Im Feuer der Nacht
St. John’s Wood Terrace«, stieß Griselda hervor, »haben die niemanden gesehen?«
Stokes schüttelte den Kopf, kaute und schluckte. »Dort hat sich ebenfalls niemand blicken lassen. Noch nicht einmal in der Nähe. Ich kann nur vermuten, dass Smythe sich irgendwo draußen in der Weaver Street aufgehalten hat. Er muss gesehen haben, wie wir Grimsby haben auffliegen lassen, und er wusste, dass Grimsby uns alles über das Haus verraten würde. Smythe ist bekannt, wie man die Verbindung zu Alert herstellt. Also hat er ihn gewarnt, sich verkrochen und die Jungen in sein Versteck verschleppt.«
»Kann Riggs den entscheidenden Hinweis geben?«, fragte Stokes wenig hoffnungsvoll in Barnabys Richtung.
Zu Recht.
»Er hat nicht die leiseste Ahnung.« Barnabys Stimme veränderte sich, als wolle er den Mann nachahmen. »Aber es hat ihn in der Tat erschüttert, dass jemand das hintere Wohnzimmer in seinem Liebesnest nutzt, um sich mitten in der Nacht mit Kriminellen zu treffen.«
Penelope schnaubte.
»Genau.« Barnaby senkte den Kopf. »So hat Riggs sich aufgeführt. Aufgeblasen und tobend. Ich habe ihn gefragt, wer noch über das Haus Bescheid weiß und wer von seinen Freunden es noch aufsucht. Die Liste war zu lang, um einen Gedanken daran zu verschwenden. Seit mehr als einem Jahrzehnt besitzt er das Anwesen und hat gegenüber seinen männlichen Bekannten niemals ein Geheimnis daraus gemacht. Und das heißt natürlich, auch nicht gegenüber seinem Kammerdiener, gegenüber dessen Freunden und der übrigen Dienerschaft und so weiter und so fort. Will sagen, der Weg über Riggs wird uns keinen Schritt weiterbringen.«
Die Runde seufzte nicht, fühlte sich aber danach. Eine allgemeine Verdrießlichkeit senkte sich auf den Raum, bis Griselda wieder das Wort ergriff. »Reißen Sie sich zusammen. Wir werden weiterhin die Augen offenhalten. Und es gibt doch eine gute Nachricht, nämlich dass uns noch nicht einmal ein Wispern über Smythe an die Ohren gedrungen ist. Was heißt, dass er sich zurzeit immer noch versteckt, was wiederum heißt, dass er sich höchstwahrscheinlich immer noch darauf vorbereitet, die Burschen für die Einbrüche einzusetzen, was wiederum heißt, dass sie bei ihm in Sicherheit sind und gut ernährt werden. Er ist um jeden Preis darauf angewiesen, seine Werkzeuge in einem erstklassigen Zustand zu halten.«
Penelope blinzelte verunsichert. »Soll das heißen, dass er gut auf sie achtet, weil es in seinem ureigensten Interesse liegt?«
»Genau. Es macht keinen Sinn, sich einzubilden, dass sie Gefahr laufen, übel zugerichtet zu werden. Oder dass sie die Nächte zitternd unter irgendeiner Brücke verbringen. Smythe wird sich sehr wahrscheinlich besser um sie kümmern als Grimsby. Schließlich wollte er acht, hat aber nur zwei bekommen. Keinesfalls wird er sie aufs Spiel setzen.«
Barnaby und Stokes setzten sich langsam auf.
»Er plant immer noch diese Einbrüche, nicht wahr? Die mit Alert.« Stokes wandte sich an Barnaby. »Dabei hatte ich gehofft, dass er seine Pläne nach der Razzia in der Lehranstalt aufgibt.«
Barnaby nickte. »Das hatte ich auch angenommen. Aber wie Griselda so klug betont hat, hat er sein Vorhaben offenbar doch nicht aufgegeben. Denn andernfalls hätte er die Jungen einfach freigelassen. Und da man überall im East End auf unsere Belohnung scharf ist, hätten wir inzwischen von ihnen gehört. Er hätte sie gehen lassen, weil sie für ihn keine Bedrohung darstellen, sondern nur unnötigen Ballast. Es sei denn, er hat Verwendung für sie, und diese Verwendung kann nur ...« Seine Augen leuchteten, und er hob den Becher zu einem Toast. »Mit anderen Worten, wir sind noch im Spiel.«
Stokes beugte sich vor, hatte die Hände zwischen die Knie geklemmt. »Nun, wie sehen seine Pläne aus? Welche Häuser und warum?«
»Es ist nicht Smythe, der die Pläne schmiedet. Jedenfalls nicht, was das Wo, Wann und Warum betrifft. Das kommt alles von Alert. Er versorgt ihn mit den Einzelheiten, während Smythe ihn wiederum mit dem Fachwissen versorgt. Wie wir wissen, ist Alert ein Gentleman.«
Penelope fragte sich, was diese letzte Tatsache wohl zu bedeuten hatte.
Kurz darauf fuhr Barnaby fort. »Ich habe über Grimsbys Aussage nachgedacht, dass Smythe so viele Jungen braucht, weil er eine ganze Reihe Häuser in einer Nacht überfallen will«, meinte er zu Stokes. »Das entspricht nicht der Arbeitsweise, die bei Smythe üblich ist. Bei anderen auch nicht. Der Befehl >alle in einer Nacht< ist von
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