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Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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aussieht. Das war ja der Sinn der Sache.«
    »Warum haben Sie das nicht gemeldet?«
    »Es war mir peinlich.«
    »Warum hat es niemand anders gemeldet?«
    »Warum sollte das jemand tun? Da stand doch mein Name.« Außerdem, denke ich, welcher Aufsicht führende Lehrer möchte zugeben, dass er nicht aufgepasst hat? Und wieso sollte sich jemand vom Küchenpersonal für so was interessieren? Das bringt doch bloß Stress.
    Ich bitte Mitchell zu bezeugen, dass ich bloß versuchthabe, meinen Namen auszulöschen, aber Mitchell kneift. Er sagt, er habe nichts gesehen, nur das, was er Mr Carson gesagt habe. »Bitte, Sir, ich habe keine Beihilfe geleistet.« Stimmt, Mitchell, da hast du recht. Du hast mir kein bisschen geholfen, du Arschloch.
    Mr McGregor verdonnert mich für die restlichen Tage der Woche wieder zum Nachsitzen, und zwar, weil ich eine Waffe mit in die Schule gebracht habe – den Meißel! – und weil ich Schuleigentum zerstört habe. Außerdem bekomme ich einen offiziellen Eintrag in meine Schulakte, einen Brief an meine Eltern mit einer Rechnung über den Schaden und der Mahnung, dass der nächste Zwischenfall einen Schulverweis nach sich ziehen wird.
    Dad rastet aus. Seit er aus Toronto zurück ist, hat er sowieso schon jeden Tag Migräne, und zwar meinetwegen, weil ich bei der Polizei und bei McGregor auffällig geworden bin. Mit seiner heimlichen Freundin hat das natürlich nicht das Geringste zu tun. Und jetzt muss er ein noch stärkeres Schmerzmittel nehmen, weil ich schon wieder nachsitzen muss.
    Außerdem verkündet er: »Von heute an werden deine Mutter und ich in unregelmäßigen Abständen dein Zimmer kontrollieren und überprüfen, ob du Alkohol, Drogen, Kondome, Waffen oder andere unheilvolle Dinge in deinem Besitz hast.« Dann hebt er meine Zimmertür aus den Angeln.
    »Dad?«, sage ich. »Es gibt so was wie das Recht auf Privatsphäre.«
    »Wozu brauchst du eine Privatsphäre? Hast du was zu verbergen?«
    »Darum geht’s gar nicht. Das steht sozusagen in der Verfassung. Gleich neben, ach, ich weiß nicht, dem Recht auf Freiheit?«
    »Freiheit erfordert Verantwortung«, funkelt er mich an. »Daran hättest du denken sollen, bevor du unser Vertrauen missbraucht hast.«
    Ich werfe die Arme hoch. »Ich bin in ein Ferienhaus gefahren, ohne dass Erwachsene dabei waren. Ich habe eine verlassene Insel betreten, obwohl es verboten war. Das war falsch. Das tut mir leid. Aber sonst habe ich nichts Schlimmes getan.«
    »Welcher Gauner gibt zu, dass er schuldig ist?«
    »Dad. Hör mir zu. Ich kann dir das erklären.«
    »Bestimmt.« Wenn seine Augen Fäuste wären, dann würden sie jetzt zuschlagen. Er stellt die Tür hinter die Heizung.
    Ich wende mich an Mom. »Das ist unfair.«
    Mom hebt eine Hand. Sie geht die Treppe rauf.
    Super. Ich sitze im Knast.

17
    Es ist Donnerstag, ein Uhr nachts – na ja, eigentlich schon Freitag früh. Egal. Morgen um diese Zeit ist mein Hausarrest vorbei. War echt super: Computerspiele und Websurfen ohne Ende. Vielleicht sollte ich mir öfter Hausarrest einhandeln.
    Was nervt, ist die ständige Beobachtung. Mom hatin der Apotheke die Abendschicht übernommen, damit sie mich am Tag beaufsichtigen kann. Sie kommt um dreiundzwanzig Uhr nach Hause und geht sofort ins Bett. Da schläft Dad schon. Aber raus kann ich trotzdem nicht, denn sie haben den Sicherheitscode geändert. Wenn ich heimlich das Haus verlasse, geht der Alarm los.
    Zum Glück nimmt Dad Demerol. Sobald er den Kopf aufs Kopfkissen legt, ist er weg. Als Mom dann auch im Bett liegt, bekomme ich Webcam-Besuch von Andy und Marty, unzensiert. Wir chatten nicht bloß, sondern reden richtig. Merkt ja keiner. Martys Dad schnarcht so laut, dass seine Mutter gelernt hat, bei jedem Lärm zu schlafen. Und Andy ist allein im oberen Stock. Sein Vater ist offiziell ausgezogen und seine Mutter hängt unten im Fernsehsessel ab und zieht sich Home-Shopping-Programme rein.
    Also, es ist ein Uhr früh und wir drei sind online. Andy und ich müssen würgen: Marty präsentiert uns seinen nackten Hintern. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder kotzen soll. Das sind immerhin fünfzig Pfund durchwachsener Speck mit ein paar kirschgroßen Pickeln drauf.
    Marty legt die Hände neben die Backen, so dass es aussieht, als würde sein Hintern sprechen. »Hier spricht dein Vater, Sammy. Ich glaube, ich muss niesen.« Die Arschpuppe lässt einen fahren.
    »Du Schwein!« Ich wedele mit den Händen, als könnte ich den Furz riechen.
    Andy geht

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