Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
Vom Netzwerk:
Kopf. „Ich bin da, wenn Sie mich brauchen. Jetzt erzählen Sie mir erst einmal alles über diesen Jungen.“
    Talin sah auf die Blätter, die Tamsyn in der Mitte des Tisches ausgebreitet hatte. Es war Mickeys Akte. Wut stieg in ihr hoch, und sie musste einige Sekunden lang die Augen schließen, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Als sie die Augen öffnete, stellte Tamsyn gerade eine Tasse heiße Schokolade vor sie hin.
    Dankbar umschlossen ihre Hände das Porzellangefäß, während Tamsyn sich wieder setzte. „Sorgen Sie immer so für jeden?“
    „Das ist ein Teil von mir“, war die Antwort. „Brauchen Sie noch etwas Ruhe zum Überlegen?“
    „Nein.“ Wenn die Kidnapper sich an ihr Konzept hielten, blieb Jon nicht mehr viel Zeit. „Können Sie mir die medizinischen Fachausdrücke übersetzen?“
    „Ja.“
    In den nächsten fünf Minuten beschrieb Tamsyn Mickeys Verletzungen. Überraschenderweise schien man ihm die Schläge nach seinem Tod beigebracht zu haben. „Vielleicht, um etwas anderes zu verschleiern“, sagte Tamsyn. „Aber sie sind dabei über das Ziel hinausgeschossen.“
    Talin spürte ein Brennen in den Eingeweiden, als sie an Mickeys zerschlagenes Gesicht dachte. „Glauben Sie, der Tod ist aufgrund der Organentnahmen eingetreten?“
    „Wahrscheinlich.“ Wut zeigte sich auf dem Gesicht der Heilerin. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, er habe überhaupt nicht gelitten, aber auf jeden Fall war sein Tod schmerzlos. Man hat ihn bestimmt betäubt, wenn auch nur, um ihn ruhigzustellen. Dieser hübsche Junge ist eingeschlafen und nie wieder aufgewacht.“
    Talin weinte nicht. Dazu hatte sie kein Recht. Nicht, solange die Bestien noch frei herumliefen, die das getan hatten. „Wie sind sie vorgegangen?“
    „Die Verletzungen durch die Schläge können nicht verbergen, dass die chirurgischen Eingriffe auf höchstem Niveau stattgefunden haben“, sagte Tamsyn prompt. „Wir könnten uns auf dem Schwarzmarkt umsehen.“
    „Max denkt, das sind nur Köder.“
    Tamsyn hob die Augenbrauen. „Max?“
    „Der leitende Untersuchungsbeamte“, erklärte Talin.
    „Ach so. Ich war nur einen Augenblick lang überrascht. Clay ist nicht besonders mitteilsam.“
    Wut und Ärger in ihrem Bauch wurden zu einem Klumpen. Das stimmte, Clay war nicht mitteilsam. Und obwohl sie sich große Mühe gab, die Vergangenheit zu vergessen, wartete sie innerlich immer darauf, dass er sie wieder verließ. Doch im Augenblick zählte das nicht. „Clay und Max glauben beide, dass es um das Gehirn geht.“
    Tamsyn nahm die Fotos von Mickeys zerschlagenem Körper in die Hand. „Hm. Irgendetwas stimmt nicht mit diesen Bildern– ich weiß nicht genau, was… Haben sich die Pathologen der Polizei das angesehen?“
    „Sie haben kaum Zeit darauf verwendet. Ist ja nur Straßendreck, Sie wissen schon.“
    Plötzlich waren Tamsyns Augen die einer Leopardin, unter der warmen Menschenhaut schlug das Herz eines Raubtiers. „Ich würde gerne jeden meine Krallen spüren lassen, der diese Kinder als Straßendreck bezeichnet.“
    „Ich auch.“ Talin spreizte ihre Finger. „Ich hab zwar keine Krallen, aber ich kann mit dem Messer umgehen.“
    Einen Herzschlag später waren Tamsyns Augen wieder die eines Menschen. „Sie klingen sehr sicher.“
    „Einer meiner Adoptivbrüder– Tanner– hat es mir beigebracht, als ich älter wurde. Er fand, die Männer guckten so eigenartig.“
    „Brüder.“ Eine ganze Welt von Zuneigung lag in diesem einen Wort.
    Talin hatte nie darüber nachgedacht, wie viel ihr Tanners Verhalten bedeutet hatte, aber nun lächelte sie. „Haben Sie auch welche?“
    „Brauchte ich nicht. Das ganze verdammte Rudel hat auf mich aufgepasst.“ Tamsyn legte die Fotos wieder hin und stand auf. „Ich muss nachdenken.“ Zu Talins Überraschung ging sie zum Küchenschrank und holte Backzutaten heraus. „So kann ich besser denken“, sagte sie, als sie den verwunderten Ausdruck auf Talins Gesicht bemerkte. „Das Mutter-Erde-Ding funktioniert gut bei mir.“
    Obwohl das etwas abwertend klang, war Talin sonnenklar, wiezufrieden Tamsyn mit sich und ihrer Rolle war. Talin wünschte sich diese heitere Gelassenheit für sich selbst. „Ich backe auch gerne“, sagte sie, obwohl sie sonst solche Dinge für sich behielt. „Das habe ich zusammen mit meinem Adoptivvater gemacht.“
    „Wollen Sie mir helfen?“ Tamsyns Augen leuchteten auf. „Ich hab gerne Gesellschaft beim Backen. Wenn Sie die Kekse machen, könnte

Weitere Kostenlose Bücher