Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Richtung ab. Er durchtrennte ihn von der Schulter bis zur Flanke, sodass sein Blut mich über und über vollspritzte, als er mit Schwung auf mir landete.
Ich schob ihn von mir. Er fiel, doch die Hälfte von ihm, an der sein Kopf war, fing wieder an, auf mich zuzutorkeln. Nur ein paar Zentimeter Gewebe verbanden seine linke Hälfte mit seinem Torso, und er war trotzdem nicht tot?
»Miststück«, krächzte er.
Ich machte große Augen. Und reden konnte er auch noch?
Ich wartete nicht ab, was Hannibal sonst noch konnte. Ein Stromschlag, und er mutierte von einem großen Y zu einem I mit Pünktchen, aber mir blieb keine Zeit, erleichtert aufzuseufzen. Wieder waren im Gang Schritte zu hören.
»Bin ich nicht zu eurer Party eingeladen?«, erkundigte sich eine amüsierte Stimme.
Ich wartete nicht ab, bis er merkte, dass die »Party« eine tödliche Wendung genommen hatte. Kaum hörte es sich an, als wären die Schritte nahe genug, feuerte ich einen Blitz in den Gang ab, der den Captain-Morgan-Doppelgänger traf. Er starrte mich mit einem ganz sonderbaren Gesichtsausdruck an. Dann rutschte alles oberhalb seines Kinns weg und traf den Boden mit einem dumpfen Schlag, den wenig später auch sein Körper machte.
»Zum Teufel noch mal.«
Wieder schoss mir das Adrenalin durch die Adern. Der fünfte Wachmann starrte ungläubig auf die Überreste von Captain Morgan. Dann verschwand er mit vampirischer Geschwindigkeit über die Treppe nach oben.
Ich jagte ihm nach und hatte dabei das Gefühl, mein Herz würde vor Verzweiflung oder Überanstrengung bersten. Der Vampir war bereits am Steuer und drückte einen Knopf, während er mir über die Schulter einen Blick zuwarf …
Der Blitz, den ich abfeuerte, traf ihn im Gesicht, aber ich war zu weit entfernt, um ihn zu töten. Ich feuerte noch einen ab und rannte dabei so schnell über Deck, dass ich hinfiel. Sofort wurde ich von etwas Schwerem zu Boden gerissen, und mein Kopf knallte auf das Schiffsdeck.
Der fünfte Wachmann hatte in den Kampf eingegriffen.
Die Welt vor meinen Augen verschwamm, und mein Kopf schmerzte wie wild, aber wenn ich mich darauf konzentrierte, war ich tot. Statt also instinktiv meinen Kopf zu schützen, legte ich die rechte Hand auf den Körper des Vampirs und jagte alles, was noch an Energie in mir war, in ihn hinein.
Sofort verschwand sein Gewicht. Ich krabbelte so schnell rückwärts, dass ich beinahe über Bord gegangen wäre, konnte aber gerade noch rechtzeitig die Reling packen. Ich klammerte mich fest und sah mich mit hektischer Entschlossenheit nach dem letzten Angreifer um.
Niemand stürzte sich auf mich. Gar nichts regte sich. Ich hievte mich an der Reling hoch. In meinem Kopf drehte sich noch immer alles; Übelkeit und Seegang machten es mir schwer, mich aufrecht zu halten. Noch bevor ich einen Schritt gelaufen war, stolperte ich und verfluchte meine Ungeschicklichkeit. Dann senkte ich den Blick … und stutzte.
Ich war nicht ins Stolpern geraten, weil man mir den Schädel aufs Schiffsdeck geschlagen hatte. Ich war gestolpert, weil das Deck mit einer an Lasagne erinnernden Masse bedeckt war. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was ich sah.
Keine Lasagne. Die Überreste des Vampirs, der sich auf mich gestürzt hatte. So musste es sein, denn der andere Vampir war über das Steuer gekippt und schrumpelte vor sich hin wie alle Vampire nach ihrem endgültigen Tod. Ich hatte so viel Elektrizität in meinen Angreifer gejagt, dass er explodiert war.
Ich wusste nicht, ob ich vor Erleichterung loslachen oder zurück zur Reling krabbeln und mich übergeben sollte, bis ich ohnmächtig wurde. Ich hatte meine Entführer umbringen wollen, und das hatte ich auch geschafft, doch ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, das ganze Ausmaß meiner Fähigkeiten vor Augen geführt zu bekommen. Wie üblich hatte das Leben nicht auf mein Einverständnis gewartet, als es mir gezeigt hatte, welche Überraschungen es bereithielt.
Mehrmaliges heftiges Rumsen lenkte meine Aufmerksamkeit von dem entsetzlichen Anblick um mich herum ab. Es kam von unten, und mein Misstrauen vermischte sich mit Hoffnung. War das Maximus? Oder noch ein Bewacher, der mich jetzt unter Deck in die tödliche Falle locken wollte, die vorhin seinen Kollegen zum Verhängnis geworden war?
Ich näherte mich der engen, abwärts führenden Stiege und beäugte sie resigniert. Mein Körper war völlig ausgelaugt, der Kampf aber womöglich noch nicht vorbei. Die bösen Buben nahmen
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