Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Überleben garantieren.
Ich warf Mencheres einen hilfesuchenden Blick zu, doch der andere Vampir schien von den gegen den Schiffsrumpf klatschenden Wellen wie gebannt zu sein. Echt, jetzt?, dachte ich angewidert.
Ein beiläufiges Achselzucken war die Antwort. Von ihm war also auch keine Hilfe zu erwarten. Wieder einmal verfluchte ich die Beschränktheit meiner menschlichen Existenz. Vlad hatte mich in die Enge getrieben, und das wussten wir beide.
»Heile sie und bringe sie in Sicherheit, dann komme ich mit dir«, sagte ich, die Kiefer so zusammengepresst, dass ich kaum sprechen konnte.
Sein Zähnefletschen wirkte zu raubtierhaft, um noch als Lächeln durchzugehen. »Kluge Entscheidung.«
Wohl eher nicht, doch wenn ich das Leben dieser Leute nicht gefährden wollte, blieb mir keine Wahl.
Vom Hubschrauber aus sah ich auf das Schiff hinab. Wir waren inzwischen so hoch, dass das Wasser von den Rotorblättern nicht länger aufgewirbelt wurde. Vlad saß zusammen mit Mencheres vorn, während ich hinten bei den Menschen war und versuchte, die weinenden Mädchen davon zu überzeugen, dass diese Vampire sie nicht aussaugen würden.
Meine Tröstungsversuche wurden jäh unterbrochen, als das Boot von einem unirdischen blauen Leuchten erfasst wurde. Einige Augenblicke lang konnte ich mir nicht erklären, was da vor sich ging. Dann lenkte ein feuriges Blitzen meine Aufmerksamkeit auf Vlad. Der saß mit schiefem Lächeln im Gesicht da, als wäre er vollkommen entspannt, doch seine beiden Hände standen in Flammen.
Mein Blick ging wieder zum Schiff. Jetzt war mir klar, was das blaue Leuchten zu bedeuten hatte. Feuer. Vlad saß weiter ganz entspannt da, selbst noch als das Schiff mit einem derart spektakulären Rums! in die Luft flog, dass der Helikopter erbebte und überall im See flammende Trümmerteile landeten.
»Jetzt können wir los«, sagt er zu dem Piloten, einem muskulösen blonden Vampir, den Mencheres Gorgon genannt hatte.
Ich schloss den Mund mit einem hörbaren Klacken. Vlad hatte keinen Sprengstoff im Schiff angebracht. Er hatte es allein mit seiner Macht zerstört, und obwohl ich schon gesehen hatte, wie er Leute in Flammen aufgehen ließ, war mir das volle Ausmaß seiner Fähigkeiten nicht bewusst gewesen. Da er gerade eben eine Vierzig-Meter-Yacht wie einen Feuerwerkskörper in die Luft gejagt hatte, durfte ich mich wohl geschmeichelt fühlen, weil er als Antwort auf meine Drohung vorhin nicht laut losgelacht hatte. Die Explosion eben hatte eine genauso zerstörerische Wirkung gehabt wie die Gasleitungsbombe …
»Scheiße«, entfuhr es mir, als mir etwas einfiel. »Wir haben keine Knochen von den Vampiren mitgenommen.«
Den verkokelten Körperteil von Adrians Leiche hatte ich auch nicht mehr. Hannibal hätte ihn nicht mal mitgenommen, wenn ich ihn darum gebeten hätte. Entführer waren notorisch unkooperativ.
»Das waren bezahlte Söldner, aus ihren Knochen hättest du kaum etwas Sinnvolles erfahren«, bemerkte Vlad. Er fragte mich nicht, was es mit meinen Gedanken an Adrians Überreste auf sich hatte. Konnte sich wohl denken, warum Maximus und ich das Zeug mit uns herumgeschleppt hatten.
»Das Schiff habe ich in die Luft gejagt, damit niemand dir etwas nachweisen kann, und damit Hannibals Auftraggeber weiß, dass er es von jetzt an mit mir zu tun kriegt. Falls es keine Auftraggeberin ist«, fügte er nachdenklich hinzu.
Das hatte er wohl auch aus meinen Gedanken. In dem Augenblick stöhnte Maximus laut, was meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte.
»Warum hast du noch nicht angefangen, das Silber aus ihm zu entfernen?«
Vlads Lächeln blieb, wurde aber strenger.
»Dazu muss ich viel schneiden, andernfalls ist es wirklich Folter für ihn. Gorgon steuert den Hubschrauber. Mencheres könnte ihn zwar niederhalten, aber du weißt nicht, wie man das Zeug korrekt entfernt.«
Ich schluckte. Die Vorstellung, dass Maximus weiter leiden musste, war mir zwar ein Gräuel, doch ich wollte Vlad auch nicht die indirekte Erlaubnis erteilen, ihn zu foltern. Also hieß es weiter abwarten.
»Wohin fliegen wir?« Bitte sag jetzt nicht, zurück zu deiner Festung, bitte sag nicht, zurück zu deiner Festung …
»Gut.« In Vlads glänzenden Kupferaugen tauchten smaragdfarbene Fünkchen auf. »Ich sag’s nicht.«
Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Minuten entfuhr mir das Wort »Scheiße«. Vlad lachte nur in sich hinein, ein Laut, so verlockend und unbarmherzig wie der Mann selbst.
Mencheres wohnte mit seiner
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