Im Feuer der Nacht
weil Sie Ihr Familiengeheimnisse entlocken wollen?«
Rigby kniff die Augen zusammen. »Was?«
An Penelopes rechter Seite ertönte ein Schnauben - Hellicar unterdrückte sein Gelächter. Die anderen Gentlemen hatten Mühe, nicht breit zu grinsen.
Barnabys Lächeln wirkte entschuldigend. Er schaute Penelope an, nickte Rigby zu. »Ich bin untröstlich, alter Freund, dass ich Ihnen die Zeit raube, Miss Ashford näher zu befragen. Aber die Lady wünscht zu tanzen.« Er nickte in die Runde und führte sie ein paar Schritte fort. »Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen ...«
Die Männer nickten amüsiert. Rigby starrte ihr entsetzt nach und konnte offenbar nicht begreifen, dass sie die Flucht ergriff.
Aber genau das tat sie, um sich prompt in eine wesentlich gefährlichere Lage zu bringen. Barnaby führte sie durch den Türbogen in den Salon, der an das Empfangszimmer angrenzte, wo die Paare tanzten. Das Streichquartett quetschte sich in den Alkoven am anderen Ende und mühte sich angestrengt, die zahllosen Gespräche zu übertönen. Gerade eben hatte das Quartett die ersten Takte eines Walzers gespielt.
»Ich war mir sicher, dass meine Ohren mir keinen Streich gespielt haben.« Barnaby senkte den Kopf und suchte ihren Blick. »War es Ihnen ernst damit, dass Sie tanzen wollten ? Oder haben Sie nur die Gelegenheit ergriffen, vor Rigby zu flüchten ?«
Er bot ihr die Möglichkeit, vor den Erschütterungen zu fliehen, die der Walzer mit ihm ganz sicher auslösen würde. Wenn sie klug war, nutzte sie die Chance ... aber nein, so feige wollte sie doch nicht sein.
»Ich würde gern Walzer tanzen.« Mit Ihnen. Sie sprach es nicht aus, aber die gespannte Aufmerksamkeit, die sich plötzlich in seinem Blick zeigte, weckte in ihr die Frage, ob er die Worte nicht trotzdem gehört hatte ... oder erraten. Stumm zog er sie nach vorn auf das Parkett und in seine Arme und drehte sich mit ihr in die wirbelnde Menge.
Wie schon zuvor wollten die schnellen Umdrehungen des Tanzes ihr schier den Atem rauben. Beinahe wurde ihr schwindlig, und ihr Verstand schien zu taumeln ...
Überaus vergnüglich.
Wie schon zuvor verloren sie auch diesmal kein einziges Wort, während sie tanzten; jedenfalls sprachen sie nicht laut. Aber ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest, und es war, als würde die Unterhaltung lautlos fließen, auf einer anderen Ebene, in einer anderen Dimension. In einer anderen Sprache.
In der Sprache der Sinne.
Eine große Hand lag warm und stark auf ihrem Rücken, die andere umschloss fest ihre Finger. Er umfing sie mit einem Zutrauen, das ihr die Sicherheit gab sich zu entspannen, das gewohnte Misstrauen in ihre Tanzpartner zu vergessen und sich den wirbelnden Umdrehungen zu ergeben, den schnellen, scharfen Wendungen, dem Vor und Zurück und der gebieterischen Art und Weise, wie er sie über das Parkett lenkte.
Solche Meister, schoss es ihr durch den Kopf, finden immer ihren Platz. Sogar bei mir.
Die Musik floss über ihre Köpfe hinweg, hüllte sie ein. Der magische Augenblick dehnte sich aus; das subtile Vergnügen drang ihr bis ins Mark, bemächtigte sich ihrer Gliedmaßen, streichelte und besänftigte sie auf unerklärliche Weise. Wie eine warme Hand, die ihre Sinne liebkoste.
Sie fühlte sich wohlig wie eine Katze. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie geschnurrt. Aber stattdessen lächelte sie, konnte gar nicht mehr aufhören, sanft und verzückt, während sie wie auf einer Wolke der Lust dahinschwebten.
Nach einiger Zeit lächelte er ebenfalls, und er lächelte auf die gleiche untergründig zufriedene Weise. Sie brauchten keine Worte, um ihr gemeinsames Vergnügen auszudrücken.
Nur zu bald hatten die Musiker den Tanz zu Ende gespielt. Nach den letzten Takten blieb Barnaby stehen und verbeugte sich. Sie knickste, wie die Höflichkeit es verlangte, und schwebte mit einem lautlosen Seufzer auf den Boden der Tatsachen zurück.
Er legte ihre Hand auf seinen Arm und drehte sich mit ihr zum Empfangszimmer.
Ihre Sinne tanzten zwar immer noch Walzer, aber ihr Verstand arbeitete bereits wieder, jedenfalls so gut, um ihr sagen zu können, dass er einige Fragen auf der Zunge haben musste, wenn er sie bei diesem Empfang aufsuchte.
Penelope erforschte seine Miene, wartete einen Augenblick, aber er schien keine Eile zu haben, mit seinem Verhör zu beginnen. Sie schaute sich um und lächelte die Gäste, an denen sie vorbeischlenderten, höflich an. Es gefiel ihr, den Moment noch länger zu strecken, seine
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