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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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alles vorbei. „Für den Notfall muss ich über die verschiedenen Möglichkeiten informiert sein– Sie können auf keinen Fall sämtliche Variablen meiner Arbeit vorhersehen, um jederzeit einen sicheren Transport der Prototypen zu garantieren. Ein Brand erfordert ein anderes Vorgehen als ein Erdbeben.“
    Ming sah sie an, ohne zu blinzeln. Er füllte den Raum mit seiner Präsenz aus, obwohl er nicht besonders groß war. Ihr kam das Wort kompakt in den Sinn. Kompakt und geschmeidig wie ein Auftragskiller, der er gewesen war, bevor er in den Rat berufen wurde. „Ihr Interesse für die Sicherheitsmaßnahmen kommt ziemlich plötzlich.“
    „Reiner Selbstschutz.“ Sie hielt seinem Blick stand. „Der Anschlag auf das vorherige Labor hat mir gezeigt, dass ich die einzige Person bin, auf die ich mich bezüglich meiner eigenen Sicherheit wirklich verlassen kann.“
    „Sind Sie sicher, dass Sie keine Flucht planen?“
    Ashaya wäre nicht so weit in der Hierarchie der Medialen aufgestiegen, wenn sie leicht zu erschüttern gewesen wäre. „Diese Möglichkeit ziehen Sie doch gar nicht in Betracht– Sie haben sich meine Mitarbeit doch mit allen Konsequenzen gesichert.“
    „Das ist wahr. Und wenn Sie sich nicht gegen Silentium vergangen haben, werden Sie wohl kaum einen dummen, von Gefühlen beeinflussten Fehler begehen.“
    Er hatte die Worte absichtlich betont.
    „Ich kann Ihnen versichern, dass meine Konditionierung vollkommen intakt ist.“ Sogar noch mehr als an dem Tag, als sie das Programm abgeschlossen hatte. Sie fühlte nichts. An der Stelle, an der bei Menschen und Gestaltwandlern ein Herz schlug, befand sich bei ihr ein Stein. „Ich habe meine Entscheidung getroffen und werde dabei bleiben.“
    Er nickte kurz, Licht fiel auf sein weißes Haar. Sie hatte gehört, er sei mit dieser Haarfarbe und dem blassen Hautton geboren worden. Die fehlende Pigmentierung war vielleicht auch für seine Augen verantwortlich, doch Ming war kein Albino im wörtlichen Sinn. Denn er besaß sowohl zu wenig als auch zu viel Farbe. Haare und Haut waren weiß, aber auf seiner linken Gesichtshälfte prangte ein großes Muttermal in der Farbe von frischem Blut.
    „Meine körperliche Unvollkommenheit scheint Sie neugierig zu machen“, sagte er mit diesem eigenartigen Akzent, dem man keine Herkunft zuordnen konnte.
    „Nur aus rein wissenschaftlichem Interesse.“ Das war wahr. „Warum haben Sie es nicht wegmachen lassen? Das ist doch ganz einfach.“ Obwohl sich Mediale wenig um ihr Aussehen kümmerten, galten größere Unvollkommenheiten doch als nicht akzeptabel. Das wusste sie nur zu genau. Davon ausgenommen waren nur Mediale mit sehr großen geistigen Kräften. Doch auch diese Regelungen griffen nicht besonders weit. Es gab weder chronisch kranke Kinder noch unglückliche Opfer spontaner Mutationen bei den Medialen. Deshalb fragte sie sich, warum Ming sich entschieden hatte, seinen Makel offen zu zeigen.
    „Es geht dabei um Macht“, antwortete er, obwohl sie es nicht erwartet hatte. „Um den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit.“
    War das eine Drohung? „Ich verstehe.“
    „Nein, das tun Sie nicht.“ Der Klang seiner Stimme hatte sich nicht verändert. „Aber ich merke, dass Sie weiterhin gegen Programm I argumentieren.“
    „Ich habe meine Ansichten immer offen vertreten.“ Sie wollte keinen Plan unterstützen, der Individualität auslöschte und viele Individuen in ein einziges Wesen verwandelte, das ein paar Privilegierte in ihrer Gewalt hatten. „Ich habe mich klar und deutlich geäußert, als man mich bat, die Leitung dieses Projekts zu übernehmen.“
    „Sie waren die beste M-Mediale für diese Arbeit.“
    Deshalb hatte der Rat dafür Sorge getragen, dass sie nicht ablehnen konnte. „Ein interessanter Widerspruch, aber er stützt meine Aussage– Flucht ist für mich kein Thema.“
    „Nein.“
    Mings absolute Sicherheit in diesem Punkt war gerechtfertigt. Denn schließlich hatte der Rat Keenan in seiner Gewalt, um sich ihrer Kooperation zu versichern.
    Sie hatten ihren Sohn als Geisel.
     
    16
    Als Clay Talin sagte, sie solle in den Panzer steigen, war sie noch immer ganz erfüllt von den wunderbaren Nachtstunden, die sie zusammen im Wald verbracht hatten.
    „Wohin fahren wir?“, fragte sie und stellte das Frühstücksgeschirr zusammen. „Ich muss noch die Akten durchsehen.“ Max hatte sein Versprechen gehalten. Vor einer Stunde waren die Ermittlungsergebnisse eingetroffen.
    „Zu jemandem

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