Im Feuer der Nacht
emotionalen Verletzungen in seinen eindrucksvollen Augen.
„Hallo.“ Sie nahm seine Hand. Er sah sie nicht an. Sie streckte die Hand aus und legte sie an seine Wange. „Was ist los, Johnny D.?“
Diesmal sah er hoch, und in seinen Augen glitzerten Tränen, die er nicht vergießen wollte. „Verdammt noch mal, sie haben mich zum Schreien gebracht.“
Männlicher Stolz war kostbar und leicht zerbrechlich. Sie wies mit ihrem Kopf auf Noor, die gerade mit Clay ins Cockpit stieg. „Sie hat keine Verletzungen. Hast du sie beschützt?“
Er zuckte die Achseln. „Sie haben gesagt, wenn ich mitmache, würden sie sie in Ruhe lassen. Aber das war eine Lüge.“ Seine Augen wanderten zu Dorian, der auf den Pilotensitz glitt. „Wer ist das?“
„Dorian“, erklärte sie ihm. „Er gehört zu Clays Rudel.“
„Ist wohl so ’ne Art Gang.“
Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, aber Clay drehte sich um und nahm ihr die Antwort ab. „Die ultimative Gang“, sagte er, seine Hand rieb sanft über Noors Rücken, die sich an seine Brust geschmiegt hatte. „Das Rudel ist eine Einheit, das ist nicht nur so dahingesagt. Und du hast dich gut geschlagen, mein Junge. Schreien gehört zum Leben– zum Teufel damit, Dorian hat in deinem Alter andauernd geschrien.“
Dorian warf Clay einen unfreundlichen Blick zu und sah dann Jon an. „Hör nicht auf ihn. Er hat Angst vor Nadeln.“ Er wandte sich wieder den Geräten zu. „Fertig zum Abheben, Mädels und Jungs?“
Jon beruhigte sich langsam, offensichtlich ging es ihm nach diesen sehr männlichen Worten besser. Talin unterdrückte das Bedürfnis, die Augen zu verdrehen, und wagte es, den Arm um ihn zu legen. Zu ihrer Überraschung ließ er es zu. Er rückte auch nicht von ihr ab, als sie ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.
Lächelnd sah sie Clay an. Ihre Kinder kamen nach Hause.
Clay wandte sein Gesicht wieder der Cockpitscheibe zu und nahm den angespannten Ausdruck auf Dorians Gesicht wahr. Es gab immer noch Anlass zur Sorge, auch wenn Talin das in ihrem momentanen Glück vergessen hatte. Die Sache war noch längst nicht vorbei. Und das nächste Ziel der Mörder war aller Wahrscheinlichkeit nach Talin selbst. Obwohl die Bastarde nicht einmal in ihre Nähe kommen würden.
Er dachte über ihre nächsten Schritte nach, lehnte sich zurück und schloss die Augen vor dem grellen Sonnenlicht. Diese verfluchten Kopfschmerzen. Es war, als bohrten sich glühend heiße Speere in sein Hirn. Wenn die Schmerzen nicht schon am vorherigen Morgen aufgetreten wären, hätte er befürchtet, dass der Angriff des Medialen zu einer dauerhaften Schädigung geführt haben könnte. Clay legte seine Hand beruhigend auf Noors Rücken. Sie rutschte unruhig hin und her. Er musste Tally heute Abend unbedingt dazu bringen, ihn zu streicheln.
Schließlich landeten sie alle bei Nate und Tamsyn, nachdem sie am späten Nachmittag wieder in San Francisco waren. Die beiden hatten ein großes Haus, und man musste die Kinder versorgen. Tamsyn und Sascha waren ein gutes Team, wenn es um Heilung und ärztliche Versorgung ging. Nach dem Bad, dem Essen und den Untersuchungen war es zu spät, um noch lange Gespräche zu führen; sie würden sich am nächsten Vormittag zusammensetzen.
Noor schlief ohne Schwierigkeiten ein, aber Talin musste Jon zu einem Schlaftrunk aus Kräutern überreden, den Tamsyn zusammengestellt hatte.
„Ich will keine Drogen mehr in meinem Scheiß–“ Er biss sich auf die Lippen. „Keine Drogen.“
„Das hier ist etwas Natürliches, es schadet deinem Körper nicht und macht auch nicht abhängig.“ Als er weiter stur blieb, wagte sie noch einmal eine Berührung und strich zart mit den Fingern über sein Gesicht. „Sie haben dir wehgetan, Jon. Dein Körper braucht Ruhe, um zu heilen. Das wird ihm dabei helfen. Bitte.“
Nach zehn Minuten hatte sie den Kampf gewonnen. Als beide Kinder schliefen, konnte sie sich um Clay kümmern. „Leg dich hin“, befahl sie ihm flüsternd, sorgfältig darauf bedacht, ihre Stimme nicht zu erheben. „Soll ich Tamsyn um ein Kopfschmerzmittel bitten?“
Seine Antwort hatte sie vorhergesehen, und im Gegensatz zu Jon würde er sich nicht überreden lassen. „Ich hasse Medikamente.“ Aber er legte sich ausgestreckt auf das Bett.
Talin hatte sich schon bei Tamsyn erkundigt, was am besten bei Gestaltwandlern wirkte, tat ein paar Tropfen unparfümiertes Öl auf ihre Hände und rieb dann mit den Fingerspitzen in sanften Kreisen Clays
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