Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
fähig, mich zu verbrennen, bevor ich mit meiner Peitsche zuschlagen konnte, aber ich würde nicht nachgeben.
»Ja, wenn du wortbrüchig werden willst.«
Abrupt packte er mein Handgelenk mit eisernem Griff. Jeder andere Vampir wäre rückwärtsgeschleudert worden, wenn er meine voll unter Strom stehende rechte Hand berührt hätte, doch Vlad schluckte die Energie wie einen leichten Stromschlag. Dann beugte er sich vor und strich mir mit der freien Hand das Haar zurück.
Es war die Hand, in der er noch das Messer hielt.
»Ich habe es dir schon einmal gesagt: Ich lasse mich nicht gern als Lügner bezeichnen.« Als er sprach, traf sein Atem meinen Hals wie ganz sachte Schläge. »Aber viel wichtiger ist, dass du mich nicht daran hindern könntest, wenn ich doch mein Wort brechen wollte.«
Ebenso blitzschnell kniete er sich vor Maximus hin und durchtrennte den Stacheldraht mit brutaler Effizienz. Die Peitschenschnur aus Elektrizität, die ich erzeugt hatte, rollte sich zusammen, bevor sie in meiner Hand verschwand wie eine Schildkröte, die den Schutz ihres Panzers sucht.
Nein, er hatte bewiesen, dass ich ihn nicht aufhalten konnte, selbst wenn er seine pyrokinetischen Fähigkeiten aus dem Spiel ließ. Im Augenblick fühlte ich mich ganz als das, was ich war: eine Frau, die sich mit Kreaturen angelegt hatte, die ihr weit überlegen waren. Urplötzlich überwältigte mich ein Gefühl der Einsamkeit. Ich gehörte nicht in die Welt der Vampire, doch dank meiner Besonderheiten passte ich ebenso wenig in die der Menschen.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging. Es war nicht zu ändern; in jeder Gesellschaft war ich eine Ausgestoßene, aber wenigstens konnte ich die traumatisierten Überlebenden wissen lassen, dass doch noch Hilfe gekommen war.
17
Mencheres und Vlad standen dicht beisammen und redeten so leise, dass ich nichts verstehen konnte. Trotzdem verstummten sie, sobald ich an Deck kam.
Müde verkniff ich mir ein Schnauben. Sie versuchten offenbar nicht mal, sich zu verstellen.
»Mein Verbündeter wird bald hier sein und uns wegbringen«, verkündete Mencheres.
Gut. Ich hatte gerade noch einmal nach Maximus gesehen, weil es ihm schlechter zu gehen schien als den Menschen, was durchaus etwas heißen wollte.
»Setzt mich einfach irgendwo ab, wenn ihr euch um alles gekümmert habt«, sagte ich mit einem abschätzenden Blick auf die Leichen. Als ich vorhin nach Handys gesucht hatte, war es mir egal gewesen, aber jetzt fiel mir ein, dass ein paar der Toten Bargeld bei sich gehabt hatten. Das würde ich für die Suche nach der Vampirin brauchen.
»Leichenfledderei ist unnötig. Du kommst mit mir.«
Ungläubig riss ich den Kopf hoch. Vlad schenkte mir ein Lächeln, das gleichzeitig charmant und herausfordernd wirkte, während man seinen Gesichtsausdruck fast schon als streitlustig hätte bezeichnen können.
Ich reagierte meinerseits aggressiv.
»Ich werde nicht mit dir kommen, weil meine Probleme dich nichts mehr angehen.« Eis war wärmer als mein Tonfall. »Vielen Dank also für die arrogante Anmaßung, aber ich muss leider ablehnen.«
»Deine Probleme gehen mich sehr wohl etwas an«, antwortete er, sein Tonfall so heiter wie meiner kühl gewesen war. »Wenn ich tatenlos zusehe, wie jemand versucht, meine Exgeliebte in die Luft zu jagen und zu kidnappen, halten meine Feinde mich für schwach und greifen meine Leute an.«
»Ich gehöre nicht zu deinen Leuten, und ich brauche deinen Schutz nicht, wie die ganzen Leichen auf diesem Schiff ausreichend unter Beweis stellen dürften.«
Vlad verging das charmante Lächeln nicht. Ich erstarrte, als mir wieder einfiel, dass er am gefährlichsten war, wenn er lächelte.
»Wie du möchtest.« Dann warf er einen Blick auf die Tür zum Frachtraum. »Ihr Herzschlag ist schwach, und vielleicht schaffen sie es nicht mehr bis ins Krankenhaus. Schade.«
Meine geballten Fäuste waren das einzige äußere Anzeichen für den Zorn, der in mir aufkam. »Du hast mir versprochen, sie zu heilen.«
»Nein«, entgegnete er sofort. »Du hast mich schwören lassen, Maximus weder zu töten noch zu foltern, aber die Menschen hast du vergessen. Ich setze sie gratis im Krankenhaus ab, aber mein Blut hat seinen Preis.«
Ich hatte die Menschen vergessen, weil man Vlad für gewöhnlich nicht bestechen musste, damit er unschuldigen Opfern half. Seinem Gesichtausdruck nach würde er sie, falls ich nicht mit ihm kam, tatsächlich nur im Krankenhaus absetzen. Aber nur Vampirblut konnte ihr
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