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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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Freundin sein.“ In ihren Augen blitzten Gefühle auf, die er noch nie in ihnen gesehen hatte. „Ich bin weder dein Kindermädchen noch deine Krankenschwester. Ich habe dafür gesorgt, dass du einen sicheren Ort hast, an dem du leben und lernen kannst. Ich habe dafür gesorgt, dass du außerhalb der Reichweite deiner früheren Gang bist. Meine Arbeit ist erledigt. Jetzt bist du dran.“
    „Das muss ich mir nicht anhören“, hatte er erwidert. „Ich kann für mich selbst sorgen.“ Schließlich hatte er Jahre auf der Straße zugebracht und überlebt, bevor sie aufgetaucht war.
    „Ich mag dich, Johnny D., ich will, dass du es schaffst.“
    Peinlich berührt von den Gefühlen, die sie damit in ihm auslöste, grinste er ironisch. „So sieht’s also aus. Du bist scharf auf junges Blut. Zur Hölle! Na ja, du bist ja noch ganz gut beieinander für ’ne alte Schachtel.“
    „Ich mag dich“, wiederholte sie mit dieser sanften Stimme. „Du gehörst zu mir. Ich werde für dich kämpfen. Aber du musst auch kämpfen.“
    Er wäre fast zusammengebrochen. „Deine Liebe brauch ich nicht und will ich nicht. Steck sie dir sonst wohin.“
    Danach hatte er sie nicht mehr gesehen. Eine Woche nachdem er aus dem Zuhause abgehauen war, das Talin für ihn gefunden hatte, hatten sie ihn erwischt. Er wusste nicht einmal mehr, warum er weggegangen war. Die Pflegefamilie war nett zu ihm gewesen. Niemand hatte ihm etwas geklaut, niemand hatte versucht, ihn anzufassen, niemand hatte ihn als Sandsack missbraucht. Rein aus dummem Stolz war er abgehauen.
    Nun lag er in diesem finsteren Käfig und hörte die Schreie anderer Kinder. Sie hatten ihn noch nicht geholt, aber das würden sie schon noch tun. Und ganz egal, was er sich in diesen endlosen Stunden der Gefangenschaft auch vornehmen mochte, er würde auch schreien.
    Er war vierzehn und hatte der einzigen Person, die ihn je geliebt hatte, gesagt, er würde diese Liebe weder brauchen noch wollen. Eine Träne rollte über seine noch fast kindlichen Züge. „Talin, bitte“, flüsterte er. „Bitte, finde mich.“
     
    10
    Talin schreckte hoch, sie war plötzlich eingeschlafen, ihr Herz schlug dreimal so schnell wie sonst. Nachdem sie aus unerklärlichen Gründen Clay beinahe wütend angeschrien hätte, war sie nach oben gelaufen, hatte ihre Sachen einfach fallen lassen und sich auf das Bett geworfen und versucht, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. An mehr konnte sie sich nicht erinnern.
    Sie befürchtete, die Krankheit könne wieder zugeschlagen haben, und sah auf die Uhr. Erleichtert stellte sie fest, dass sie nur zehn Minuten weg gewesen war. Ein Nickerchen, mehr nicht. Sie stand auf, taumelte ins Bad und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
    Aus dem Spiegel über dem Waschbecken sahen sie gehetzte, geschwollene Augen an. Sie wünschte sich Zauberkräfte, um alles Schlechte, alles Böse aus der Welt zu verbannen und sie wieder ins Lot zu bringen. Es war ein törichter Wunsch. Aber sie konnte es ja hoffen. Sie war fest entschlossen dazu. Von jetzt an würde sie im festen Glauben handeln, dass Jonquil noch am Leben war. „Ich werde dich nach Hause holen, Johnny D., halte durch.“
    Nach dieser Entscheidung machte sie sich an die Arbeit. Clay würde bestimmt nach ihr suchen, wenn sie zu sehr trödelte. Ihre Wut war zwar verraucht, aber ihre Gefühle ihm gegenüber waren immer noch ein einziges Durcheinander. Fünfzehn Minuten später hatte sie ihre Sachen weggeräumt und sich geduscht; sie band ihr nasses Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und erfreute sich an der morgendlichen Aussicht auf das Blätterdach von ihrem Balkon im dritten Stock des Baumhauses.
    Es wurde Zeit.
    Sie wischte ihre feuchten Hände an der Jeans ab und ging zur Falltür. Ihr Blick fiel auf das große Bett, und sie beugte sich hinunter, um die Spuren ihres kurzen Schlafes zu beseitigen. Sie strich nachdenklich über die Decke– auch wenn sie ein Mensch war und ihre Sinne längst nicht so fein waren wie die von Clay, konnte sie doch seinen erdigen, maskulinen Geruch in diesem Zimmer und in diesem Bett wahrnehmen. Es war erschreckend einfach für sie, sich diesen muskulösen Leib auf den weißen Laken vorzustellen, arrogant und so absolut sicher, dass er sie dominieren durfte.
    Die Vorstellung rief ein eigenartig schmelzendes Gefühl in ihr hervor. Sie blinzelte starr vor Schreck. Langsam aufsteigende Begierde war etwas völlig Neues für sie. Ihre bisherigen Sexualpartner hatten keine…

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