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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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mitnehmen, Sabiri«, sagt er beiläufig.
    Vielen Dank, vielen Dank. Ich hole meinen Rucksack unter dem Stuhl vor. Ich bemühe mich, nicht in Schweiß auszubrechen, als ich durch die Klasse gehe und Eddy mich wütend anglotzt. Ich betrete den Flur. Das Sekretariat ist links. Ich gehe nach rechts. Ich lass mich doch nicht umbringen. Jedenfalls nicht jetzt, vor unserem Wochenendausflug.
    Ich renne hoch zu meinem Schrank, schnappe mir meine Tasche, rase den Flur lang, bis zum Ende, springe die Treppe runter, stürze durch die Seitentür nach draußen.
    Ich mache einen Bogen um das Gebäude, biege an der Statue ab und gehe quer über den Kreisel bis zum Roosevelt-Weg.
    »Sabiri!«
    Das ist McGregor. Er steht auf der Eingangstreppe. Er muss mich durchs Fenster gesehen haben.
    »Sabiri! Bleiben Sie stehen!«
    Ich renne weiter.
    »Sabiri! Stehen bleiben, habe ich gesagt!«
    Aber das kann ich nicht. Ich stecke schon viel zu tief in der Scheiße.
    Der Camry der Johnsons kommt den Roosevelt-Weg hochgerast. Andy ist am Steuer, Marty neben ihm. Sie fahren an mir vorbei. Andy tritt in die Eisen, der Wagen schleudert quietschend herum und steht einen Augenblick später neben mir.
    Ich springe auf die Rückbank.
    »Was zum Teufel?«, fragt Andy.
    »Fahr los!«

7
    Erst als wir die Valley Park Road eine Meile weit gefahren sind, habe ich genug Luft, dass ich Andy und Marty erzählen kann, was passiert ist.
    Andy pfeift. »Was macht dein Dad, wenn er hört, dass du einfach abgehauen bist?«
    »Hör bloß auf. Ob nun Eddy, McGregor oder mein Vater – ich bin in jedem Fall tot, mausetot. Also, können wir bitte über was anderes reden? Ich möchte ein schönes Wochenende erleben, bevor ich sterbe, okay?«
    Während wir Richtung Autobahn fahren, hole ich meine Jeans und meinen Buffalo-Sabres-Hoodie aus der Tasche und ziehe mich um. Erst dann fällt es mir auf. Es fehlt jemand.
    »Ey, Andy«, sage ich. »Wo ist denn dein Vater?«
    »Ich kann dich nicht hören«, lacht er. »Die Musik ist so laut.« Marty findet das superkomisch.
    »Jetzt mal im Ernst. Ist er schon in eurem Haus? Holt er uns mit dem Boot ab?«
    Marty dreht sich zu mir um und formt mit dem Mund »Was?«, als würden wir auf einem Rockkonzert vor den Boxen stehen.
    Ich greife zwischen den Vordersitzen durch und rupfe den Stecker von Andys iPod raus. »Hör doch mal auf. Warum ist dein Vater nicht hier?«
    Andy zieht die Nase kraus. »Warum sollte er?«
    »Du hast gesagt, er findet Zelten blöd, aber wir dürfen das Boot haben und zur Einsiedlerinsel fahren. Ich dachte, das heißt, er kommt mit.«
    »Hüte dich vor falschen Annahmen, Erdling«, sagt Marty in seiner Roboterstimme. »Eure Gewohnheiten sind nicht unsere Gewohnheiten.«
    »Hör auf mit der Kinderkacke, Marty. Was ist jetzt?«
    »Meine Eltern sind die ganze Woche weg«, grinst Andy. »Wir haben das Ferienhaus für uns alleine.«
    Ich reiße die Augen auf. »Wissen die das?«
    »Ich habe es ihnen nicht gesagt, wenn du das meinst.« Er zwinkert mir durch den Rückspiegel zu. »Ich vermute mal, dass sie entspannter sind, wenn sie denken, ich bin zu Hause. Mein Beitrag für ihre Reise.«
    »Und wenn sie versuchen, dich zu erreichen?«
    »Die rufen mein Handy an. Und ich sag dann: ›Ach, es ist so was von langweilig in Meadowvale.‹ Und zieh mir am Strand ein schönes Kaltes rein.«
    Ich blicke aus dem Rückfenster. Hinter uns verschwindet Meadowvale. Ich drücke meine Stirn gegendas Polster und denke an Mom. Wir haben Dad diesen Ausflug verheimlicht. Und jetzt verheimliche ich auch Mom was. Wenn sie das rauskriegt? Ich kann so was von einpacken.
    Andy trommelt mit dem Fuß wie Klopfer, das Kaninchen. »Ist doch kein Ding, Sammy. Meine Eltern haben mich und Marty schon mehrmals einen Tag lang alleine im Ferienhaus gelassen.«
    »Klar, aber doch nicht ein ganzes Wochenende. Und bestimmt haben sie dich nicht alleine nach Kanada fahren lassen.«
    »Na und? Ich kann das Boot steuern und wir haben alle unsere Papiere dabei, die wir sowieso nicht brauchen werden.«
    »Ich habe dir ja gesagt, dass er kneifen wird«, murmelt Marty.
    Meine Wangen brennen. »Wer sagt denn was von Kneifen? Aber meine Mutter denkt, deine Eltern sind dabei. Nur deshalb hat sie erlaubt, dass ich mitfahre.«
    »Dann soll sie das doch denken. Wie soll sie denn rauskriegen, dass Andys Eltern nicht dabei sind?«, fragt Marty.
    »Ach, komm schon«, versucht Andy mich zu überreden. »Jetzt versau uns doch nicht das Wochenende. Wenn du dich abseilen

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