Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
haben. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass deine Kräfte stärker sind, als dir bewusst ist. So oder so waren deine ›Träume‹ Wirklichkeit.«
Ich seufzte. Tief drinnen hatte ich das sowieso schon gewusst, obwohl ich es mir ums Verrecken nicht hatte eingestehen wollen. Was natürlich bedeutete, dass ich erst einen Deal auszuhandeln hatte.
»Versprich mir, dass du Maximus nicht umbringst, dann erzähle ich dir, was ich über den Ort weiß, an dem ich mich befinde.«
Vlad knurrte etwas auf Rumänisch, das ich nicht ganz übersetzen konnte, aber ein paar Schimpfwörter erkannte ich.
»Wir haben keine Zeit für Spielchen«, sagte er schließlich.
»Ich weiß«, schoss ich zurück. »Ich habe hier einige Menschen, die medizinische Hilfe brauchen, und einen Vampir, der durch eine Silbervergiftung allmählich verrückt wird, aber du hast gedroht, Maximus zu töten. Solange du also nicht bei den Gräbern deines Vaters und deines Sohnes schwörst, dass du das sein lässt, verrate ich dir nicht, wo ich bin. Oh, und foltern darfst du ihn auch nicht«, fügte ich noch hinzu, als mir wieder einfiel, wie hinterlistig er sein Versprechen, Marty nicht umzubringen, eingelöst hatte.
Vlads Augenfarbe wechselte von Kupfer zu einem Grün, das so grell leuchtete, dass mir der Gedanke durch den Kopf schoss, Drachen würden solche Augen haben, wenn es sie wirklich gäbe. Mein nächster Gedanke war: »Wir sind angeschissen«, weil Vlad jetzt auf diese drohend verbindliche Art lächelte, wie er es immer tat, bevor er jemanden zu Asche verbrannte.
»Bei den Gräbern meines Vaters und Sohnes schwöre ich, Vladislav Dracul, Rossal de Payen, den Mann, den du als Maximus kennst, weder zu foltern noch zu töten.« Er verstummte kurz, als wollte er die Worte wirken lassen. »Also, Leila. Wo bist du?«
Vlad war für seine Aufrichtigkeit bekannt, doch sein Lächeln gab mir das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Egal, ich hatte mein Bestes gegeben, und Vlad war die einzige Chance, die Maximus und diese Menschen hatten.
»Ich bin auf einem Schiff, und weil ich nicht lange ohnmächtig war, müssen wir auf dem Lake Michigan sein …«
Die Sonne war schon vor drei Stunden aufgegangen, aber ein anderes Schiff hatte ich noch immer nicht zu sehen bekommen. In gewisser Hinsicht war das auch gut so. Ich würde der Küstenwache die Sauerei an Deck nicht erklären müssen, und Hannibals Boss war auch noch nicht dahintergestiegen, dass seine »Ware« die Botenjungen abgemurkst hatte.
Ich war unter Deck und sah abwechselnd nach Maximus und den lebensbedrohlich ausgebluteten Opfern. Meine Hilfe beschränkte sich allerdings darauf, Decken, Klebeband und Stoff für Verbände zu verteilen und denen zu trinken zu geben, die noch bei sich waren. Ich war schon auf die Idee gekommen, Maximus eine Wunde beizubringen, um ihnen etwas von seinem Blut einzuflößen, doch als ich das letzte Mal in seiner Nähe gewesen war, hatte ich nur durch einen Satz rückwärts verhindern können, dass er mir ein Stück Bein abbiss. Entweder trieb der Schmerz ihn zur Raserei, oder der Wahnsinn begann schon von ihm Besitz zu ergreifen.
Ich ertappte mich dabei, wie ich zu irgendeinem höheren Wesen, das mir vielleicht zuhörte, betete, dass unsere Helfer nicht zu spät kommen würden.
Ich war gerade wieder auf dem Rückweg zum Laderaum, als ich mit einem Mal buchstäblich wie erstarrt war. Es war, als hätte eine riesige, unsichtbare Faust mich gepackt und schnürte mir abrupt die Luft ab. Innerlich schrie ich in Panik auf, konnte aber weder zucken noch Atem holen. Selbst der Elektrizität in mir schien urplötzlich der Saft ausgegangen zu sein.
In meinen Ohren begann es zu rauschen, immer lauter, während die Sekunden sich dehnten. Dann war das entsetzliche Engegefühl ebenso abrupt vorbei, wie es gekommen war. Nach Luft schnappend kippte ich vornüber. Ich musste mehrmals blinzeln, um die Tränen und dunklen Flecken aus meinem Blickfeld zu vertreiben. Als ich wieder klar sehen konnte, blickte ich hoch – und erstarrte, diesmal aus einem anderen Grund.
Vlad stand über mir, das dunkle Haar wirr zerzaust, eine wilde Mischung aus Zorn und Triumph auf dem hageren, stoppelbärtigen Gesicht. Seine Hose und sein Hemd waren klatschnass und durch ihr helles Blau fast durchsichtig. Ich stutzte und fragte mich, ob ich vielleicht doch ohnmächtig geworden war.
Ein müdes Lächeln zuckte um Vlads Mundwinkel. »Ich bin es wirklich, Leila. Siehst du?«
Er packte mich bei den
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