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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Mengenrabatt.«
    »Ich kann ihn nicht besonders leiden«, gestand Magda. »Er hängt zu sehr an der ersten Frau meines Vaters. Und an meine Schwester hat er sich auch rangemacht.«
    »Anwälte verfügen über einen ausgeprägten Geschäftssinn«, sagte Einstein.
    »Und du?«, fragte die rote Anita. »Lebst du allein?«
    »Das ist mir derzeit das Liebste.« Magda warf dem Direktor ein kesses Lächeln zu. »Warum hast du eigentlich dein Studium nicht abgeschlossen, Robert?«
    »Ich hatte Besseres zu tun.« Er bröselte mit Zeigefinger und Daumen die Glut von seiner Kippe in den Aschenbecher.
    »Sein Geschäftssinn war einfach ausgeprägter als sein Gerechtigkeitssinn«, mischte sich Einstein ein.
    »Und was hast du jetzt vor? Willst du es nicht einmal mit einem normalen Leben versuchen?«, fragte Magdalena.
    »Salvatore und ich überlegen, ein Haus mit Garten in Grado zu kaufen«, log Unterberger. »Aber schön muss es sein.«
    »Und vor allem geräumig«, pflichtete Einstein sofort bei. »Ein schickes Bed&Breakfast müsste hier doch laufen. Also, falls du von so etwas hörst, dann denk bitte an uns. Wir zahlen bar.«
    »Geht in Ordnung.« Ein ironisches Lächeln spielte in Magdas Gesicht. »Allerdings kann ich mir keinen von euch beim Bettenmachen vorstellen.«
    »Dafür sind Titti und Anita zuständig«, sagte Unterberger.
    »Wir werden dann natürlich ausschließlich an alleinreisende Männer vermieten«, konterte die Rote.
    Nachdem sie sich überschwänglich für das köstliche Mahl bedankt und versprochen hatten, sich gleich am Samstag nach ihrer Rückkehr bei Magdalena Spechtenhauser zu melden, hatten sie die Mädchen unter dem Vorwand, noch etwas Geschäftliches besprechen zu müssen, auf die Zimmer geschickt.
    »Galimberti hat Wort gehalten, das Geld ist auf dem Konto und der Abschleppwagen ist ebenfalls eingetroffen«, sagte Einstein, während der Aufzug sie ins Erdgeschoss hinunterbrachte.
    »Na bitte, es geht doch. Er hätte sich gar nicht so anzustellen brauchen.«
    In der Hotelbar herrschte Flaute, als Einstein und der Direktor eintraten.
    »Wenn wir nichts Besseres vorhätten, könnten wir Titti und Anita gegen die Zwillingsschwestern tauschen«, sagte Einstein beim Whisky, tief in einem schweren Sessel versunken. »Ich habe den Eindruck, dass du noch immer bei Magda landen könntest.«
    »Wo wir hinfliegen, kann ich täglich bei Hunderten landen.« Der Direktor schob sich ein paar gesalzene Erdnüsse in den Mund. »Vor allem stellen die keine Fragen oder wollen auch keinen besseren Menschen aus dir machen. Bringen Sie uns bitte noch zwei doppelte Whisky«, rief er zum Tresen, hinter dem der Barkeeper am Computer spielte.
    Eine hochgewachsene Blonde mit sportlicher Figur setzte sich an die Bar. Sie trug Bluejeans und eine regendurchnässte Windjacke. Einstein fragte sich, wo er ihr schon einmal begegnet war. Sie bestellte einen Espresso, und auf die Frage des Kellners nach ihrer Zimmernummer legte sie ein paar Münzen auf den Tresen.
    »Wir sind also doch nicht die einzigen Gäste«, murmelte Einstein. »Die da ist auch nicht schlecht.«
    »Ein bisschen zu groß für dich«, sagte Unterberger.
     
    Xenia hatte sich kurz nach einundzwanzig Uhr am Kommissariat absetzen lassen, in dem nur ein Kollege Dienst tat und eine Partie »Solitär« am Computer spielte. Bei diesem Dreckwetter lagen keine Vorfälle an, die Mehrzahl der Lokale hatte längst die Rollläden heruntergelassen.
    Nichts anderes als ihr Instinkt hatte sie geleitet. Es war gegen jede Logik, dass sich zwei Tatverdächtige noch in der Nähe des Orts aufhielten, an dem sie einen Jahrhundertcoup gelandet hatten. Gewiss war es ein Riesenfehler gewesen, dass sie Unterberger und Cassara nicht sofort der Sonderkommission gemeldet hatte. Ihre Arroganz und der Ehrgeiz brachten sie dazu, selbst herauszufinden, was diese Kerle hier trieben. Mangelnde Teamfähigkeit hatte man ihr schon mehr als einmal vorgeworfen.
    Fieberhaft bediente sie die Computertastatur; wenigstens hielten die Telefonleitungen dem Gewitter stand, obgleich das Licht schon zweimal geflackert und das Notstromaggregat sich eingeschaltet hatte. Die Antworten der Dienststellen in anderen Städten ließen nicht allzu lange auf sich warten. Wieder drehte sie sich eine Zigarette und steckte sie an, obgleich im Aschenbecher bereits zwei andere glimmten.
    Durch den Sturmwind drang klar und hell der Glockenschlag vom Campanile der Basilica Sant’Eufemia herüber. Elf Schläge zählte sie. Dann

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