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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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dort würden sie nach Nordwesten reiten, um den Fluss beim Widow’s Nest zu überqueren und um Crawford Corner herumzureiten. Crawford hatte an seiner äußersten westlichen Grenze eine schöne Rinderherde, und auf genau diese Tiere hatte Hamish es abgesehen. Wenn sie erst einmal an den Grenzreitern vorbei waren, würden sie die Herde einfach nach Osten treiben. Mit ein wenig Glück wären sie schon vor dem Morgengrauen über den Fluss, noch bevor Crawford seinen unglückseligen Diener beschimpfen würde, weil er ihm sein Frühstück zu spät brachte. Hamish schlug die Faust in seine Handfläche und trank noch einen Brandy. Er würde mit Luke auf seiner Seite des Flusses warten, um das gestohlene Vieh in Empfang zu nehmen.
    Mit der Konzentration eines Mannes, der von der Richtigkeit seines Vorhabens überzeugt war, nahm Hamish den großen Almanach aus dem Bücherregal und legte ihn auf seinen Schreibtisch. Langsam blätterte er die Seiten um, bis er zum Kalender kam, der mit einem Lesezeichen mit seidener Quaste markiert war. Unter den ordentlichen Quadraten mit den Daten jedes Monats wurden in einem getrennten Abschnitt die Mondphasen aufgeführt. Hamish zog diese Seiten ständig zurate, denn nur in den hellen Nächten des Vollmonds konnten sich Mensch und Tier nachts gefahrlos fortbewegen. Jasperson und seine Leute mussten die äußerste westliche Grenze von Crawford Corner in der hellsten Nacht des Monats erreichen. Das bedeutete auch, dass sie keine Zeit zu verschwenden hatten. Hamish hatte keine Lust, noch einen Monat zu warten, bevor er Rache nehmen konnte.
    Morgen würden seine Männer den Fluss am Widow’s Nest überqueren, in der Nacht würden sie auf Crawfords Besitz sein, und gemäß dem Almanach würden sie sich in dieser Nacht sicher bewegen können. Außerdem war Boxer bei ihnen und sorgte dafür, dass sie zumindest wieder heil nach Hause finden würden. Hamish klappte den Almanach zu und legte seine große, breite Hand auf den Buchdeckel. Jetzt musste er nur noch Luke kommen lassen. In vier Tagen sollte der Junge mit der Herde unterwegs sein. Hamish hatte vor, Crawfords Tiere mit seinen eigenen, zum Verkauf bestimmten Rindern zu mischen, und dann würde niemand jemals etwas merken. Er rülpste zufrieden, ergriff Pfeife und Tabaksbeutel und ging hinaus auf die Veranda. Beinahe war er jetzt bereit für eine starke Tasse Tee.
    Es wurde noch lange nicht hell. Es duftete heimelig nach Gras und nach Rauch aus dem Küchenkamin, als Hamish über den Kiesweg zu einer Gruppe von Buchsbäumen ging. Die Welt hatte sich verändert, und Crawford würde einiges darüber lernen müssen, was es bedeutete, neben Wangallon zu wohnen.
    Claire lag im Hemd auf ihrem Bett. Durch die dunklen Räume drangen Geräusche zu ihr. In der Küche wurde es langsam stiller, sie hörte Schritte auf der Veranda, eine Tür ging zu. Sie stellte sich Mole an einem englischen Fluss vor, alles so kühl, grün und frisch, ein leichter Wind ging. Sie gab Eau de Cologne auf ihr Spitzentaschentuch und betupfte ihre Handgelenke und ihre Stirn. Wie sie sich nach einer kühlen Seebrise sehnte. Und doch würde sie solche Erleichterung nur finden, wenn sie vorher tagelang eine anstrengende Fahrt in der Kutsche auf sich nähme. Irgendetwas krabbelte auf dem Dach herum. Sie hörte das Getrappel von Füßchen, ganz leise, als fielen Blätter herunter.
    Der letzte Krampf hatte sie sehr geschwächt. Sie blickte über die Hügel ihrer Brüste auf die sanfte Schwellung des Lebens, das sie jetzt schon hasste.
    Mrs Stackland klopfte an die Tür und öffnete sie, ohne eine Antwort abzuwarten. Mit einem Schwung ihrer ausladenden Hüften drückte sie sie so weit auf, dass sie sich hindurchschieben konnte, und stellte ein Tablett vor Claire ab. » Entschuldigen Sie, Mrs Gordon, aber Sie müssen endlich ein wenig Nahrung zu sich nehmen. Hier ist Lammbrühe, eine Scheibe Brot und ein Glas Madeira.«
    Claire blickte auf das Tablett und nickte dankend.
    Â» Und ich habe Ihnen Beecham’s Tabletten mitgebracht. Ihnen geht es sicher so schlecht, weil es in der letzten Zeit so viel Aufregung gab, und sie helfen immer, ob man nun unter Winden, Bauchweh, Verstopfung, Schlaflosigkeit, Übergeben, Magenschmerzen, Hitzewallungen, Leberbeschwerden oder Depressionen leidet…« Mrs Stackland zog eine Augenbraue

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