Im Feuer der Nacht
Dennoch hatte sie heute Nacht das Gefühl, dass etwas fehlte.
Etwas Warmes, Hartes, Männliches, das sich an ihren Rücken schmiegte.
Sie seufzte. Um seine Gegenwart zu ersetzen, ließ sie die Gedanken in den glückseligen Nachmittag zurückschweifen. Es hatte sich als äußerst befriedigende Erfahrung erwiesen, den gesamten Nachmittag mit Barnaby Adair im Bett zu verbringen.
Als horizonterweiternde Erfahrung. Ganz bestimmt hatte sie mehr über das Verlangen gelernt, darüber, wie er ihres weckte, wie sie auf ihn reagierte. Und wie er auf sie reagierte.
Unwillkürlich musste sie lächeln, dachte, dass sie in Riesensprüngen gelernt hatte. Und was erst... das, was sie gelernt hatte, begann zu ihrer Überraschung ihren Blick auf das Leben zu verändern.
Damit hatte Penelope nicht gerechnet. Hatte es nicht für möglich gehalten, dass das Begehren, sobald sie ihm nachging und es studierte, sie veranlassen würde, grundlegend anders über die Angelegenheit zu denken. Ihre Ansichten waren wie in Stein gemeißelt gewesen, unverrückbar - so hatte sie es jedenfalls geglaubt. Und jetzt ...
Trotz ihrer Neigung zur Sturheit, die es ihr schwer machte, sich diesen Sinneswandel einzugestehen, hegte sie tief in ihrem Herzen weit weniger Vorbehalte, über diesen Wechsel nachzudenken. Und darüber, ob ihr Leben nicht angenehmer verlaufen würde, wenn sie die Gedanken darüber zuließ. Nach dem glückseligen Nachmittag war es schwer, sich nicht zu fragen, ob es nicht überstürzt gewesen war zu glauben, dass sie niemals eine Affäre zu einem Mann haben wollte oder würde, noch nicht einmal eine lang andauernde.
Penelope wusste, dass sie keine Affäre brauchte, um mit ihrem Schicksal zufrieden zu sein; aber die Frage war auch nicht, ob sie es brauchte, sondern ob sie es wollte - ob eine solche Beziehung genügend Vorzüge aufwies, um sie in Versuchung zu führen, das Risiko zu wagen.
Vorzüge wie die tiefe Befriedigung, die ihr immer noch durch die Adern pulsierte. Das war etwas, was sie noch nie zuvor empfunden hatte. Aber die Glut war so reich, so wärmend, so süchtig machend, dass sie genau wusste, wenn sich die Gelegenheit bot, würde sie niemals in ihrem Leben darauf verzichten wollen.
Sie hatte nicht genau begriffen, wo die Quelle dieser Glückseligkeit lag. Teils gehörte es zu ihrer körperlichen Vertrautheit, teils zu einer anderen Ebene der Gemeinsamkeit, teils war es die Lust, sich einem anderen Wesen so nahe zu fühlen, dessen Geist ihrem überaus ähnlich war. Einem Mann, der sie so viel besser verstand, als ihr eigenes Geschlecht es jemals getan hatte.
Barnaby begriff, was sie wollte und was sie brauchte. Er hatte ihre Sehnsüchte begriffen, sowohl die körperlichen als auch die geistigen, und zwar viel besser, als sie selbst es je vermocht hatte. Und er schien aufrichtig darin zu schwelgen, diese Sehnsüchte zu erkunden - ebenso wie seine, die ihren glichen, und auch ihren Körper.
All das trug zu der Lust bei, die er in ihr heraufbeschwor, zu dem Vergnügen, das sie empfand, wenn sie in seinen Armen lag.
All das war viel größer als alles, was sie sich jemals hätte erträumen können.
Ursprünglich hatte Penelope sich vorgenommen, sich so lange hinzugeben, bis sie alles gelernt hatte, um sich dann unauffällig zurückzuziehen. Das war jetzt nicht mehr möglich.
Sie musste neu darüber nachdenken.
Ihren Plan neu bewerten und ändern. Aber in welche Richtung ändern? Das war die entscheidende Frage. Wie weit sollte sie gehen, ihre Auffassungen anzupassen - wie weit durfte sie gehen, ohne ihre ureigensten Interessen zu verletzen?
Aber hatte sie überhaupt die Wahl - zwischen einer Daueraffäre oder einer Ehe?
In den Salons existierten zahllose Daueraffären, aber nicht bei Ladys ihres Alters und ihrer gesellschaftlichen Stellung. Wenn man bedachte, wer sie war und wer er war, dann würde jeder Versuch einer Daueraffäre in einem ernsthaften Chaos enden, spätestens dann, wenn sie ein Alter erreicht hatte, in dem die Gesellschaft der Meinung war, dass sie auf dem Heiratsmarkt vollends zu den Ladenhütern gehörte. In ihrem Fall wäre sie dann mindestens achtundzwanzig - blieben ihr also noch vier Jahre.
Penelope versuchte sich vorzustellen, die Affäre abzubrechen und vier Jahre zu warten, bevor sie sie wieder aufnahmen - lächerlich, in mehr als einer Hinsicht.
Was ihr nur noch eine einzige Möglichkeit offenließ - ihn zu heiraten.
Während sie sich die Aussicht durch den Kopf gehen ließ, konnte
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