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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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Strahlen der Dämmerung erhellten das Zimmer, aber Clay sah nur Talin, die mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag und qualvoll nach Luft schnappte.
    „Wach auf, Talin“, befahl er ihr scharf.
    Sie schlug die Augen auf, das Grau war vor Panik schwarz geworden. Sie konnte immer schlechter atmen, hektisch rasselte der Atem in ihrer Kehle.
    „Hör auf damit.“ Er umfing sanft ihr Gesicht. „Du hyperventilierst. Beruhige dich.“
    Nach drei weiteren, gefährlich flachen Atemzügen schien sie sich endlich auf ihn zu konzentrieren und nickte. Er beobachtete sie, während sie versuchte, ihre Atmung zu regulieren, spürte die wachsende Angst in ihr, als sie immer noch nicht genügend Luft bekam. Ihre Hand fuhr an den Hals, und ihre Augen sahen ihn bittend an. „K-k-kann nicht“, brachte sie endlich heraus, und ihm wurde klar, dass es kein psychologisches Problem war.
    „Sind es die Atemwege?“, fragte er voller Angst, doch er rief sich sogleich zur Ordnung. Er musste die Angst unterdrücken, musste für Tally denken.
    Sie schüttelte den Kopf, hob dann die Hände und presste sie zusammen, die Augen starr auf ihn gerichtet. Der bernsteinfarbene Ring glänzte golden im Morgenlicht.
    „Die Luftröhre zieht sich zusammen?“
    Als sie nickte, setzte er sich auf. Dann legte er ihr die Hände unter die Schultern und half ihr auf. Sie lehnte sich unter dem Fenster an die Wand, sah ihn an und hob die zitternde Hand an ihre Kehle.
    „Besser so?“
    Sie schüttelte den Kopf, streckte die andere Hand nach ihm aus. Die Gedanken rasten in seinem Kopf, als er ihre Hand ergriff. Er hatte einen Erste-Hilfe-Kasten, den Tamsyn immer auf dem neusten Stand hielt. Er war auch medizinisch ausgebildet, um sich oder einen Rudelgefährten zu behandeln, bis sie die Heilerin erreichten. Aber Talin machte im Augenblick nichts durch, was einem gebrochenen Arm oder einer blutenden Wunde auch nur im Entferntesten glich.
    „Ich bin gleich zurück, Baby.“ Mit diesem Versprechen ließ er sie los, holte die Notfallausrüstung aus dem Schrank unter der Spüle und griff nach dem Handy auf dem Frühstückstisch. Er tippte Tamsyns Nummer ein, Talin ging es immer schlechter. Ihre Haut verlor langsam alle Farbe.
    „Halte durch, Tally.“ Er strich mit den Fingern über ihren Hals. „Tu es für mich!“ Keine Bitte, sondern ein Befehl.
    Sie tat alles, um die Augen offen zu halten, und griff nach seinem Handgelenk, während er darauf wartete, dass sich jemand meldete. Tamsyn stand Tag und Nacht zur Verfügung.
    „Was gibt’s, Clay?“ Ihre Stimme klang ganz geschäftsmäßig.
    „Mit Talin stimmt etwas nicht. Sie kann nicht mehr atmen. Als würde sich die Luftröhre schließen.“
    „Andere Blockaden?“
    „Sie meint, nein.“
    „Hat sie irgendwelche Allergien?“
    „Nein“, sagte er sofort, denn das wusste er noch aus ihrer gemeinsamen Kindheit.
    „Frag sie selbst– sie könnte eine entwickelt haben.“
    „Allergien, Baby?“
    Sie schüttelte sehr langsam den Kopf. Um die Lippen lag ein bläulicher Schimmer.
    „Nichts“, wiederholte er, dann fiel ihm etwas ein. „Hatte früher eine leichte Pollenallergie, musste niesen.“
    „Wie ist der Puls?“
    Er legte die Fingerspitzen an ihre Halsschlagader, die unregelmäßigen Schläge machten es ihm schwer, sich zu konzentrieren. „Verdammt langsam.“
    „Dreh das Handy so, dass ich ihr Gesicht sehen kann.“
    Clay tat es und hielt das Handy dann wieder ans Ohr. „Tammy?“
    „Hast du den Erste-Hilfe-Kasten?“ Sie klang ruhig und sicher.
    „Ja.“ Er öffnete ihn.
    „Links im Deckel ist eine präparierte Injektionspistole.“
    Er sah sie sofort. Nahm sie heraus und zog die Kappe ab. „Wohin soll ich spritzen?“ Er fragte nicht, was es war und was es vielleicht bewirkte. Dazu war keine Zeit.
    „Warte. Du musst sicher sein, dass es die richtige ist. Steht Epinephrin drauf?“
    Talins Lider schlossen sich. Ihre Finger fielen matt von seinem Handgelenk. Der Leopard kratzte an den Wänden seines Verstandes, wollte hinaus, wollte zu ihr. „Ja.“
    „Dann los. In den Oberschenkel. Und ich muss dich warnen, Clay– das sind alles wilde Vermutungen. Könnten völlig falsch sein und ihr schaden.“
    „Wir haben keine Wahl. Wenn wir nichts tun, stirbt sie.“ Mit den Krallen riss er ein Loch in ihre Hose, setzte die Pistole an und drückte ab. Wie ein Blitz leerte sich die transparente Röhre. Es tat sich nichts. Die drei längsten Sekunden seines Lebens verstrichen. Dann kam Talin zu

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