Im Feuer der Nacht
ich mich um die Muffins kümmern. Ich glaube, Kit und Cory haben sich etwas Besonderes verdient.“
Talin zögerte. „Ich muss noch herausfinden, warum diese Kinder das Ziel waren.“
„Das können Sie auch im Stehen, während Sie den Teig rühren oder Schokolade klein schneiden“, sagte Tamsyn, hielt sich einen Riegel unter die Nase und schnupperte daran.
„Das ist unfair.“ Talin schob den Stuhl zurück und ging zu ihr hinüber. Natürlich konnte sie auch nachdenken, während sie das tat. Das war nicht weiter schwierig. Tag und Nacht waren die Kinder in ihrem Kopf, flüsterten und baten.
Wir kriegen die Schweine, versprach sie ihnen und schloss unbewusst Clay in das Wir mit ein. Wir kommen, Johnny D., halte nur noch ein wenig länger aus.
18
Jonquil hörte ihre Schritte auf dem Korridor. Er hatte schon immer ein gutes Gehör gehabt. Es war mehr als gut. Und es hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet, ihm geholfen, Schlägern auszuweichen. Aber jetzt nahte eine Gefahr, vor der er nicht davonrennen konnte.
Du hast allen Grund, stolz zu sein. Steh gerade.
Talins Worte waren wie Peitschenhiebe in seinem Kopf. Das hatte sie zu ihm an dem Tag gesagt, als sie ihn für irgendeinen blöden Stadtorden nominiert hatten. Dabei hatte er nur ein verängstigtes kleines Kind aus einem brennenden Gebäude geholt. Die wenigen Verbrennungen hatten ihm nicht einmal wehgetan. Aber sie wollten ihm unbedingt eine Belohnung geben. Er hatte eigentlich vorgehabt, sich davonzustehlen– als ob sich seine Gang um solch eine Medaille scherte–, aber Talin war bei ihm vorbeigekommen, hatte ihn in einen dämlichen Anzug gesteckt und ihm die Haare gekämmt.
Dabei hatte sie ihm gesagt, er solle aufhören, sich zu ducken, und stattdessen stolz auf sich sein. Wäre er bloß nicht auf die Bühne gegangen, um dieses Stück Blech von dem Scheißbürgermeister entgegenzunehmen. Schön blöd. Aber er hatte die Medaille nie weggeworfen, sondern in einem Haufen wertloser Dinge versteckt. Er hoffte, das Zeug würde immer noch da sein, wenn er aus diesem Rattenloch raus war. Er musste rauskommen– er wollte sich bei Talin entschuldigen.
Die Schritte kamen näher. Verharrten vor seiner Tür.
Angst stieg in seiner Kehle auf, aber er stand mit sehr geradem Rücken und hocherhobenem Kopf da. Sie konnten ihm wehtun, aber sie würden ihn nicht brechen.
Die Tür glitt zur Seite, zwei Gestalten standen dahinter. Bevor sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, dachte er einen Augenblick lang, sie hätten sich weiß angemalt. Dann erkannte er die Einzelheiten. Ihre Hände steckten in weißen Handschuhen, ihre Gesichter verdeckten OP -Masken, und sie trugen weiße OP -Kleidung, wie er sie einmal in einem Krankenhaus gesehen hatte.
Die einzigen Farbflecken waren ihre Augen, ihre Haut und ihre Haare. Die große Frau links hatte dunkle Haut wie die Sahnebonbons, die einem die Zähne zusammenklebten. Er hätte diesen tiefen Schimmer schön finden können, wenn er nicht gewusst hätte, dass sie gekommen war, um ihn zu quälen. Ihre Augen waren von einem eigenartig hellen Blaugrau– wie bei einem Wolf, dachte er–, und ihre Haare waren so dunkelbraun, dass sie fast schwarz wirkten. Er würde diese Frau Blue nennen.
Die andere Frau hatte dunkelblondes Haar, haselnussfarbene Augen und eine goldene Haut, wie er sie manchmal bei sonnengebräunten Babys gesehen hatte, aber noch nie bei einer Frau, die so klinisch rein aussah, als würde sie sich nach jedem Händeschütteln die Hände mit Desinfektionslösung waschen.
„Hier entlang.“ Den Befehl hatte die Blonde gegeben, aber als Jon ohne Widerrede aus dem Zimmer trat– es hatte keinen Sinn zu kämpfen, wenn man nicht wusste, in welcher Richtung das rettende Ufer lag–, hatte er das deutliche Gefühl, dass Blue das Sagen hatte. Die Frau hatte tolle Hüften, richtig heiße Kurven, aber irgendetwas war eigenartig an der Art, wie sie ging und ihn beobachtete.
Im Grunde waren sie beide eigenartig. Bevor sie aufbrachen, hatte er ihnen in die Augen gesehen und hätte schwören können, dass er keine Reaktion gespürt hatte. Diese Augen waren tot. Genau das war es. Sie erinnerten ihn an die Augen von Straßenmädchen, die nicht mehr ganz richtig im Kopf waren.
Aber das ergab keinen Sinn. Diese Frauen sahen wie Wissenschaftlerinnen aus, nicht wie Nutten.
Dann bogen sie um eine Ecke, und er hörte die Schreie. „Um Gottes willen“, flüsterte er. „Das ist ein kleines Mädchen.“
Niemand
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