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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Arbeit hier, mit dir und allen anderen, aber ansonsten passiert nichts in meinem Leben. Ich bin fast vierzig, ich will mich entwickeln, beruflich und privat.«
    Rote Flecken bedeckten jetzt Karins Hals, ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie aufgewühlt war oder die Lage schrecklich unangenehm fand.
    Sie schwiegen. Knutas wusste nicht, was er sagen sollte. Hilflos starrte er die kleine dunkeläugige Person auf der anderen Seite des Esstisches an. Sie seufzte und stand auf.
    »So ist es jedenfalls. Mein Entschluss steht fest.«
    »Aber …«
    Weiter kam er nicht. Er starrte auf den grauen Parkplatz, der im Schneeregen vor dem Fenster lag. Spürte zu seiner Verärgerung, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Verstohlen schaute er sich um. In Restaurant wimmelte es von Kollegen, die aßen, lachten und plauderten.
    Er wusste nicht, wie er ohne Karin bei der Arbeit zurechtkommen sollte. Sie war sein Ventil. Auch wenn ihre Beziehung in vieler Hinsicht einseitig wirken konnte, hatte sie ihm so viel gegeben. Zugleich konnte er sie nur zu gut verstehen. Es war klar, dass Karin eine Chance suchte, sich beruflich zu entwickeln, vielleicht jemanden kennenzulernen und eine Familie zu gründen. Wie alle anderen.
    Zurück in seinem Zimmer, zog er traurig die Tür hinter sich zu, nahm seine Pfeife aus der obersten Schreibtischschublade und begann, sie zu stopfen, begnügte sich dann aber nicht damit, an der kalten Pfeife zu nuckeln, sondern öffnete das Fenster, trat in den Luftzug und gab sich Feuer. War das wirklich ihr Ernst? Wo wollte sie wohnen? Sie verstand sich zwar gut mit Kihlgård, aber würde sie ihn und seine Dauerfresserei wirklich ertragen können? Er war zwar nett, wenn man ihn in passenden Portionen konsumierte, aber jeden Tag?
    Andererseits, wie unterhaltsam war er denn selbst? Hier passte sie sich ihm an, und er fand ihre Arbeitsbeziehung großartig, er mochte Karin, ihr Temperament, ihre lebhafte Art. Sie war immer für eine Überraschung gut. Karin bereicherte den Arbeitsalltag, gab ihm das Gefühl, zu leben. Durch sie mochte er sich selbst besser leiden. Aber wenn man den Spieß nun umkehrte? Was hatte er ihr zu bieten? Mit seinen ewigen Klagen über die Einsparungen bei der Polizei. Was hatte er Karin eigentlich zu geben? Was bekam sie von ihm? Vermutlich nicht viel.
    Er musste herausfinden, ob es zu spät war, daran etwas zu ändern. Karin hatte ihre Kündigung noch nicht eingereicht, sie hatte vielleicht nur vor, sich beurlauben zu lassen – probeweise. Sie hatte doch Eltern und Freunde auf der Insel, wie sollte sie sich auf dem Festland denn wohlfühlen – und in der Großstadt? Knutas geriet in Panik, wenn er sich vorstellte, in Zukunft ohne sie arbeiten zu müssen.
    Er musste eine Lösung finden. Irgendeine Lösung.
     
    Am späten Freitagnachmittag bekam Knutas neuen Stoff zum Nachdenken. Die Kollegen in Stockholm mailten eine Liste von Personen in Schweden, die als besonders interessiert an Nils Dardel galten.
    Er überflog die Liste, zuerst kam ihm kein einziger Name bekannt vor. Als er in der Mitte angekommen war, fuhr er zurück. Die Buchstaben glühten ihm entgegen – der Name eines Mannes, der ihm im Laufe der Ermittlung schon mehrmals begegnet war.
    Knutas ließ langsam die Luft durch die Nasenlöcher entweichen. Wieso um alles in der Welt tauchte Mattson hier auf?
    Er erhob sich und schaute aus dem Fenster. Versuchte, seine Erregung zu dämpfen. Erik Mattson, der Kunsttaxator bei Bukowskis und Gast der Vernissage in Visby. Er hatte die bei Egon Wallin gefundenen gestohlenen Bilder taxiert, ohne zu erwähnen, dass er am Mordtag in Visby gewesen war. Knutas musste sich eingestehen, dass er schlichtweg vergessen hatte, Erik Mattson anzurufen und eine Erklärung von ihm zu verlangen. Der Diebstahl auf Valdemarsudde war dazwischengekommen.
    Als die Mail gekommen war, hatte er gerade nach Hause gehen wollen. Er hatte unterwegs zwei Flaschen guten Wein und Blumen für Line kaufen wollen. Er hatte seine Familie in letzter Zeit gar zu sehr vernachlässigt.
    Jetzt würde er sich ein weiteres Mal verspäten. Er rief zu Hause an. Line klang nicht so verständnisvoll wie sonst. Auch nicht überrascht. Sogar für sie gab es eine Grenze. Sein schlechtes Gewissen schlug zu, aber er verdrängte es gleich wieder. Er musste sich auf Erik Mattson konzentrieren. Eigentlich hatte er sofort bei Bukowskis anrufen wollen, überlegte sich die Sache aber anders. Wenn Erik Mattson nun der Täter oder einer der Täter

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