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Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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zu viel frischer Luft. Nur meine Seele hat alles gespeichert, was ich aufgenommen habe, und darüber hinaus noch viel mehr; das, was mir der Wind verschwiegen hat. Darum krümme ich mich vor Leid, erfüllt von Schreien und Chaos. Spüre Tränen und Kummer, weit entfernt.
    Wo ist der Wind, der mich eben noch verführen wollte, mir von Liebe und Glück erzählte, mir mit angenehmen Gerüchen den Hunger lehrte und mich mit seinem Hauch zum Trost streichelte? Wo ist er?
    Der Wind hat abgedreht. Eine Träne kullert aus meinem Augenwinkel, und noch eine. Mit all meinen Sinnen erinnere ich mich zurück, an die flüsternden Worte in meinen Ohren, die fortgewehten Sorgen. Ich klimpere mit den Augenlidern die vom schneidenden Wind hervorgerufenen Tränen fort. Fest verschließe ich die Augen vor dem, was ich nicht sehen mag. In meiner Nase vernehme ich jetzt den Gestank von Schweiß, ich höre das ungeduldige Hupen von eiligen Autofahrern, jemand schubst mich zur Seite. Ich öffne meinen Mund, ohne etwas zu sagen schließe ich ihn wieder. Die Luft schmeckt bitter und hinterlässt einen schalen Geschmack.
    Ein letztes Mal lecke ich mit der Zunge über meine Lippen, schmecke die würzige Luft des verführenden Windes. Dann ist auch das vorbei.

Mein Herz
     
    (2010)
     
    Mein Herz – nur ein Stück Papier.
     
    Zerrissen, zerknüllt und weggeworfen.
     
    Zu wenig gelebt, zu viel geliebt.
     
    Alles gegeben, immer vertraut.
     
     
     
    Mein Herz – zerknüllt, zerdrückt,
     
    im Rinnstein liegend,
     
    ertrinkt in Pfützen aus Tränen,
     
    den Gully hinunter gespült.
     
     
     
    Mein Herz – allein und einsam.
     
    Die Dunkelheit erschreckend brutal.
     
    Der feuchte Schmerz erniedrigend.
     
    Angst den Atem raubt.
     
     
     
    Mein Herz - dunkel und schwarz
     
    tief gefallen, zerbrochen.
     
    Jemand kam, betrachtete die Scherben
     
    und trat darüber hinweg.
     
     
     
    Mein Herz. Tausend Stücke. Voller Schmerz.
     

     

Miezi, o Miezi!
    (2009)
     
    »Ihre Augen sind viel blauer als deine«, sagte er und strich der Katze über den Nasenrücken. »Und sie hat eine so tolle Figur.« Zärtlich kraulte Paul sie hinter den Ohren. Miezi schnurrte übertrieben laut.
    »Und dieses weiche Fell! Ist sie nicht wunderschön?« Nein. Ich fand sie hässlich. Sie war nur eine weiße Katze, nichts Besonderes. Und sie war böse. Ich hasste sie. Und sie verabscheute mich. Paul hatte sie verletzt im Straßengraben gefunden, zumindest hatte er mir das erzählt. Natürlich begleitete ich ihn zum Tierarzt, der jedoch nicht mehr als einen Kratzer am Schwanz diagnostizierte. Aber Miezi nutzte Pauls Mitleid aus, sie weinte und jaulte herzzerreißend, wenn er nicht in ihrer Nähe war. Dieses falsche Miststück! Sie warf sich auf den Boden, sobald er kam, und legte sich hin, als müsse sie sterben. Wäre sie doch tot! Als sie sich erholt hatte – obwohl es ihr nie schlecht gegangen war – lief sie mauzend hinter Paul her. Und so nannte er sie „Miezi“. Mich hatte er weder um mein Einverständnis gebeten, dass die Katze bleiben durfte, noch an der Namensnennung beteiligt. Ich hätte sie Zicke, Diva oder – noch besser – Sumpfkuh getauft. Wassertaufe. Mit dem Kopf tief in die Kloschüssel, abziehen und tschüss. Ich hasste Katzen, vor allem diese.
    Sie lag im Bett zwischen Paul und mir. Sie durfte am Tisch sitzen, neben Paul. Und wenn wir fernsahen, streichelte er nur Miezi.
    Wir gingen nur noch selten weg, denn Paul wollte Miezi nicht alleine lassen. Er lud auch unsere Freunde nicht mehr ein, diesen Stress wollte er Miezi nicht zumuten. Als wir zusammen kamen – Paul und ich – wurden seine Freunde zu meinen. Ich vermisste ihre Gesellschaft. Sie freuten sich stets, uns zu sehen. Wir galten als das perfekte Paar.
    Das änderte sich. Durch Miezi. Obwohl wir schon drei Jahre zusammen waren, hatte Paul mir sein Büro noch nie gezeigt. Miezi nahm er mit auf die Arbeit.
     
    Seit ein paar Tagen dachte ich über Trennung nach. Ich liebte Paul, aber ich wollte nicht länger nur die Nummer Zwei in seinem Leben spielen. Noch brachte ich es nicht übers Herz, ihn zu verlassen. Ich versuchte ihn, wieder für mich zu gewinnen. Ich umgarnte ihn, bot mich ihm in liebreizender Pose an. Er stieß mich zur Seite, und schaffte für Miezi Platz. Diese Zurückweisung schmerzte, aber meine Trauer war unaussprechlich, wenn ich daran dachte, Paul zu verlassen.
    Mir blieb nur ein Weg, ihn wieder für mich allein zu haben: Miezi musste weg!
    Wie sollte ich

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