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Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Paul dazu überreden, dieses hinterhältige Vieh vor die Tür zu setzen? Ich fügte mir Kratzer zu. Im Gesicht.
    Paul sagte nur: »Selbst schuld, was ärgerst du Miezi auch?« Dann nahm er Miezi auf den Arm, flüsterte: »Armes Kätzchen, hat dir Honey weh getan?«
    Honey! Pah. Das war ich doch schon lange nicht mehr für ihn! Er nannte mich viel lieber: »Meine Dicke!«
    Ich behandelte Miezi wie Luft, doch das führte dazu, dass Paul – was ich kaum für möglich gehalten hatte – mich noch weniger beachtete.
    Mir blieb nur eine letzte Möglichkeit: Ich begann sie zu lieben, umschmeichelte sie, streichelte sie, herzte und liebkoste das haarende Monster, sobald Paul in der Nähe war.
    Er freute sich. Ja, er freute sich so sehr, dass er Miezi nicht mehr mit ins Büro nahm, sondern mir vertrauensvoll überließ. Ich sah meine Chance gekommen.
    Ich könnte sie aus dem Fenster werfen, doch Katzen hatten sieben Leben. Wenn sie den Sturz schwer verletzt überlebte, würde mich Paul vor die Tür setzen, weil ich nicht aufgepasst hatte.
    Vielleicht sollte ich sie dem Briefträger mitgeben, der fand Miezi doch »sooo süß«? Aber wenn er Paul erzählte, wie gut sich Miezi bei ihm eingelebt hätte oder sie zurückbrachte, weil er feststellte, dass er keine süße Katze, sondern eine blöde Kuh bekommen hatte?
    Miezi musste sterben!
    Sie würde in den automatischen Müllzerkleinerer passen. Aber die Sauerei – besser nicht.
    Miezi sah mich an.
    Ahnte sie etwas?
    Sie setzte sich vor mich, legte die Ohren an und fauchte.
    Mein Hass war groß, aber ihrer schien noch größer zu sein.
    Die spitzen Schneidezähne blitzten.
    Und ich war zu langsam. Miezi biss mir ins Bein, dann in den Po, zerkratzte mir den Rücken und die Schultern. Mit einem Schnurren in der Kehle malträtierte sie mich. Ich blutete, spürte Schmerzen. Überall. Ich versuchte mich zur Seite zu werfen, sie von mir herunter zu stoßen – doch das Mistvieh krallte sich in meiner Haut fest. Ich schrie, warf mich gegen das Regal und wurde von Büchern begraben. Mit mir Miezi.
    Ich hielt die Luft an.
    Ruhe.
    Für einen Moment.
    Wimmerte sie?
    Ich wühlte mich unter den Büchern hervor. Weg von ihr. Sie lebte noch. So ein Mist! Alle meine Verletzungen stammten von Miezi. Blut. Schmerzen. Aber keine Brüche.
    Ihr Wimmern schwoll zu einem Knurren an. Ich schloss meine Augen aus Angst, Miezi könnte unter dem Bücherstapel hervorspringen und sie mir mit einem Hieb auskratzen. Blind robbte ich mehr, als dass ich lief, in Richtung Tür. Ein Fauchen trieb mich an. Ich öffnete die Augen und rannte auf den Flur. Wenn Paul doch jetzt wieder käme. Er würde erkennen, wer hier das Böse war.
    Oder?
    Miezi setzte zum Sprung an. Ich sah es nicht, ich hörte nur das Scharren ihrer Krallen auf dem Parkett. Sie verfehlte mich und knallte mit dem Kopf gegen den Türrahmen. Ich freute mich, hoffte, sie bliebe endlich liegen. Doch Miezi rappelte sich   hoch und starrte mich feindselig an. Uns trennte eine Armlänge. Pauls Armlänge. Aber der war nicht hier. Und ich war mir nicht sicher, wen von uns beiden er beschützen würde.
    Ich rannte in die Küche, schlug einen Haken, stürzte mich ins Bad und dachte: gefangen! Ich hatte mich selbst in die Sackgasse manövriert. So dumm konnte auch nur ich sein.
    Miezi hockte sich in den Türrahmen. Ein süßes Bild, Postkarten geeignet. Leider ahnte ich, dass ihre Absichten alles andere als süß waren. Sie leckte sich die rechte Pfote. Lächelte das Biest? Meine Wut wuchs. Und meine Angst – sie war größer.
    Darum presste ich mich mit dem Rücken gegen die Badewanne, als müsse sich eine Türe öffnen, durch die ich verschwinden konnte. Ich blickte nach links, nach rechts, versuchte einen Fluchtweg zu finden. Verdammt! Sie war doch nur eine blöde Katze.
    Nun fuhr sie sich über das Ohr – erst das linke, dann das rechte.
    Sie putzte sich. Siegessicher.
    Ich rutschte unter das Waschbecken. Erreichbar.
    Ich schmiedete einen Plan. Möglich.
    Dann hüpfte ich hoch, stieß mir den Kopf, stürzte nach vorne, an der Katze vorbei. Rasend schnell und elegant. Ich hatte sie überrascht.
    Aber mit ihrer Eleganz und Schnelligkeit hatte ich nicht gerechnet. Nicht so! Noch während ich durch den Flur in Richtung Schlafzimmer preschte, um mich dort zu verstecken, stürzte sie sich auf mich. Wir wälzten uns auf dem Boden. Ich versuchte sie abzuschütteln. Vergebens. Sie saß seitlich auf mir, harkte die Krallen ihrer rechten Pfoten in meinen Bauch und

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