Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
seine Hand. Ich hätte so tun können, als bliebe mir keine Wahl, aber das wäre gelogen gewesen. Er hätte einen seiner Piloten Handschuhe kaufen lassen können. Verdammt, er hätte bereits jemanden damit beauftragen können, als wir noch bei Mencheres gewesen waren. Ich selbst hätte den Gummianzug mitnehmen können, in den meine Kidnapper mich gesteckt hatten; das Fliegen war schließlich immer schon ein Problem für mich. Aber wir hatten beide nichts unternommen. Tief drinnen hatten wir es wohl beide so gewollt, egal, wie sehr es uns schmerzte.
Seine Hand schloss sich um meine, und der Strom, der in mir floss, fuhr in ihn, als hätte er ihn auch vermisst. Ich erwiderte seinen Blick, und noch etwas entflammte zwischen uns, nichts Spürbares wie der Strom, der aus meinem Körper in seinen floss, aber genauso real. Ich bekam kaum mit, wie er die Piloten anwies zu starten, und das Grollen der Triebwerke war leise im Vergleich zu meinem Herzschlag, als er mir das Haar zurückstrich und mein Gesicht streichelte.
»Du hättest mich nie verlassen dürfen.«
Auch ich streckte die Hand aus und fuhr ihm mit den Fingern über das stoppelbärtige Kinn, bevor ich sie höher zu den glatten Bogen seiner Wangenknochen wandern ließ. »Du hättest mich nicht so weit treiben dürfen.«
Seine Lippen formten sich zu etwas, das man nicht ganz als Lächeln bezeichnen konnte. »Du willst doch eigentlich gar nicht von mir geliebt werden, Leila.«
Ich stieß ein Schnauben aus. »Willst du dir das einreden?«
»Ich weiß es«, sagte er, jetzt mit einem Hauch Zorn in der Stimme.
»Weißt du noch, der Traum, den ich immer hatte?«, flüsterte ich. »Der mit der Kaskade aus Flammen? Irgendwann bin ich darauf gekommen, wessen Stimme mir zur Flucht geraten hat. Es war meine, und du bist das Feuer, das ich nicht festhalten konnte, egal, wie sehr ich es versuchte. Deshalb musste ich gehen, Vlad. Wäre ich geblieben, hätte mich deine Weigerung, auch nur in Betracht zu ziehen, dass du mich lieben könntest, irgendwann zerstört.«
Als er zu einer Antwort ansetzen wollte, schloss ich die Augen und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
»Ich will mich nicht streiten. Im Augenblick will ich einfach nur das tun, was ich vorhatte, als ich vor ein paar Tagen davon geträumt habe, hier mit dir im Flieger zu sein.«
Und damit vergrub ich den Kopf an seiner Halsbeuge und legte ihm den Arm über die Brust. Er machte sich steif, schickte sich aber nicht an, mich wegzuschieben.
»Das wolltest du also tun, als du in jener Nacht zu mir gekommen bist?« Seine Stimme klang rau.
Ich nickte und fragte mich, ob er wütend war. Es war zwar eine Verletzung seiner Privatsphäre, und Vlad ließ sich nicht einfach von jedem anfassen, aber immerhin hatte ich ja geglaubt, ich würde träumen …
Schließlich legte er den freien Arm um mich und entspannte sich. Dann spürte ich eine Berührung auf dem Scheitel, zu kurz, um sagen zu können, ob sie von seinem Kinn oder seinen Lippen kam. Irgendwo tief in mir begann sich ein fest verschnürter, schmerzhafter Knoten zu lösen.
Und mit einem Mal wünschte ich mir, der Flug nach Rumänien würde länger als zwölf Stunden dauern.
18
Entweder hatten die Drogen, mit denen Hannibal mich vollgepumpt hatte, eine nachhaltige Wirkung, oder ich hatte gar nicht gemerkt, wie erschöpft ich war. So oder so; ich verschlief fast den ganzen Flug. Als ich aufwachte, war Vlad wieder so reserviert wie immer, was, wie ich mir sagte, auch das Beste war. Im Grunde hatte sich ja nichts geändert, nur wusste ich jetzt, dass unsere Trennung nicht nur mir zugesetzt hatte – ein schwacher Trost für meinen gekränkten Stolz, aber keine Hilfe für mein nach wie vor blutendes Herz. Die letzten paar Stunden verbrachten wir in gespanntem Schweigen. Als wir gelandet waren und ins Auto umstiegen, konnte ich es nicht erwarten, zu seinem Anwesen zu kommen, um etwas Abstand zwischen uns zu schaffen.
Mein Wunsch wurde mir zwar erfüllt, aber natürlich mal wieder auf grandios lausige Weise.
Ich hatte Vlads Anwesen schon oft gesehen, doch als wir vorfuhren und ich ausstieg, verschlug es mir von Neuem den Atem. Über vier Etagen leuchtend weißes und graues Mauerwerk erhoben sich vor mir, dessen beeindruckende Wirkung noch von den dreieckigen Türmchen verstärkt wurde, die an jeder Ecke des Gebäudes prangten. Jede Säule, jeder Balkon und jedes Fenster war von prächtigen Ornamenten geschmückt, und steinerne Wasserspeier hielten auf
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