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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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beeilte er sich zu versichern, zögerte und fuhr dann fort: »Um die Wahrheit zu sagen, nicht alle Frauen sind scharf darauf, mit der Polizei zu tun zu haben.«
    Griselda musterte ihn einen Moment lang, schnaubte kaum hörbar und schaute dann zur Seite.
    Stokes war sich ziemlich sicher, dass das verächtliche Schnauben jenen Frauen galt, die sich weigern würden, der Polizei zu helfen - und nicht ihm.
    Weiteres Nachdenken führte ihn zu der Einsicht, dass es besser war zu schweigen. Aber immerhin klammerte sie sich nach dem Gespräch, wie kurz es auch gewesen sein mochte, nicht mehr so nervös an ihre Tasche.
    Wie angewiesen, hielt die Droschke an der Ecke Whitechapel und New Road. Stokes stieg zuerst aus. Griselda stellte fest, dass er ihr mit der gleichen Umsicht aus dem Wagen half, mit der er ihr hineingeholfen hatte; es war alles andere als eine Höflichkeit, die sie gewohnt war, aber sie dachte, dass es ihr nicht besonders schwerfallen würde, sich damit zu arrangieren.
    Unwahrscheinlich, dass sie jemals in die Verlegenheit geraten würde. Stokes und sie waren schließlich rein geschäftlich unterwegs, sonst nichts.
    Er befahl dem Kutscher, auf sie zu warten. Griselda holte tief Luft, ihre Lungen fühlten sich plötzlich wie aus Eisen an - vermutlich hatte sie ihr Ausgehkleid zu eng geschnürt -, hob das Kinn und deutete über die Straße. »Hier entlang.«
    Während der Fahrt hatte sie seine dunklen Gesichtszüge verstohlen gemustert, hatte darauf gewartet, dass er die Nase rümpfte, als sie immer tiefer in die Gegend eindrangen. Sie schämte sich nicht ihrer Herkunft, wusste aber sehr genau, welchen Ruf das East End genoss. Trotzdem hatte sie keine Spur der Verachtung bemerkt, hatte nicht bemerkt, dass er die arrogante, scharfe Nase krauszog.
    Stattdessen hatte er sich, wie jetzt auch, mit einem gewissen abgeklärten Interesse umgeschaut. Ohne jede Anstrengung hielt er sich an ihrer Seite, ließ den Blick über die verfallenen, eng aneinandergebauten Häuser schweifen, von denen eines das andere stützte. Er registrierte alles, was es zu registrieren gab, ließ sich aber zu keinerlei Urteil hinreißen.
    Sie fühlte sich besser, weniger angespannt, als sie ihn die Fieldgate Street entlangführte, dann in die zweite Gasse links einbog und auf vertrautes Terrain gelangte. Denn sie war in der Myrdle Street geboren worden und aufgewachsen. Schließlich standen sie vor dem Haus ihres Vaters; sie zögerte vor der einzigen Stufe und suchte Stokes’ Blick. »Hier bin ich geboren. In diesem Haus.« Nur dass er es wusste.
    Stokes nickte. Wieder musterte sie ihn eindringlich, konnte aber in seinem Gesicht oder im changierenden Grau seiner Augen nichts als Neugier entdecken.
    Griselda empfand größere Zuversicht über den Verlauf der nächsten halben Stunde, hob die Hand und klopfte - dreimal kurz -, öffnete dann und trat ein.
    »Grizzy-Girl! Bist du’s?« Die Stimme ihres alten Vaters klang kratzig.
    »Ja, Dad, ich bin’s. Ich habe Besuch mitgebracht.« Sie stellte ihre Tasche im kleinen Vorraum ab und führte ihn in das Zimmer dahinter.
    Ihr Vater saß aufgerichtet in einem Stuhl, dessen Oberteil man zu einem Bett umklappen konnte, und hatte eine rötliche Katze auf dem Schoß, die in seiner Hand schnurrte. Er schaute auf, als Griselda eintrat, und die Augen strahlten, als er sie anschaute, weiteten sich, als er den Besuch in ihrem Rücken erblickte.
    Erleichtert stellte sie fest, dass der alte Mann hellwach war und einigermaßen schmerzfrei. »Ist der Doktor heute früh vorbeigekommen?«
    »Aye«, antwortete ihr Vater wie abwesend, »hat wieder ein Fläschchen Tonic dagelassen.«
    Sie bemerkte die Flasche auf der zerkratzten Kommode.
    »Wer ist das?« Griseldas Vater kniff die Augen zusammen und betrachtete Stokes.
    Griselda warf Stokes einen kurzen, aber warnenden Blick zu. »Das ist Mr. Stokes.« Sie atmete tief durch und fügte hinzu: »Inspektor Stokes. Er ist Inspektor bei Scotland Yard.«
    »Ein Bulle?« Der Tonfall machte klar, dass es sich dabei nicht um eine Tätigkeit handelte, die er besonders hochschätzte.
    »Ja, das stimmt.« Griselda zog sich einen Stuhl heran und setzte sich, nahm die Hände ihres Vaters in ihre. »Aber wenn du mich erklären lässt, warum er hier ist ...«
    »In der Tat«, unterbrach Stokes, »es mag besser sein, Sir, wenn ich Ihnen erläutere, warum ich Ihre Tochter gedrängt habe, dieses Treffen einzurichten.«
    Griselda warf einen Blick auf Stokes, der ihren Vater

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