Im Dunkeln der Tod
JACOBSSON FUHR zusammen mit Kurt Fogestam von der Stockholmer Polizei nach Valdemarsudde, während Kihlgård die Vernehmungen von Sixten Dahl und Hugo Malmberg übernahm. Karin und Kurt Fogestam liefen zunächst eine Runde um das abgesperrte Parkgelände herum, das das Museum umgab, um sich ein Bild zu machen. Der Park war verschneit, und das Wasser war zu Eis gefroren. Alles war von unvergleichlicher Schönheit.
»Wir haben den Verdacht, dass der Täter sich über das Eis abgesetzt hat«, sagte Kurt Fogestam.
Er und Karin waren einander schon mehrmals begegnet, wenn sie das Hauptquartier der Polizei in Stockholm besucht hatte.
»Das weiß ich. Aber sicher fahren hier auch im Winter Boote?«
»Das schon, aber in diesem besonders kalten Jahr liegt das Eis an der gesamten Uferlinie von Djurgården und noch mehrere Meter weiter hinaus. In Landnähe ist das Eis mehrere Dezimeter dick, und man kann darüber laufen und fahren. Außerdem ist es ausnahmsweise einmal sehr gleichmäßig. Ich glaube, er ist auf Rennschlittschuhen verschwunden.«
»Ein Kunstdieb, der in der Nacht kommt, aus einem Museum ein berühmtes und sagenumwobenes Bild stiehlt und auf Schlittschuhen entkommt – das hört sich an wie der pure James Bond.«
Kurt Fogestam lachte auf.
»Aber sicher. Nur ist der Täter eben wirklich so vorgegangen.«
Der Kommissar stieg die steile Treppe zu den Felsen am Eisrand hinunter. Er blieb stehen und hob die Hand.
»Er ist hier an Land gegangen und auf ebendiesem Weg wieder verschwunden.«
»Wie weit habt ihr die Spuren verfolgen können?«
»Wir waren zehn Minuten, nachdem der Alarm ausgelöst wurde, hier, aber es hat dann noch einmal eine Viertelstunde oder zwanzig Minuten gedauert, bis die Hunde eintrafen. Und damit haben wir wohl leider sehr viel Zeit verloren. Sie konnten die Fährte nur bis hier unten verfolgen. Danach gibt es keine Spuren mehr. Und auf dem Eis liegt ja kaum Schnee, deshalb ist dort auch nichts zu sehen.«
»Wie ist er ins Gebäude gelangt?«
»Dieser Mann wusste, was er tat. Er ist durch den Luftschacht auf der Rückseite eingestiegen und dann nach unten geklettert. Den Alarm hat er ignoriert, sein Vorhaben ausgeführt und den Tatort auf gleichem Wege wieder verlassen.«
»Eiskalt«, sagte Karin. »Und so ist es hier draußen ja auch. Gehen wir ins Haus?«
Im Eingang trafen sie Per-Erik Sommer, der unbedingt zuerst Kaffee anbieten wollte, um seine beiden durchgefrorenen Gäste zum Auftauen zu bringen. Der Museumsleiter war ein großer, kräftiger Mann mit freundlichem Blick hinter seiner Hornbrille.
Das Café lag in der ehemaligen Küche des Prinzen, dort ließen sie sich nieder. Sofort wurden ihnen Kaffee und warmer Apfelkuchen mit Vanillesoße serviert. Es schmeckte wunderbar nach dem eiskalten Spaziergang.
Kurt Fogestam hatte Karin erklärt, dass er nur zur Gesellschaft mitgekommen sei. Die Stockholmer Polizei habe Sommer bereits vernommen, und jetzt sei es an Karin, die Fragen zu stellen, auf die sie eine Antwort brauchte.
»Das alles ist schrecklich, einfach schrecklich«, seufzte Per-Erik Sommer und rührte seinen Kaffee um. »Wir hatten hier noch nie Diebstähle – na ja, im Park natürlich schon«, korrigierte er sich rasch. »Draußen sind einige Skulpturen verschwunden, und das ist natürlich auch schon schlimm genug. Aber dennoch. Das hier ist etwas ganz anderes. Der Alarm hat funktioniert, aber was hat das geholfen? Die Polizei war nicht rechtzeitig da.«
»Haben Sie Überwachungskameras?«
»An einigen Stellen, aber der Dieb ist auf keiner der Aufnahmen zu sehen.«
»Wie viele Personen arbeiten hier?«
»Mal überlegen …« Der Museumsleiter murmelte vor sich hin und zählte an den Fingern ab. »Wir haben zehn Vollzeitangestellte, wenn wir Gärtner und Hausmeister dazu zählen. Dann gibt es noch etliche Personen, die nur ab und zu aushelfen.«
»Von wie vielen ist also so ungefähr die Rede?«
»Tja, zehn, fünfzehn, würde ich annehmen.«
»Hat irgendwer davon eine Verbindung zu Gotland?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Haben Sie oder jemand anders hier Egon Wallin gekannt?«
»Ich nicht, aber ich kann Ihnen nicht sagen, wie es sich bei den anderen verhält. Ich glaube aber, dass ich davon gehört hätte, in Anbetracht seines schrecklichen Todes.«
»Haben Sie jemals mit seiner Galerie in Visby zusammengearbeitet?«
»Nicht, seit ich dieses Museum leite.«
»Wissen Sie, ob irgendwer Kontakt zu Muramaris, der Galerie in Visby oder irgendeinem anderen
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