Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Fadenkreuz der Angst

Im Fadenkreuz der Angst

Titel: Im Fadenkreuz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Hausaufgaben drin!«
    Hausaufgaben!
    Zwei Männer in Gummihandschuhen räumen meinen Schreibtisch ab. Andere zerren Poster von der Wand, schneiden meine Matratze auf.
    »Was suchen Sie denn? Was?«
    Finger graben sich unter mein Schlüsselbein. Ich knicke ein.
    Mein Stuhl wird von hinten rangeschoben. Ich gucke auf die kahle Wand.
    Durch die offene Tür höre ich es oben und in der Küche und dann auch am Ende des Flurs in Dads Werkstatt poltern. Greinende Bohrer. Krachende Äxte, vielleicht Brecheisen. FB I-Männer strömen vorbei, sie schleppen Plastiktüten aus unserer Gefriertruhe, dazu Dads Werkzeugkiste und was weiß ich, was sonst noch.
    Sind die Männer, die mein Zimmer zerpflückt haben, noch hier? Ist überhaupt noch irgendjemand hier? Bin ich allein? Ich möchte mich umdrehen, möchte es sehen, wissen, aber ich habe Angst. Ich   …
    Ich rieche schalen Zigarrenrauch. Höre meine beidenKlappstühle über den Boden scharren. Einer wird links hinter mir abgestellt, einer kracht rechts neben mir auf den Boden.
    Stille.
    Wer immer die beiden sein mögen, in jedem Fall starren sie auf meinen Hinterkopf. Ich habe das Gefühl, mein Schädel brennt. Als würden sich die Augen der beiden in mein Hirn bohren.
    »Was wollen Sie denn?«
    Eine lange Stille. Dann eine Männerstimme von dem Stuhl links. »Wir wissen alles, Sami.«
    Ich zögere. »Woher wissen Sie, wie ich heiße?«
    »Du hast nicht zugehört, Sami. Wir wissen alles.«
    Der Mann rechts von mir bewegt sich. Sein Hintern macht ein Geräusch auf dem Plastiksitz. »Gibt es etwas, das du uns sagen möchtest?« Moment mal, falsch. Die zweite Stimme, das ist kein Mann, das ist eine Frau. »Wenn du uns alles sagst, wird vieles leichter«, sagt sie.
    Ich denke: Wenn ihr alles wisst, was kann ich euch dann noch sagen? »Darf ich mich umdrehen?«
    »Nein.«
    Ich versuche mir vorzustellen, wie sie aussehen. Das geht nicht. Das ist wie in einem Albtraum, wenn am Ende einer dunklen Gasse Stimmen auf einen lauern. Ganz egal, wohin man auch rennt, immer landet man in der Gasse, wo die Stimmen sind.
    »Was wollen Sie von uns?«, flüstere ich.
    »Das weißt du.«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    Der Mann schnaubt. Ich höre, wie er aufsteht, langsamin meinem Zimmer herumläuft. Immer wieder bleibt er stehen. Weswegen? Was erregt seine Aufmerksamkeit?
    »Gibt’s ein Problem?«
    »Nicht, wenn du kooperierst«, sagt die Frau.
    »Wie denn? Ich weiß ja nicht mal, was Sie von mir wollen.«
    »Die Wahrheit«, sagt er Mann. Er steht bei meiner Kommode.
    »Welche Wahrheit?« Die Schlange in meinem Bauch bewegt sich. Ich versuche, ruhig zu bleiben. »Hat es was mit Toronto zu tun?« Am liebsten hätte ich mir die Zunge abgebissen.
    »Toronto?«, sagt der Mann. »Was weißt du über Toronto?«
    »Nichts.«
    »Wie kommst du dann darauf?«
    »Ist mir einfach so eingefallen.«
    »Merkwürdig, einfach so an Toronto zu denken.« Er setzt sich. »Merkwürdig, so aus heiterem Himmel.«
    »Ist es gar nicht«, sage ich. »Das ist, weil   … Mein Vater und ich, wir wollten zu den Jays gehen und den Leafs und   … Ähm, ich müsste doch einen Anwalt haben, oder?«
    »Wozu brauchst du einen Anwalt?«, fragt die Frau.
    »Weil, ich meine, ich habe gedacht   …«
    »Raus mit der Sprache«, sagt sie ruhig. »Wir möchten es dir nicht schwerer machen als nötig.«
    Die Schlange in meinem Bauch rollt sich zusammen .
Es geht um Toronto. Es geht um Dad. Um seine Lügen. Seine geheime Telefonnummer.
    Aber ich weiß es nicht mit Sicherheit.
    Dann kannst du ihnen auch davon erzählen. Wenn es gar nicht darum geht, dann spielt das doch keine Rolle.
    Das spielt wohl eine Rolle, denn alles, was ich sagen kann, klingt verdächtig.
    Das ist doch nicht dein Problem. Warum sollst du wegen deinem Vater leiden?
    Eben, weil er mein Vater ist.
    Aber denk dran, was er getan haben könnte. FB I-Leute treten nicht ohne Grund Türen ein.
    Klar tun die das. Die machen Fehler. Wie bei Dads Freund, Mr Ibrahim. Als er von der Hadsch zurückkam und in Newark landete, musste er sich ausziehen und wurde durchsucht – nur weil sie seinen Namen verwechselt hatten.
    Wer sagt denn, dass es eine Verwechslung war? Vielleicht hat Ibrahim bloß Glück gehabt.
    Nein!
    Von mir aus. Ibrahim war unschuldig. Sie haben ihn doch gehen lassen, oder? Wenn dein Vater nichts gemacht hat, werden sie ihn auch freilassen. Er hat doch selber gesagt, wer braucht schon eine Privatsphäre, wenn es gar nichts zu verstecken gibt?
    Ich werde Dad

Weitere Kostenlose Bücher