Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
nannte, trieb es natürlich woanders hin.
»Hi«, grüßte ich den Wachmann, der mich misstrauisch beäugte, als ich mich ihm näherte. »Würden Sie Vlad bitte sagen, dass ich ihn sprechen will.«
Der Mann verneigte sich und schien erleichtert zu sein, dass ich keine Anstalten machte, mich an ihm vorbeizudrängen. Er drückte einen Knopf an seinem Kragen und sagte etwas auf Rumänisch. Ah, die Wunder der modernen Technik. Ich hätte einen Ganzkörper-Gummianzug tragen müssen, um mich verkabeln zu können, ohne die Gerätschaft lahmzulegen.
Dank meiner neuen Supersinne konnte ich zwar die Antwort hören, die der Wachmann erhielt, da Vlad aber ebenfalls rumänisch sprach, verstand ich sie nicht.
»Bitte warten Sie hier«, wandte sich der Mann schließlich in akzentgefärbtem Englisch an mich.
Ich sagte nichts, fragte mich aber, ob das hieß, dass Vlad kommen würde, oder ob ich warten sollte, bis jemand anders mich hinauseskortierte.
Nach etwa zehn Minuten erschien Vlad. Er war über und über von einer feinen Ascheschicht bedeckt, was ich seltsam fand, da Feuer ihm eigentlich nichts anhaben konnte. Rußgeschwärzt, wie er war, wirkte er sogar noch gefährlicher als sonst, obwohl sein Gesichtsausdruck allein schon nichts Gutes verhieß.
»Was?«
Ein Wort, mit Absicht so brüsk ausgesprochen, um mich gleich wieder zu verscheuchen. Zudem hatte Vlad seine Emotionen so abgeschirmt, dass ich nicht fühlen konnte, was in ihm vorging. Ich straffte die Schultern und stellte mich aufrecht vor ihn hin. Wenn er mich wirklich nicht hätte sehen wollen, wäre er nicht gekommen.
»Ich habe eine Lösung, die uns beiden gerecht wird«, verkündete ich.
Er zog eine Augenbraue hoch. Ich warf einen vielsagenden Blick in Richtung Wachmann.
»Willst du das hier ausdiskutieren?«
Vlads Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, aber er rauschte an mir vorbei und stieg die Treppe hinauf. Ich folgte ihm in den engen Mittelgang des Untergeschosses. Dort blieb er stehen und drehte sich zu mir um.
»Was?«
Immer noch einsilbig, aber sein Tonfall war schon weniger brüsk. Ich trat an ihn heran und fing an, ihm die Asche von der Kleidung zu wischen. Er machte sich steif, ließ mich aber gewähren.
»So wie du drauf bist, hast du Shrapnel noch nicht dazu bringen können, dir zu verraten, wo Cynthiana ist«, bemerkte ich beiläufig. »Er ist zäh, und vielleicht hat sie ihn ja auch verhext, sodass er dir ihren Aufenthaltsort gar nicht verraten kann.«
Vlads Augen verfolgten jede meiner Bewegungen, aber er hielt vollkommen still. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.«
»Natürlich«, antwortete ich, während ich ihm mit den Fingern durchs Haar fuhr, um die restliche Asche zu entfernen. »Du machst das schließlich schon viel länger als ich.«
Sein Lächeln war so kalt, dass es Dampf in Trockeneis hätte verwandeln können. »Wenn Schmeichelei deine Lösung ist, spar dir die Mühe. Du wirst nicht über ihren Dolch Kontakt zu ihr aufnehmen. Ich habe ihn bereits entsorgt.«
Ich fuhr mit meiner Säuberungsaktion fort. »Sehr gut.«
Seine Augen wurden schmal, als ich mich so leicht geschlagen gab. »Und Shrapnel fasst du auch nicht an, um mit ihr in Verbindung zu treten.«
»Will ich auch gar nicht«, hauchte ich. »Ich will sowieso nicht wissen, was du ihm angetan hast.«
Jetzt packte er meine Hände und zog mich näher. »Hör auf zu lügen, Leila. So einfach gibst du dich nicht geschlagen, das wissen wir beide.«
Sein Gesicht war nur noch Zentimeter von meinem entfernt, die Bartstoppeln dunkler von der Asche, die Lippen fest zusammengepresst. Ich starrte ihn von unten herauf an, ohne mich von seinem wilden Blick einschüchtern zu lassen.
»Shrapnel muss nur noch ein paar Tage durchhalten, dann merkt Cynthiana, dass sie entlarvt ist und macht sich aus dem Staub. Er weiß das, und du weißt das. Aber sie hat hier gelebt, also muss ihr damaliges Zimmer voll sein von essenzlastigen Objekten, mit denen ich mich nicht umbringen kann. Wenn du wirklich sicherstellen willst, dass mir nichts geschieht, musst du mich anketten, weil ich sonst womöglich versuche, sie über einen anderen Gegenstand aufzuspüren.«
Jetzt zog er beide Augenbrauen hoch. »Dich anketten?«
Ich schenkte ihm ein spitzbübisches Lächeln. »Komm schon, insgeheim träumst du doch davon.«
»Von Tag zu Tag mehr.«
Sein Tonfall war düster, aber der ihn umgebende Schutzwall begann Risse zu bekommen, und ich spürte ein Aufflackern von Emotion.
Weitere Kostenlose Bücher