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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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setzte er sich ans Bett, ergriff die Hand seiner Frau und küsste sie sanft. » Ich warte hier«, sagte er mit brüchiger Stimme, » während du die Krankenschwester holst. Ich will sie nicht alleine lassen.«
    Sarah nickte. Sue Gordon würde nicht auf Wangallon beerdigt werden. Ihre Mutter hatte sich gewünscht, verbrannt zu werden, und ihre Asche sollten sie im Rosengarten des Krematoriums verstreuen. Sarah küsste ihren Vater auf die Wange und verließ das Zimmer, ohne noch einen Blick auf ihre Mutter zu werfen. Das brauchte sie nicht. Sie hatte sich schon vor Jahren von ihr verabschiedet. Trotz bester Absichten brannten ihr auf einmal Tränen in den Augen.

Hochsommer 1909
    Wangallon Station
    Als Hamish am Silvesterabend nicht nach Hause kam, ließ Claire nachforschen, was mit ihm passiert war. Niemand wusste etwas. Die meisten Viehhirten von Wangallon waren in entfernten Ecken des Besitzes unterwegs, um Rinder für den nächsten Treck nach Süden zu mustern. Gegen Mittag wurde es Claire übel. Sie hatte noch nie erlebt, dass ihr Mann ein Neujahrsessen verpasst hätte. Sie schalt sich selbst, weil sie keinen Bissen herunterbrachte, schäumte wegen Hamishs selbstsüchtigem, lieblosem Verhalten, und dann begann sie, sich zu übergeben. Sie schob die schmerzhaften Krämpfe auf ihre eingebildete Schwangerschaft zurück, und als sie nachließen, wünschte sie sich fast, sie würden weitergehen. Den Nachmittag verbrachte sie auf dem Bett, wobei sie wegen der Hitze am ganzen Körper schwitzte. Sie hatte Durst, aber sie behielt keinen Tropfen Wasser bei sich. Sie wünschte sich Luke herbei, aber er kam nicht. Sie schickte nach Wetherly, erfuhr aber nur, dass auch er verschwunden war. Erneut sehnte sie sich nach Luke und musste sofort wieder würgen.
    Erst als es dunkel wurde, erhob sich Claire. Vielleicht würden ja ein wenig angefeuchtetes Brot und ein Schluck süßer Madeira helfen. Sie wunderte sich, warum Mrs Stackland nicht gekommen war, um nach ihr zu sehen. Auf bloßen Füßen huschte sie über die polierten Dielen, als Mrs Stackland ihr auch schon entgegenkam. Sie trug ein Tablett voller Essen, und ihr aufgedunsenes weißes Gesicht war verlegen verzogen.
    Â» Fühlen Sie sich besser, Mrs Gordon? Ich habe zweimal nach Ihnen gesehen, aber Sie haben geschlafen.«
    Â» Was ist das?«
    Mrs Stackland blickte auf das Tablett. » Er möchte nicht gestört werden.« Beide Frauen blickten auf den Lichtstreifen, der unter der Tür von Hamishs Arbeitszimmer hindurch schimmerte. Mrs Stackland wand sich unbehaglich. » Er hat viel zu tun.« Ihre Stimme wurde sanfter. » Sie sehen nicht gut aus, Mrs Gordon.«
    Claire ergriff das Tablett. » Ich bringe es ihm.« Sie lächelte die ältere Frau an. Zwar fühlte sie sich schwach, aber sie wollte die Pflicht selbst erfüllen. Mrs Stackland warf ihr einen zweifelnden Blick zu, ließ jedoch das Tablett los. Sie klopfte an die Tür zum Arbeitszimmer und öffnete sie dann, damit Claire eintreten konnte.
    Claire stellte das Tablett auf den Schreibtisch. Eine einzelne Kerze warf einen flackernden Schein über einen mit Papieren übersäten Schreibtisch. Mitten auf einem Taschentuch, das einmal weiß gewesen sein mochte, lag ein Klumpen Erde. Daneben sah sie Hamishs goldene Taschenuhr und eine leere geschliffene Glaskaraffe. Ihr Mann stand unbeweglich am Fenster. Hinter ihm war der Sternenhimmel so nah, dass Claire das Gefühl hatte, danach greifen zu können. » Wo warst du?« Sie hob die silberne Wärmehaube vom Teller. Mrs Stackland hatte gebratenes Känguru, ein frisches Brot und schwarzen Tee zubereitet. Claire räusperte sich. Sie kam sich vor wie ein Eindringling. » Hamish?«
    Â» Ich habe doch gebeten, nicht gestört zu werden«, antwortete er gepresst. Langsam drehte er sich um, und Claire blickte in sein sorgenvolles Gesicht. Der Geruch nach Schweiß, Pferden und Tabak wehte über den Schreibtisch zu ihr; ein vertrauter Geruch, der durch Schmutz und Müdigkeit noch verstärkt wurde.
    Â» Ich habe dich seit zwei Tagen nicht gesehen.« Sie stellte die Wärmehaube wieder über das Essen. » Hamish, ich…«
    Hamish schlug sich mit der Faust in die Handfläche. » Das ist Erde vom Grab meines Bruders.«
    Claire zuckte bei seinem heftigen Tonfall zusammen. Sie griff nach der Sessellehne. Hamish zeigte auf das

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