Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
sich zum Gehen anschickte, griff ich nach seinem Ärmel.
    »Warte.« Dann zog ich das Messer aus den Falten meines Mantels und reichte es ihm mit dem Heft voran.
    »Für dich«, murmelte ich.
    Er nahm es, und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln.
    »Was ist das? Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk?«
    »Brauche ich einen Anlass, um dir etwas zu schenken?«
    Er warf das Messer in die Luft und fing es wieder auf. »Perfekt ausbalanciert. Danke, Cynthiana. Es ist wundervoll.«
    Dann beugte er sich vor, sodass seine warmen Lippen die meinen streiften. Als er sich wieder aufrichten wollte, hielt ich ihn zurück.
    »Geh nicht«, hauchte ich auf seine Lippen.
    Stirnrunzelnd löste er sich von mir. »Einer meiner Männer wird vermisst. Ich werde mit der Suche nach ihm nicht bis zum Morgen warten.«
    »Natürlich nicht, verzeih mir, Herzblatt«, sagte ich, mir bewusst, dass es keinen Sinn haben würde, von ihm zu verlangen, einen seiner Leute mit der Suche zu beauftragen.
    Er verstaute das Messer in seinem Mantel. »Gute Nacht, Cynthiana.«
    »Gute Nacht, Vlad.«
    Ich sah ihm hinterher, meine Enttäuschung hinter einem Lächeln verbergend für den Fall, dass er sich noch einmal umdrehte. Was er nicht tat. Er tat es nie, und seine Besuche bei mir waren auch immer seltener geworden. Ich war jetzt über dreihundert Jahre alt und wusste sehr wohl, was das zu bedeuten hatte. Er wurde meiner überdrüssig.
    Mein Lächeln bröckelte. Ich hatte schon zu lange ohne den verdienten Schutz gelebt und wollte meinen Platz an der Seite eines so mächtigen Vampirs nicht verlieren. Gefahr hin oder her, es war an der Zeit, wirksamere Mittel einzusetzen, um Vlad an mich zu binden. Wenn ich vorsichtig zu Werke ging, würde er den Grund für seine neu entflammten Gefühle zu mir ohnehin nie erfahren.
    Die Vision verblasste. Ich kehrte in die Realität zurück; das Messer hielt ich so fest umklammert, dass ich mich geschnitten hatte.
    »Ist Cynthiana, kurz nachdem sie dir das hier geschenkt hat, bei dir eingezogen?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich glaube schon, warum?«
    »Ach, nur so. Wusstest du, dass sie sich mit Zauberei beschäftigt hat?«
    Ein Achselzucken. »Ja, sie kennt ein paar Jahrmarkttricks, aber Zauberei ist laut vampirischem Gesetz verboten. Das Risiko war es ihr nicht wert.«
    »Oder sie hat sich ernsthafter damit beschäftigt, als sie zugegeben hat.«
    Vielleicht war es ja kein Zufall, dass Cynthiana bei ihm eingezogen war, nachdem sie beschlossen hatte, »wirksamere« Mittel einzusetzen, um Vlad von einer Trennung abzuhalten? Wenn meine Vermutung stimmte, hatten wir es nicht mit einer Amateurin zu tun, die den einen oder anderen Hokuspokus veranstaltete, sondern mit einer ausgewachsenen Hexe, die womöglich gefährlicher war, als Vlad und ich ahnten.

41
    Misstrauischer als zuvor betrachtete ich das Messer. Ein Herzinfarkt oder spontaner Blutsturz war für mich als Vampir zwar schmerzhaft, aber nicht tödlich. Falls Cynthiana aber tatsächlich eine mächtige Hexe war, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie in ihren Zauber etwas eingeflochten hatte, das auch Vampire umbringen konnte.
    »Pass auf, was ich mit dem Messer mache, okay?«
    Als ich aufsah, waren Vlads Augen schmal geworden. Er atmete ein und lächelte dann so freundlich, dass ich die Warnung hätte erkennen müssen.
    »Warum?«
    »Falls in deiner Ex mehr Böse Hexe steckt, als wir gedacht haben, könnte es sein, dass ihr Zauber mich dazu bringt, mir den Dolch ins … hi, hi, hi … Herz zu stoßen.«
    Mein Kichern, das andeuten sollte, für wie weit hergeholt ich meine Theorie hielt, verfehlte seine Wirkung auf Vlad. Sein ganzes Gesicht begann sich zu verdüstern, obwohl ihm das charmante Lächeln nicht verrutschte.
    »Du bist vielleicht die grausamste Person, die mir je begegnet ist«, stellte er munter fest.
    »Was?«, keuchte ich.
    »Meine erste Frau hat sich umgebracht. Ich habe Jahrhunderte gebraucht, um darüber hinwegzukommen und wieder Liebe empfinden zu können, und du hättest mir fast verschwiegen, dass du womöglich gezwungen sein wirst, dich vor meinen Augen zu erstechen.«
    Sein beiläufiger Tonfall war zornig geworden. Und das war noch gar nichts im Vergleich zu der von ihm ausgehenden Wut, die meine Emotionen so abrupt überflutete, als wäre ein Damm gebrochen, sodass ich unwillkürlich einen Schritt rückwärts machte.
    »Vlad, ich …«
    »Sag. Nichts.«
    Seine Hände begannen zu lodern. Die Flammen kletterten seine Arme

Weitere Kostenlose Bücher