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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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gefiel Laurenti nicht. »Keine Ahnung, ob die Telefongesellschaften für Ermittler mit Sondervollmachten ihre Belegschaft zu Überstunden verdonnern«, sagte er kurz angebunden. »Immerhin habe ich Ihnen Mimmo Oberdan auf dem Silbertablett serviert.«
    »Er verarscht uns nur.«
    »Dabei ist es ganz einfach, den Kerl zum Reden zu bringen. Ich kenne ihn seit seiner Jugend.«
    »Dann vernehmen Sie ihn doch, Laurenti.«
    »Keine Zeit, meine Frau hat heute Geburtstag. Stellen Sie ihm in Aussicht, dass er besser davonkommt, wenn er andere verpfeift. Falls Sie aber falschspielen, kommt er gleich dahinter und widerruft schlagartig alles. Er ist ein schräger Vogel, auf den Kopf gefallen ist er aber nicht. Wenn sie es geschickt anstellen, liefert er Tag für Tag ein bisschen mehr. Gibt es Verbindungen der anderen Verdächtigen zur Familie Spechtenhauser?«
    »Bisher konnten wir keine entdecken, außer dass einige von ihnen aus Südtirol stammen. Und es scheint, dass der Versicherungsinspekteur auffällig schnell bei der Filiale der Banca d’Italia in Vicenza aufgetaucht ist. Auch er hat einmal dort oben Dienst geschoben.«
    »Drahtzieher im Hintergrund also. Eine solche Menge Gold verkauft man nicht auf dem Jahrmarkt.«
    Malannino überging Laurentis Bemerkung. »Was haben Sie über die wirtschaftliche Seite des Toten erfahren?«
    »Er hat einen relativ bescheidenen Lebenswandel geführt, und sein Imperium strotzt vor Vermögen. Auch seine Kinder und seine Exfrau haben bis ans Ende ihrer Tage ausgesorgt. Das war kein Mord aus Habgier, er hat sein Erbe vor fünf Jahren schon verteilt.«
    Der Ermittlungsrichter erhob sich. »Ich erwarte, dass Sie mich umgehend über alle Erkenntnisse unterrichten. Selbst wenn Sie Zweifel haben.«
    »Selbstverständlich, Signor Giudice. Ich hoffe, das gilt gegenseitig.« Der Commissario grinste.
    Malannino hob die Brauen, brummte etwas Unverständliches und stapfte zum Verschlag zurück.
    Die Fahrt hierher hätte er sich sparen können, andererseits schadete es nicht, wenn man sich persönlich kannte. Laurenti suchte die Halle ab. An einem der Computerarbeitsplätze entdeckte er schließlich Gilo Battinelli, der auf den Bildschirm starrte.
    Der Inspektor analysierte das Bewegungsprofil eines rothaarigen Kerls mit einem Feuermal am Hals, dessen Bild links oben eingeklinkt war. Neben der Liste der einzelnen Funkzellen der Telefongesellschaften, in die sein Gerät sich in den letzten Monaten eingeloggt hatte, verlief sein Weg chronologisch dargestellt auf einer Landkarte. Für den Laien sah es aus wie die Streckenempfehlung eines ausgefeilten Routenplaners. Mehrmals war er hier in der Gegend gewesen und auch in Österreich: Shoppingcenter in Kärnten, ein Edelpuff in Klagenfurt, ein anderer bei Lienz. Vierzehn Tage vor dem spektakulären Raubüberfall auf den Goldtransport endeten die Daten allerdings. Robert Unterberger hieß er und stammte aus der Provinz Bozen. Der Gleiche, von dem Xenia ihm erzählt hatte und dem ihre besondere Aufmerksamkeit galt. Sie musste ihre Alleingänge schleunigst aufgeben.
    Endlich bemerkte Battinelli seinen Chef. Er beklagte sich, dass er kaum das Tageslicht zu sehen bekam und die Arbeit bis zum Umfallen dauerte, keine Pausen, kein Feierabend, Rückenschmerzen und brennende Augen. Dann sagte er: »Der Ermittlungsrichter ist davon überzeugt, dass sich einige der Gesuchten noch in der Gegend aufhalten und der Flug nach München nur zur Ablenkung diente. Das Raubgut muss schließlich bewegt und die Beute verteilt werden. Verwunderlich ist nur, dass außer Mimmo bisher noch kein anderer verhaftet wurde. Weder dieser Kerl aus Apulien noch die aus Südtirol.«
    »Und ich dachte, du planst eine Reise«, sagte Laurenti und zeigte auf den Bildschirm.
    »Dieses Programm ist phantastisch«, sagte Battinelli. »Man kann die Bewegungen Schritt um Schritt nachvollziehen. Die letzte Funkzelle, in die sich sein Mobiltelefon eingeloggt hat, war die Antenne von Prosecco, danach muss er sein Telefon samt zugehöriger Karte entsorgt haben.«
    »Wann genau?«
    »Vorletzten Samstag um …« Der Inspektor tippte ein paar Befehle ein. »Nein, Sonntagmorgen um vier Uhr dreiundzwanzig, um genau zu sein.«
    »Und welchen Weg ist er gekommen? Kannst du das auch ablesen?«
    »Die Funkzellen zeigen auf, dass er sich wie die Tage zuvor in Eraclea Mare aufgehalten hat und dann schnurstracks über die A4 herübergefahren ist.«
    »Kannst du das ausdrucken?«
    »Wofür?«
    »Es interessiert

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