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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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zweimal täglich die Menge für jeweils eine halbe Tagesproduktion in die Werkstätten gebracht. Es kommt sowohl Reingold an wie auch Halbfertigerzeugnisse.«
    »Wie viele Werttransporter kommen denn pro Monat?«
    »Ich weiß es nicht genau. In letzter Zeit sind es weniger.«
    »Und welche Kennzeichen tragen diese Fahrzeuge?«
    »Kroatische, die meisten jedenfalls. Manchmal aber auch italienische. Das ist seltener.«
    »Werden eure Löhne pünktlich bezahlt, oder ist die Firma im Rückstand?«
    »Höchstens mal zwei Tage. Damit gibt es keine Probleme, allerdings verdienen wir nicht viel.«
    »Auch der Umgangston ist korrekt«, sagte Ivana. »Die Abteilungsleiter sind ziemlich in Ordnung. Die obersten Chefs sehen wir so gut wie nie.«
    »Wir werden eigentlich ganz gut behandelt«, pflichtete Dragica bei und wollte Rakija nachschenken.
    Živa gähnte und hielt ihre Hand über das Glas. »Ich habe morgen einen strengen Tag. Und letzte Nacht habe ich auch nicht viel geschlafen.«
    »Hat dein Fahrer die ganze Zeit da draußen gewartet?« Ivana zeigte auf die dunkle Limousine, deren Scheinwerfer eingeschaltet wurden, sobald sich die Haustür öffnete.
    »Das ist sein Job. Ich weiß nicht, wie lange ich in der Gegend bin. Falls die Zeit reicht, komme ich noch einmal vorbei.«
    Bevor sie einstieg, wandte sich Živa noch einmal um. »Wurde heute etwas angeliefert?«, fragte sie ihre Cousinen, die vor der Haustür warteten.
    »Wein aus dem Friaul. Um halb neun. Flaschen in einzelnen Holzkisten, auf denen ein Buntspecht aufgedruckt war. Aber nicht viel, eine kleine Palette; sie wurde mit dem Gabelstapler abgeladen.«
     
    Inspektorin Cardareto schob Nachtschicht, doch dank des heftigen Gewitters waren die Triestiner an diesem Abend zahm. Die Leute blieben zu Hause. Auf einer Ecke ihres Schreibtischs lag ein fast leergegessener Styroporbehälter mit Resten von Reis, Krautsalat, Döner Kebap und einer Plastikgabel. Die Polizistin hatte das Zeug achtlos in sich hineingefuttert, während sie am Bildschirm Personendaten durchging. Nach Mitternacht hatte sie sich schlagartig aufgerichtet und die letzten Files erneut aufgerufen. Ein Name war ihr ins Auge gesprungen, der alle miteinander verband. Sie warf einen Blick auf die Uhr und beschloss, dass es noch nicht zu spät war, ihren Chef zu stören.
    »Ich bin über Professor Moser auf ihn gestoßen«, sagte Pina. »Der Anwalt hat bis vor wenigen Jahren drei der Verdächtigen des Goldraubs verteidigt.«
    »Wen?«
    »Unterberger, Robert. Pixner, Johann und Pixner, Ignaz, zwei Brüder.«
    »Und was hat das mit dem Spaltkopf zu tun?«
    »Dieser so freundliche Hüne, wie Sie sagen, der zusammen mit Spechtenhauser die Sonar Communications Bozen Washington SpA gegründet hat, war einmal heftig mit seinem Ex-Kompagnon überquer.« Pina war in den Archiven der Wirtschaftspresse auf die Sache gestoßen. »Dieser Gewürztraminermann hat offensichtlich versucht, seinen Kompagnon über den Tisch zu ziehen. Dank einer Kapitalerhöhung sollte Mosers Anteil um über zwanzig Prozent reduziert werden. Der Prozess ist groß durch die Presse gegangen. Spechtenhausers Anwalt hatte ein raffiniertes Verfahren eingeleitet und damit offenbar das Vertrauen Mosers ausgenutzt. In vielen Artikeln prangt sein Foto neben den beiden Inhabern. Es endete in einem Kompromiss, bei dem Moser Federn gelassen hat. ›Die Zukunft der Sonar Communications steht in den Sternen‹ oder ›Möglicher Machtwechsel bei der Sonar‹, lauteten die Überschriften. Ich habe es für Sie kopiert, Moser muss auf die Liste der Verdächtigen. Und wenn Galimberti wirklich mit Donna Rita liiert ist, wusste er vielleicht doch von diesem Werttransport.«
    Dass Xenia dem Spezialistenteam von Ermittlungsrichter Battista Malannino den Aufenthalt von Cassara und Unterberger in Grado verschwieg, bereitete ihm Kopfzerbrechen. Und nun steckte seine Inspektorin auch noch ihre Nase in den Goldraub. Laurenti konnte es ihr nicht vorwerfen, Ermittlungen verliefen nun einmal so, dass man ständig nach Querverbindungen suchte, doch die Möglichkeit, dass sich in der Folge die Sonderkommission auch in den Fall Spechtenhauser einmischen würde, schmeckte ihm überhaupt nicht mehr. Sein Kommissariat lieferte die Erkenntnisse, die Lorbeeren ernteten dann die anderen.
    »Und was soll ich nun damit tun?«, fragte die Inspektorin.
    »Suchen Sie weiter, Pina, aber behalten Sie noch alles für sich.«
     
    »Isst du denn gar nichts? Gefüllte Tomaten sind doch deine

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