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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Rahmen schlagen wollte, klingelte das Telefon. Verärgert über die Störung, schaute er auf und spielte mit dem Gedanken, den Anruf einfach zu ignorieren. Aber dann ließ er den Hammer sinken und erhob sich.
    Gerade jetzt, dachte er, als das Gespräch endlich beendet war. Dass er gerade jetzt anruft!
    Das musste das Schicksal sein.
    Danach arbeitete er lange und sorgfältig, um das Bild im neuen Rahmen zu befestigen. Als er fertig war, lehnte er es an die Wand. Trat einen Schritt zurück und musterte sein Werk.
    Er war mehr als zufrieden.
     
    Am Samstagmorgen schien eine bleiche und zögerliche Frühlingssonne.
    Johan servierte Emma Frühstück im Bett. Auf dem Tablett lag eine rote Rose. Sie aßen warme Croissants mit Himbeermarmelade, tranken Kaffee und lasen die Zeitung, während Elin in süßem Schlummer in ihrem Gitterbettchen lag. Emmas Eltern wollten um elf Uhr kommen, danach würden sie den Rest des Wochenendes für sich haben. Die Ringe hatten sie schon gemeinsam ausgesucht, Emma hatte sich in einen Ring aus Weißgold mit fünf Diamanten verguckt. Als er den Preis gesehen hatte, hatte er nach Luft geschnappt – aber wie oft verlobte man sich schließlich schon?
    Sie hatten hin und her diskutiert, wann und wo sie Ringe tauschen wollten. Dass es so schnell wie möglich geschehen sollte, fanden sie beide. Und sie wollten allein sein, ungestört von Kindergeschrei und Windelnwechseln, aber sie wollten Elin auch nicht allzu lange allein lassen.
    Am Ende beschlossen sie, sich an Emmas Lieblingsort zu verloben: dem Norsta-Auren-Strand oben in Nord-Fårö. Dort wohnten Emmas Eltern in einem alten Kalksteinhaus, das sie für sich haben konnten. Sie konnten nicht in einem Restaurant essen gehen, denn auf Fårö war im Winter nichts geöffnet. Sie beschlossen, es sich stattdessen im Haus gemütlich zu machen. Es lag nah am Meer und hatte außerdem einen offenen Kamin.
    Sie verließen Roma um die Mittagszeit gen Norden. Bei Fårösund nahmen sie die Fähre über den Sund, um die kleine Insel zu erreichen. Die Landschaft war hier einsamer und karger, obwohl der Unterschied jetzt im Winter nicht so deutlich war wie im Sommer.
    Die Kirche von Fårö thronte prachtvoll auf ihrer Höhe, und der Inselladen war geöffnet. Ein Auto stand auf dem Parkplatz. Johan fragte sich, wie der Laden sich im Winter rentieren konnte. Sicherheitshalber hatten sie schon in Visby alles gekauft, was sie brauchten. Sie mochten sich nicht darauf verlassen, dass der kleine Laden Filetsteaks, Scampi und belgische Pralinen führte.
    Er genoss die Landschaft. Die Schneedecke war ungewöhnlich dick, und die schönen Mauern, Windmühlen und Weiden der Insel waren mit weißen Mützen geschmückt. Hier und dort kamen sie an einem Bauernhof vorbei, aus Stein gebaut, um Wind und Wetter widerstehen zu können.
    Als sie von der Hauptstraße abbogen, die sich quer durch Fårö dahinzog, wurde der Weg schmaler. Sie passierten den Strand von Ekeviken, wo verfrorene Seevögel auf den Wellen schaukelten, und fuhren weiter in Richtung Skar und Norsta Auren. Das letzte Wegstück verwandelte sich in einen buckligen Pfad, und der Schnee lag hier noch höher. Sie konnten nur mit Mühe bis zum Haus fahren, obwohl Emmas Vater morgens noch geräumt hatte.
    Das weiße Kalksteinhaus lag ganz allein da, umgeben von einer niedrigen Mauer, mit dem Meer als mächtigem Nachbarn. Die Natur war überwältigend. Als sie aus dem Wagen stiegen, wehte ein leichter Wind.
    Als Allererstes liefen sie hinab zum Strand, der mehrere Kilometer lang war und breiter als alle anderen Strände war, die Johan kannte. Sie gingen weiter zur äußersten Inselspitze, die ihnen den Blick auf den Leuchtturm von Fårö versperrte, der weit draußen auf der anderen Seite lag.
    Dieser Ort war in mehrerer Hinsicht etwas ganz Besonderes. Nicht nur wegen seiner Schönheit, sondern auch wegen der Erinnerungen, die er für sie beide barg. Hier war Emma nur zwei Jahre zuvor um ihr Leben gerannt, gejagt von einem Serienmörder. Das Erlebnis steckte ihnen beiden noch immer in den Knochen. Johan war Emma damals gefolgt und hatte sie beinahe erreicht. Aber dann war ihm der Täter zuvorgekommen und mit Emma als Geisel in einem Wagen verschwunden.
    Vielleicht wollten sie diese schreckliche Erinnerung durch etwas so Schönes wie ihre Verlobung vertreiben. Auf jeden Fall liebte Emma gerade diesen Strand mehr als jeden anderen Ort auf der Welt.
    Sie beschlossen, auszupacken, zu Mittag zu essen und einen ausgedehnten

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