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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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jemand anders deine Rechnungen bezahlen.«
    Danach las er den Brief von Inspektor Tomkins, der ihm ein Grinsen entlockte. »Bei Gott, Jack Wodrow, das ist mal ein Name aus der Vergangenheit.«
    Fred war dem Schurken mehrmals bei seinen Streifzügen durch die zwielichtigen Spelunken begegnet, in denen die Londoner Unterwelt verkehrte. Der junge Wodrow war ein typisches Kind der Slums, das für sich selbst sorgte und immer auf Unfug aus war, um sich einen Kanten Brot zu verdienen, nur war dieser Bursche ein Einzelgänger. Er schloss sich keiner der listigen Banden an, die damals die Straßen unsicher machten, und galt dennoch irgendwie als Anführer. Man zollte ihm Respekt, falls dies der richtige Ausdruck für einen Räuberlehrling war.
    Als Heranwachsender war Wodrow bereits ein voll ausgebildeter Dieb und durchlief eine Weiterbildung zum Straßenräuber, bis sein Gesicht auf den Steckbriefen erschien. Er war so geschickt in seinem Metier und so erfolgreich, dass man bald ein Kopfgeld wegen bewaffneten Raubüberfalls und Mordes aussetzte.
    »Und was dann?«, fragte Fred das Porträt der Königin Victoria, das die Wand zierte. »Was ist aus Wodrow geworden? Erwischt haben sie ihn nicht, das steht mal
    fest. Hat er sich mit seinem schlecht verdienten Geld zur Ruhe gesetzt? Nicht ausgeschlossen. Aber irgendjemand hätte ihn doch mal gefunden. Außer er hat seinen Namen geändert.«
    Da Ihre Majestät auch keine Antwort wusste, las er weiter. Nein, er hatte seinen Namen nicht geändert, sonst wäre Arnold da oben nicht auf diesen Verwandten gestoßen, der nach Jack suchte.
    Andererseits konnte es unmöglich derselbe Jack
    Wodrow sein.
    Man würde kaum eine Anzeige für das schwarze Schaf der Familie aufgeben; solche Leichen verbarg man gewöhnlich im Keller.
    »Ein Rätsel«, schrieb er an Arnold Tomkins. »Unser Jack ist glatt in Vergessenheit geraten. Bis jetzt. Vielleicht ist er tot. Ich werde das bei den Londoner Kollegen überprüfen. Dennoch ist es faszinierend, dass dieser Hector Wodrow dem Gesuchten ähnelt. Wir werden sehen. All das ist äußerst interessant.«
     
    Jack Wodrow alias Drew ritt in diesem Augenblick mit einem Trupp Soldaten, dem er als Kundschafter diente, nach Westen. Er nutzte die Zeit, um über seine Vergangenheit nachzudenken. Seine Laufbahn als Straßenräuber hatte er immer sehr nüchtern und geschäftsmäßig betrachtet, als Schritt hin zu einem besseren Leben. Jahrelang war er vorsichtig gewesen, hatte niemandem vertraut, doch dann hatte ihn das Unglück wie aus heiterem Himmel getroffen.
    Er hatte sich ein beträchtliches Vermögen in Münzen zusammengeräubert, das beinahe ausreichte, um seinen
    Namen zu ändern und nach Liverpool zu verschwinden, wo die Leute, wie die Matrosen erzählten, keine dummen Fragen stellten. Vielleicht würde es reichen, um sich ein Wirtshaus zu kaufen und gut zu leben. Doch eines Tages, er hatte sein Zimmer nur kurz verlassen, war ein Dieb dort eingedrungen und hatte sein sorgfältig verstecktes Vermögen gestohlen. Wie er das Geld gefunden hatte, das tief unter den Dielenbrettern steckte, sollte Jack nie erfahren. Doch damit waren seine gesamten Ersparnisse weg! Black Jack war ausgeraubt worden!
    Nach diesem Verlust war Jack noch aktiver geworden. Eines Nachts wollte bei einem Überfall an der Straße nach Birmingham ein Kaufmann auf ihn losgehen. Eigentlich wollte Jack ihn nur beiseite stoßen, doch irgendwie war seine Muskete losgegangen, und er sah noch immer vor sich, wie der Mann mit verblüfftem Gesicht zu Boden sank.
    Danach war er nach London geeilt, hatte sein Pferd verkauft und sich in seinem eigenen Viertel verkrochen. Dann kam der nächste Schlag.
    Er ging gerade durch eine dunkle, neblige Gasse nach Haus, als er einen betrunkenen Dandy aus Minellas Etablissement stolpern sah. Leichte Beute! Blitzschnell war Jack zur Stelle und durchsuchte gerade die Taschen des Mannes, als die Freunde des Dandys aus dem Bordell kamen und sich auf Jack stürzten.
    Sie lieferten ihn beim Gemeindeaufseher unter dem Namen, den er ihnen genannt hatte, ab – Jack Drew. Damit retteten sie ihm das Leben. Ein Gemeindeaufseher würde kaum die Angaben feiner Leute in Frage stellen, und so wurde Jack vom Straßenräuber und Mörder zum einfachen Dieb.
    Er musste laut lachen, worauf Leutnant Clancy sich zu
    ihm umdrehte.
    »Was ist denn los?« »Nichts. Aber man hat mir zweimal im Leben die Ersparnisse geraubt. Das erste Mal war es eigentlich ganz komisch, das zweite Mal

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