Suche nach Bildern für eine Reportage über Gewalt gegen Frauen vertieft, ein Thema, das immer schwer zu illustrieren war. Man lief Gefahr, immer wieder dieselben Genrebilder

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