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Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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die der linken in meinen Rücken. Ich jaulte auf. Verdammt! Ich knurrte sie an, beschimpfte sie, versuchte das Vieh von mir herunterzustrampeln, doch sie ließ nicht locker. Stattdessen biss sie mir in die Brust – diese Schmerzen – und zog die Vorderpfoten quer durch mein Fleisch. Sie würde mich töten!
    Noch einmal bäumte ich mich auf, warf das Teetischchen um, das Paul so liebte und die darauf stehende Vase, die Paul fast noch mehr vergötterte als Miezi.
    Vor Schmerzen biss ich in den Läufer, den Paul von seiner Oma geerbt und aus diesem Grund stets gepflegt und gekämmt hatte. Dann schnappte ich nach Miezi und erwischte ihr Ohr. Nun hatte sie nur noch eines. Ich spuckte es aus. Bäh! Katzenhaare in meinem Mund. Sie kreischte wütend. Ihr Blut spritzte an die weiße Tapete, die Paul vor einem Monat frisch gestrichen hatte. Meines klebte an ihr, an mir, auf dem Boden, dem Läufer und vermischte sich mit ihrem.
    Sie ließ von mir ab, japste nach Luft, versuchte mit ihrer Pfote das nicht mehr vorhandene Ohr zu finden. Ich grinste über meinen ersten Punktsieg.
    Die Wohnungstür ging auf und donnerte gegen meinen und Miezis Kopf, Blut nun auch auf der hellen Eichentür. Benommen blieben wir liegen.
    Paul schrie. Lauter als wir geschrien hatten.
    »Was hat sie dir angetan?« Er bückte sich. »Miezi, was hat sie dir nur …« Paul stoppte, nun erblickte er mich, dann sah er sich um.
    Stumm. Zu lange stumm. Erst packte mich das Entsetzen, dann Paul, der sich anschließend die mauende Miezi unter den Arm klemmte. Jetzt hatte sie wirklich eine Wunde. Eine einzige, während ich mit blutigen Schrammen und Bisswunden übersät war.
    Er schaffte uns weg. Uns beide.
    Unsere Blessuren wurden versorgt.
     
    »Welch böser Mensch hat euch nur so zugerichtet?«, fragte die Frau.
    »Macht euch keine Sorgen, das kriegen wir wieder hin. Und dann finden wir ein Zuhause für euch.« Sie streichelte Miezi über den Rücken. »Ihr mögt doch Kinder?« Unser Schweigen nahm sie als Zustimmung. »Dann suche ich eine Familie, die eine einohrige Katze und einen honigfarbenen Mops zusammen aufnimmt.«
    Sie steckte uns in einen Käfig. Gemeinsam.
    Lächelnd verließ sie den Quarantäneraum des Tierheims.

Die Blume
    (2011)
     
    Durstig. Ausgedorrt. Fast vertrocknet.
    Schlaff hingen die Glieder an ihrem Körper herab. Von der Hitze müde und dem Kampf gegen das Verdursten erschöpft, reckte sie ihr Gesicht der hellen Scheibe entgegen, die tagsüber unerschöpflich vom Himmel brannte. Sie folgte nur ihrem Instinkt.
    In der Nacht, wenn der Mond die Sonne vertrieb, sich die Dunkelheit über das Land bettete und Kälte brachte, zitterte sie sich in den Schlaf.
    Sie wusste nicht, wer sie hierher entführt hatte. Sie ahnte nur, dass sie hier den Tod finden würde. Schon sehr bald.
    Am frühen Morgen – jeden frühen Morgen – kamen die Krähen und pickten an ihren verdorrten Gliedmaßen herum. Sie spürte die Krallen, das Hacken der Schnäbel, weit entfernt – der Ohnmacht nahe – aber nichts an ihr konnte so abgestorben sein, dass sie jegliches Gefühl verlöre. Es schmerzte.
    Sie weinte. Still und leise. Tränen besaß sie nicht. Sie fühlte sich allein.
    Ein Wispern rücklings ließ sie in der Mittagshitze erstarren.
    Voller Verzweiflung über ihr Schicksal hatte sie vergessen, hinter sich zu sehen. Doch nun wollte sie wissen, an welchem Ort sie sterben würde. Kurz vor ihrem Tod wandte sie ihren Kopf. Es fiel ihr schwer, denn sie fürchtete, er könne abbrechen, so pergamentartig und dünn fühlte sich ihre ockerfarben gewordene Haut an.
    Das Wispern schwoll zu einem Orkan an:
    Wir helfen dir! Reich uns deine Hand!
    Hinter ihr. Ein Meer aus Blumen, bunt und vielfältig. Umwerfend schön. Zwischen grünem, saftigem Gras vermehrten sie sich, streckten ihre langen, grünen Hälse und reckten ihre bunten Köpfe dem Himmel entgegen. Große Bäume spendeten ihnen Schatten, wenn die Sonne am höchsten stand. Ein Bachlauf gab ihnen zu trinken.
    Sie war nie allein gewesen, nicht einen Moment, in dem sie nicht wusste, ob sie an Einsamkeit, Durst oder der unerträglichen Hitze sterben würde. Wie dumm sie doch gewesen war. Sie hatte sich ihrem Schicksal ergeben und alles um sich herum vergessen, nur weil sie ein Stück abseits heranwuchs. Vielleicht war ihr Samen von einer Krähe hierher getragen worden? Die Einsamkeit und Trockenheit hätte sie überwinden und mit ihresgleichen im Wind tanzen können. Jetzt war es zu spät.
    Sie besaß keine

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