Im Feuer der Nacht
Blickwinkeln. Nahm es hin, dass er sich verpflichtet fühlen würde, um ihre Hand anzuhalten, nachdem er sie verführt hatte. Denn so würde er es sehen. Sobald sie abgelehnt hatte, würde er es beharrlich versuchen, es als Frage der Ehre betrachten, eine Angelegenheit, bei der Männer seines Ranges ausgesprochen störrisch reagieren konnten.
Aber sie wusste, wie sie solcher Starrköpfigkeit zu begegnen hatte. Selbst wenn er nicht versuchte, sie mit der grauenhaften Aussicht auf eine Eheschließung vertraut zu machen, fühlte sie sich in der Lage, sich mit ihrem ablehnenden Standpunkt durchzusetzen und ihn von ihrer Sicht auf die Dinge zu überzeugen. Falls das Thema auf der Tagesordnung erschien, würde sie ihm erklären, wie sie es sah. Penelope war sich sicher, dass er - denn schließlich war er ein vernünftiger, logisch denkender Mann - ihre Auffassung verstehen und ein für alle Mal akzeptieren konnte.
Nachdem das geklärt war ... ihre Position in einer solchen Debatte wäre natürlich unschätzbar gestärkt, wenn sie diejenige war, die die Affäre angeregt hatte. Sich nicht einfach dem Lauf der Dinge gefügt, sondern ihn selbst diktiert hatte - genau das war offenbar der vernünftigste Weg, auf dem sie beide vorankommen konnten.
Penelope musste die Verantwortung übernehmen und ihre Beziehung schlicht und einfach als Affäre betrachten; auf keinen Fall durfte sie auch nur der leisesten Andeutung auf eheliche Verhältnisse erlauben, sich einzuschleichen und die Angelegenheit zu verderben.
Ihre Gedanken klärten sich. So musste es sein. Ganz offensichtlich hatte sie den richtigen Weg gefunden.
Seufzend zog sie die Mundwinkel hoch, drehte sich auf die Seite, schmiegte die Wange in das Kissen und schloss die Augen.
Wenn es ihr nur gelänge, die Situation unter ihre Kontrolle zu bringen, würde alles gut werden.
Voller Zuversicht schlief sie ein.
»Ich bin sehr froh, dass ich Sie heute Vormittag begleitet habe.« Penelope wartete auf dem Gehweg draußen vor Griseldas Laden, während Barnaby sich in die Droschke beugte und den großen Karton mit den gedruckten Steckbriefen herausholte.
Er balancierte das schwere Paket in den Händen, schubste die Kutschentür zu und entließ den Kutscher mit einem Nicken. Nachdem die Droschke losgefahren war und er sich wieder zu ihr gedreht hatte, hatte er Mühe, sein Lächeln zu verbergen. Denn kaum hatten sie die Druckerei in der Edgware Road verlassen, hatte sie ihn unablässig mit ihren Beobachtungen und Vorschlägen überhäuft.
Penelope nahm seinen Schritt auf, während er zur Ladentür eilte. »Vielen Dank. Es war ein ausgesprochen informativer und nützlicher Vormittag.« Sie schaute ihn an, als er ihr mit dem Paket auf der Schulter durch eine Geste zu verstehen gab, vor ihm die Stufen hinaufzusteigen. »In den vergangenen Jahren haben wir uns erkundigt, wo und in welchen Gewerben unsere Waisenkinder ausgebildet werden können. Bei den Händlern haben wir Erfolg gehabt. Nachdem ich Mr. Cole kennengelernt habe und mich bei ihm umsehen durfte, glaube ich, dass wir das Drucker-Gewerbe ebenfalls für die Ausbildung unserer Jungen in Erwägung ziehen sollten.«
Barnaby folgte ihr in den Laden. »Sie sollten mit Cole sprechen. Ich bin mir sicher, dass er sich glücklich schätzen wird, einige Ihrer Jungen probehalber aufzunehmen.« Denn nicht nur gehörte sie als Schwester des Viscount of Calverton zu den Ladys, für die er sich förmlich überschlagen würde, wenn er ihnen nur helfen durfte; ungeachtet des Pakets auf Barnabys Schulter war der Mann ihm immer noch verpflichtet.
Penelope nickte und drang tiefer in den Laden ein. »Ich denke, das werde ich tun.« Sie begrüßte die Lehrlingsmädchen mit einem Lächeln und scheuchte sie wieder an die Arbeit zurück. »Nicht nötig, uns anzukündigen. Wir werden zu Miss Martin nach hinten durchgehen.«
Sie schob den Vorhang beiseite und hielt inne. Barnaby stoppte gerade noch rechtzeitig. Griselda befand sich nicht in der Küche.
»Hier oben, Penelope.«
Penelope warf einen strahlenden Blick die Treppe hinauf. »Ach, da sind Sie.«
Sie stieg die Stufen nach oben. Barnaby nahm das Paket von der Schulter, trug es vor sich und folgte ihr.
Als er in Griseldas Wohnzimmer auftauchte, stellte er fest, dass sie Stokes, der ebenso wie Griselda seine East-End-Verkleidung angelegt hatte, die Hand schüttelte.
»Ausgezeichnet.« Barnaby stellte den Karton auf den Tisch, schlug die Klappen zurück, zog das oberste Blatt heraus
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