Im Dunkeln der Tod
Mann der Nerzträgerin, grauhaarig und sonnengebräunt in einem elegant geschnittenen Jackett, kükengelbem Pullunder und knallblauem Hemd. Die Farben der schwedischen Flagge. Er sah aus wie ein typischer Wirtschaftsbonze. Ein Bekannter begrüßte das Paar.
»Jetzt musst du noch einmal ein ernstes Wort mit ihr reden, ha, ha, damit sie nicht den ganzen Laden leer kauft. Das wäre doch arg.«
Er spürte, wie die Abneigung in ihm aufstieg. Er musste sich zwingen, auf dem unbequemen Stuhl sitzen zu bleiben.
Vorn hatte sich jetzt der Auktionsleiter ans Podium gesetzt, ein Mann von Mitte fünfzig mit strengem, elegantem Äußeren. Ein wenig arrogant, groß und schlank mit Hakennase und zurückgekämmten Haaren. Er schlug dreimal mit seinem Hammer auf den Tisch, um sich Ruhe im Saal zu verschaffen.
Das erste Werk wurde von zwei rosigen Knaben hochgehoben, die kaum älter als sechzehn, siebzehn Jahre zu sein schienen. Sie waren gut angezogen, frisch gebügelte dunkle Hosen und weiße gestärkte Hemden mit dunkelblauem Schlips unter der um die knabenhaft schlanken Körper gebundenen Lederschürze. Ihre Augen ließen die Bietenden nicht aus dem Blick, während sie zugleich mit leichtem Griff das während der Angebotsrunde auf einem Gestell ruhende Werk hielten.
Mit steigender Verachtung, gemischt mit tiefstem Neid, beobachtete er das Geschehen im Saal. Der Auktionsleiter dirigierte die Angebotsrunde, sichtlich genoss er die Spannung und das Tempo. Die Gebote schnellten wie Pingpongbälle zwischen dem Publikum im Saal und den unsichtbaren Kunden an den Telefonen hin und her. Er wusste auch, dass über ihm auf der Galerie Bukowskis’ Experten saßen und ihre Kundschaft telefonisch auf dem Laufenden hielten. Das Geld wechselte rasch den Besitzer, mithilfe von Nicken, Zwinkern und Kopfschütteln, erhobenen Kellen und Händen. Energie und Erwartung, zerschlagene oder erfüllte Hoffnungen. Operngläser, die an die Augen gehoben wurden, um die kleineren Objekte besser sehen zu können. Der Auktionsleiter – die ganze Zeit im Scheinwerferlicht, im Fokus – schnappte wie eine Kobra nach den Angeboten und zeigte ein zufriedenes kleines Lächeln im Mundwinkel, wenn die Angebote stiegen. Er behielt alle Summen in festem Griff: »Die Dame in der dritten Reihe«, »Angebot aus Göteborg«, »zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten«. Und dann zum Abschluss der kleine Schlag mit dem Hammer.
Ein Bild namens »Leichtigkeit« des Künstlers Robert Thegerström wurde für achtzigtausend ausgerufen, am Ende landete der Preis bei 295 000 Kronen.
Fast ganz hinten im Saal saß ein älteres Paar. Der Mann bot mit unergründlicher Miene auf unterschiedliche Werke, während seine Frau ihn die ganze Zeit bewundernd anblickte.
Eine Frau im knöchellangen Nerz bot, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne sich mit ihrem Mann auszutauschen, für hunderttausende von Kronen.
Vorn am Podium las eine Dame mit silbernen Haaren deutlich und gutartikuliert die Namen der Künstler und der Werke vor. Nur einmal zögerte sie: »Hier steht Wanderfalken, aber ich glaube, es handelt sich um Hühnerhabichte.« Im Saal kam daraufhin eine gewisse Heiterkeit auf.
Das hier ist ein Spiel für die Reichen, dachte er, während er sich das Schauspiel ansah. Unendlich weit entfernt vom Alltag normaler Menschen.
Ab und zu wurde es laut, und der Auktionsleiter musste die Anwesenden zur Ruhe mahnen.
Als die beiden schönen Knaben mit glühenden Wangen ein prachtvolles Ölgemälde von Anders Zorn hereinbrachten, senkte sich respektvolles Schweigen über das Lokal. Das Einstiegsgebot lautete auf drei Millionen. Bei dermaßen hohen Preisen boten nur noch wenige mit. Das Publikum verfolgte die Gebotsrunde voller Aufmerksamkeit. Es herrschte eine ganz andere Konzentration, wenn die Angebote die Grenze von zehn Millionen überstiegen.
Am Ende landete man bei zwölf Millionen siebenhunderttausend Kronen. Der Auktionsleiter nannte die Summe mit betonter Dramatik und kostete jede Silbe aus. Ehe er den Hammer fallen ließ, ließ er seine Hand noch einige zusätzliche Sekunden über der Tischplatte schweben, um den Genuss auszudehnen und den interessierten Konkurrenten eine letzte Chance zu geben. Als der Hammer dann endlich fiel, atmete die gesamte Versammlung erleichtert auf.
Was für ein Schaulaufen, dachte er.
Er erhob sich und ging, er konnte es nicht ertragen, noch länger zu warten. Der Mann, den er suchte, war nicht gekommen. Etwas musste schiefgegangen sein.
KARIN
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