Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Überwachungskamera weg, bevor er die Tür öffnete. Die Frau trat ein. Sie trug eine dunkle Brille und ein Kopftuch. Zu allem Überfluss konnte ich das, was von ihrem Gesicht zu sehen war, nur undeutlich erkennen. Ausgerechnet jetzt mussten mich meine medialen Fähigkeiten im Stich lassen.
»Fühl dich wie zu Hause«, sagte Adrian gedehnt, während er die Tür hinter ihr schloss. »Durst?«
»Natürlich«, schnurrte sie.
Mich hätte ihr Tonfall gewarnt, doch Adrian schien sich keiner Gefahr bewusst zu sein. »Was darf’s denn sein?«, fragte er.
»Dein Blut, wenn wir fertig sind«, antwortete sie munter.
Verdutzt drehte er sich um und erstarrte, als sie die Brille abnahm. Obwohl ihre Züge nach wie vor verschwommen wirkten, war das übernatürliche Leuchten ihrer Augen doch deutlich zu erkennen. Fast konnte ich sehen, wie Adrians Willenskraft von ihren Hypnosekräften gelähmt wurde. Hätte er nicht zufällig eine Bombe gebaut, durch die mein bester Freund umgekommen war, hätte ich Mitleid mit ihm bekommen.
»Du wirst alles auslöschen, was auf unsere Zusammenarbeit hinweist, von den Überweisungen bis hin zu den Aufzeichnungen deiner Türspionkamera«, wies ihn die Frau an.
Nein!, dachte ich, was Adrian natürlich nicht aufhalten konnte. Er ging zu seinem PC , öffnete einige Dateien und löschte sie dann systematisch. Sehr zu meinem Leidwesen mussten auch alle Sicherungskopien und Ghost-Dateien dran glauben.
»Fertig«, sagte er ausdruckslos, als seine Arbeit getan war.
Die Frau nahm ihr Kopftuch ab, und ich erhaschte einen kurzen Blick auf volles dunkles Haar, bevor alles wieder neblig wurde.
»Zeit für meinen Drink, Herzblatt.«
Damit riss sie mit einem Rucken Adrians Kopf zur Seite und schlug die Zähne in seinen Hals. Als sein Tod die Vision beendete, steigerte sich mein Frust noch.
Nicht einmal hatte ich einen richtigen Blick auf ihr Gesicht werfen können.
»Einen Meter sechzig groß, fünfundfünfzig Kilo, dunkelhaarig, leichter Akzent, walisisch, britisch, schottisch oder irisch vielleicht.«
Maximus machte ein finsteres Gesicht. »Das ist alles? Eine Vampirin, die vielleicht aus dem Vereinigten Königreich stammt?«
Ich wusste, wie nutzlos diese Informationen waren. »Ich versuche es gleich noch mal, vielleicht klappt’s ja jetzt besser.«
Trotz meines Ekels strich ich noch einmal über das verkohlte Leichenteil, das Maximus aus Adrians Überresten gemopst hatte. Lichtblitze folgten einem Gefühl des Schaukelns, doch als ich mich weiter konzentrierte, verblassten die Bilder, und mir wurde schwindlig.
»Leila? Alles okay mit dir?«
»Ja, ja. Mir ist nur ein bisschen schlecht vom Autofahren«, murmelte ich und versuchte es erneut. Einige Augenblicke später erhaschte ich einen Blick auf eine Frau in demselben Outfit wie Adrians Mörderin, doch nur daran und an ihrem vollen, walnussfarbenen Haar konnte ich erkennen, dass sie es auch wirklich war. Die winzige blaue Kammer, in der sie sich befand, schaukelte seltsamerweise. Dann richtete ich all meine Aufmerksamkeit auf das, was sie sagte.
»… nein, es war nicht zu riskant … Ich hab mich drum gekümmert, Herzblatt. Er ist tot, uns kann also niemand mehr auf die Schliche kommen.«
Ihrem Tonfall nach zu urteilen, telefonierte sie. Ich starrte den nebligen Flecken an, der ihr Gesicht verbarg, und konzentrierte mich, doch das Bild wurde immer nur noch verschwommener.
»Du überreagierst«, fuhr sie fort. »Selbst wenn sie einen Verdacht haben, wird er nirgendwohin führen. Was immer sie ihm lebend bedeutet haben mag, ist sie tot weniger gefährlich für uns …«
Ich versuchte, mich mehr auf die Frau zu konzentrieren, aber wieder setzte ein heftiges Schwindelgefühl ein. In meinen Ohren klingelte es, und ich spürte etwas Feuchtes herauslaufen.
Maximus fluchte. Dann machte der Wagen einen so abrupten Schwenk, dass er ausbrach; jetzt musste ich auch noch befürchten, Maximus würde einen Unfall bauen. Irgendwie bekam ich aber keine Protestlaute über die Lippen, und sehen konnte ich nur noch große dunkle Flecken. Das hat nichts Gutes zu bedeuten, dachte ich, kurz bevor mich etwas Hartes an der Stirn traf.
Eine Weile verharrte ich in seligem Unwissen, bis mir klar wurde, dass ich an einer kupfrig schmeckenden Flüssigkeit würgte. Ich versuchte, sie auszuspucken, doch eine kräftige Hand hielt mir den Mund zu.
»Schluck endlich, verdammt noch mal!«
Mir blieb keine Wahl, also gehorchte ich und zog eine Grimasse, als ich den
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