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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Freunde um sich. Also ist er geblieben.«
    Sie spürte Stokes’ Blick auf sich, schärfer, forschender, aber noch nicht einmal jetzt urteilend. »Das heißt, dass Sie ihn sehr oft hier besuchen.«
    Es war zwar keine Frage, aber trotzdem nickte sie. »Ich komme, so oft ich kann, aber gewöhnlich nur einmal pro Woche. Aber er hat noch andere Leute, wie Mrs. Pickles und den Doktor, die ein Auge auf ihn haben. Sie alle wissen, wie sie mich erreichen können, wenn er in Not ist.«
    Wieder nickte er und schwieg. Ihre Frage war einleuchtend, lag ihr auf der Zunge, aber sie hielt sich zurück. Dann beschloss sie, dass es keinen Grund gab, sie nicht zu stellen. »Ist Ihre Familie noch am Leben?«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er antwortete, und sie fragte sich schon, ob sie eine unsichtbare Grenze angetastet hatte, als er doch das Wort ergriff. »Ja. Mein Vater ist Kaufmann in Colchester. Ich habe ihn lange nicht gesehen ... wie bei Ihnen ist meine Mutter schon vor einiger Zeit gestorben. Ich war ihr einziges Kind.«
    Wieder brach er ab, und sie gewann den Eindruck, dass er nicht nur ein Einzelkind, sondern auch ein einsames gewesen war.
    Der Kutscher wartete dort auf sie, wo sie ihn stehen gelassen hatten. Als sie eingestiegen waren und sich wieder auf dem Weg nach St. John’s Wood befanden, fragte sie weiter. »Nun, sind Sie mit Ihren Ermittlungen vorangekommen?«
    Stokes betrachtete sie, und sein Zögern legte den Verdacht nahe, dass er darüber nachdachte, ob er sie einweihen sollte oder nicht. »Ihr Vater hat mir acht Namen möglicher Lehrmeister genannt«, meinte er schließlich, »von einigen konnte er sich vorstellen, wo sie sich aufhalten, bei anderen nicht. Ich muss sie einzeln überprüfen, um festzustellen, ob es sich bei ihnen um den Verbrecher handeln könnte, der hinter dem Verschwinden der Jungen steckt. Aber jegliche Ermittlungen werden sich mit äußerster Diskretion vollziehen müssen. Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass der Lehrmeister, wer auch immer es sein mag, erfährt, dass wir ihm auf der Spur sind. Denn wenn er den Braten riecht, wird er seine Zelte abbrechen und irgendwo in den Slums untertauchen. Und zwar mit den Jungen. Wir würden ihn niemals schnappen können und hätten unsere Chance leichtsinnig verspielt, die Burschen zu befreien.«
    Griselda nickte. »Sie wissen ja, dass Sie nicht einfach zu den Leuten spazieren und nachfragen können«, meinte sie nach einer Weile, fing seinen Blick auf und fragte sich, warum sie sich eigentlich so verhielt - warum sie im Begriff war, sich noch weiter in die polizeilichen Ermittlungen zu verstricken. »Die Leute dort werden bald wissen, wer Sie sind und was Sie dorthin treibt. Ganz gleich, wie geschickt Sie sich auch verkleiden, Sie werden niemals einer von uns sein.«
    Er verzog das Gesicht. »Es gibt kaum eine andere Möglichkeit, als die örtlichen Polizeikräfte zu schicken, aber mit ihnen ...«
    »... wird auch niemand sprechen.« Sie hielt kurz inne. »Aber ich kann mich immer noch unter den Einheimischen bewegen. Sie wissen, wer ich bin, und sie vertrauen mir. Ich gehöre immer noch dazu.«
    Stokes spannte sich an. Das dunkle Grau seiner Augen wirkte stürmisch. »Das darf ich auf keinen Fall zulassen. Es ist viel zu gefährlich. «
    Sie zuckte die Schultern. »Ich werde schäbige Kleidung anziehen und mir wieder den alten Akzent zulegen, wenn ich spreche. Dann wird es für mich viel weniger gefährlich sein als für Sie.«
    Er hielt ihren Blick fest, und sie wusste, dass er innerlich hin und her gerissen war.
    »Sie brauchen meine Hilfe. Diese Jungen brauchen meine Hilfe.«
    Mit zusammengepressten Lippen starrte Stokes sie an, beugte sich dann vor und stützte die Unterarme auf die Knie. »Ich stimme Ihrem Angebot zu, dass Sie die Fragen stellen. Aber nur unter einer Bedingung. Ich werde Sie begleiten.«
    Sie öffnete den Mund, um das zu sagen, was auf der Hand lag.
    Mit erhobener Hand brachte er sie zum Schweigen. »Die Verkleidung wird überzeugend sein, solange ich nicht sprechen muss. Das können Sie übernehmen. Ich bin nur dabei, um Sie zu beschützen ... ich muss unbedingt dabei sein, oder Sie werden nicht gehen.«
    Es drängte sie, ihn zu fragen, wie er beabsichtigte, es zu verhindern; aber wenn ihrem Vater zu Ohren kam, dass sie sich nach den verdächtigen Lehrmeistern erkundigte, würde er sich große Sorgen machen. Und es stand außer Zweifel, dass Stokes’ Begleitung ihr selbst in den rauesten Ecken des East End

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