Im fernen Tal der Hoffnung
schmutzige Taschentuch.
» Ich habe schon gemerkt, dass du darauf geschaut hast. Du fragst dich sicher, warum ich es nie erwähnt habe, wo wir doch so nahe zusammenleben und du, wenn auch fehlgeleitet, ständig den Drang verspürst, dich mir mitzuteilen.«
» Fehlgeleitet?« Claire dachte daran, wie häufig es ihr nicht gelungen war, ihn aus seinen Grübeleien zu reiÃen. Hatte er ihre Versuche als so falsch empfunden? Erneut spürte sie Ãbelkeit aufsteigen. Sie hatte das Gefühl, eine dichte Wolke hüllte sie ein.
» Wir sind so unterschiedlich, du und ich, und doch leben wir zusammen. Vielleicht liegt es am Altersunterschied, aber vielleicht ist es auch Zuneigung.« Er klang nicht überzeugt.
Was erzählte er ihr da? Wollte er sie nicht mehr? Claire machte sich zwar über den Zustand ihrer Ehe keine Gedanken, aber sie war nicht gewillt, sich einfach wegwerfen zu lassen.
Er blickte sie kalt an. » Du hast dich an den Alltag mit einem achtbaren Ehemann gewöhnt.« Verächtlich stieà er die Worte hervor. » Ich sage dir jetzt, dass das eine Illusion ist. Eine Illusion, die ich höchstpersönlich genährt habe. Auch ich möchte ehrbar sein, aber es gibt Menschen, die mir das nicht zugestehen wollen. Und ich frage mich langsam, ob es sich überhaupt lohnt, ständig darauf zu hoffen, in die bessere Gesellschaft aufgenommen zu werden.«
» Hamish, ichâ¦Â«
» Durch den Erfolg bin ich träge geworden und habe vergessen, warum ich überhaupt in diese neue Welt gekommen bin.« Er stieà mit seinem schmutzigen Zeigefinger auf sein Taschentuch. » Ich bin nicht hierhergekommen, um in die feine Gesellschaft aufgenommen zu werden, schlieÃlich wusste ich doch, dass sie aus den Leuten besteht, die mitgeholfen haben, Schottland zu zerstören. Mit der Herablassung eines Crawfords will ich nichts zu tun haben.« Er stieà einen übertriebenen Seufzer aus. » Du wärst für Oscars Frau bestimmt ein hübsches Projekt. Am Anfang hat sie sich sicher mit ihren Freundinnen das Maul über dich zerrissen, bis du dann im Regierungsgebäude eingeladen warst. Sag mir, Claire, kommt es dir nicht auch wie Wahnsinn vor? Ich habe meine Natur körperlich und geistig unterdrückt, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Das werde ich nicht mehr tun. Ich habe nur noch wenige Jahre Zeit, um der Welt, die ich erschaffen habe, meinen Stempel aufzudrücken, und das werde ich tun. Einige werden für ihr Verhalten büÃen müssen, das schwöre ich.«
Claire starrte ihn an.
Trotz seiner enttäuschenden ersten Ehe glaubte Hamish an Partnerschaft, und Claire war die belastbarste und fürsorglichste der wenigen Frauen, die er in seinem Leben gekannt hatte. Vielleicht war er ihr gegenüber zu hart gewesen. Hamish überlegte, wie er die Kluft zwischen ihnen überbrücken konnte, zumal doch Claire ihm auch Angus geschenkt hatte, seinen Erben. Im Geiste formulierte er freundlichere Worte und wollte sie gerade aussprechen, als Claire auch schon sein Arbeitszimmer verlassen hatte.
Hamish zog den Stöpsel von der Kristallkaraffe mit dem Brandy und schenkte sich reichlich von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein. Mit einem Schluck leerte er das Glas und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er bearbeitete das Kängururagout mit der Gabel und leckte sich zwischendurch die Finger ab, wenn ihm der Fleischsaft über die Hand lief. Hoffentlich konnte Lee ihm nachher ein wenig Unterhaltung verschaffen. Das brauchte er jetzt dringend. Er schob das Tablett beiseite und breitete eine vergilbte Karte aus, auf denen der Wangallon River mit all seinen Windungen als Grenze zwischen Wangallon und Crawford Corner eingezeichnet war. Hamish fuhr den Wasserweg entlang. Er fügte einige kleine Kreise hinzu, wo die Bäume zu dicht standen, um über den Fluss zu gelangen, und zog dann eine Linie von einer Flussseite auf die andere. Dies war die einzig bekannte Stelle, an der der Fluss flach genug zum Ãberqueren war. Sie hatten sorgfältig danach gesucht und das Ufer und das umgebende Buschland überprüft. Boxer meinte, es hätte zu Anfang des Monats weiter im Norden Regen gegeben, aber das Wasser war bei ihrer Rückkehr von Crawford Corner nicht höher gewesen. Solange nicht mehr Regen fiel, würden sie dort sicher über den Fluss kommen.
Jasperson, McKenzie und Boxer waren bereits in Wangallon Town. Von
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