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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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fragst.« »Wieso geheimnisvoll? Er ist auf der Flucht. Wurde angeschossen. Aber was sollen wir mit ihm machen?«
    »Er muss sehen, wie er zurechtkommt. Wir können ihn nicht anzeigen, krank, wie er ist. Ich wette, die Polizei kann jeden Tag kommen und hier nach ihm suchen.«
    »Ja. Vermutlich war er bei einem Arbeitstrupp im Busch. Und sie haben ihn angeschossen, als er durch den Fluss fliehen wollte.« Albert runzelte die Stirn, denn etwas stimmte nicht an seiner Geschichte.
    »Klar«, sagte Polly sarkastisch. »Und unterwegs hat er seine Wunden verbunden und genäht und Lehm –«
    »Schon gut, Mrs. Neunmalklug. Ich habe nur laut gedacht. Die Schwarzen müssen ihm geholfen haben. Er wurde angeschossen. Sie haben ihn eine Weile versorgt… die Brandwunden sind nicht frisch… und hergebracht.« Sie nickte. »Aber wenn die Polizei kommt, werde ich meinen Kopf nicht für ihn hinhalten. Wenn sie mich fragen, zeige ich ihnen, wo er ist, so Leid es mir tut. Ich kann ihnen aus dem Weg gehen, aber du stehst mitten in der Schusslinie. Du wirst nicht davonkommen, immerhin hast du ihn versteckt.« »Das weiß ich«, entgegnete er wütend. »Das weiß ich doch.«
    In der Morgendämmerung rannte Polly zum Schuppen, hoffte fast, der Fremde wäre wie durch ein Wunder aufgestanden und verschwunden, aber nein, er saß auf der Kante der niedrigen Pritsche, den Kopf gesenkt, als koste es zu viel Kraft, ihn hoch zu halten.
    »Ich habe Porridge für Sie«, sagte Polly, worauf er sie verständnislos anblinzelte. »Porridge?«, wiederholte er. »Porridge?« Doch er aß ihn rasch auf, als sie ihn fütterte. »Sie sehen schon besser aus«, sagte sie. »Wie fühlen Sie sich?« »Wacklig. Mein Kopf dreht sich, die Brust tut höllisch weh. Was ist passiert?« »Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Sie wurden angeschossen.
    Und haben Verbrennungen erlitten.« »Jesus!« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Wie heißen Sie?«
    »Jack Drew«, antwortete er geistesabwesend. »Haben
    Sie noch was zu essen?« »Ich kann Ihnen Brot und Wurst besorgen. Ich wusste nicht, ob Sie essen wollten, da Sie so krank waren.« »Ich habe Hunger«, sagte er schlicht. »Von dem Porridge-Zeug könnte ich noch was vertragen.« »Recht haben Sie«, meinte Polly, »ich hole noch etwas.« Jack sah ihr nach und rappelte sich mühsam auf. Sie hatten ihm eine Hose angezogen, die erste seit Jahren. Der raue Stoff scheuerte im Schritt und rieb schmerzhaft über die Brandwunden an seinen Beinen, doch er biss die Zähne zusammen und ging los, wobei er sich an der Wand abstützte. Er wusste, er konnte nicht hier bleiben, also musste er seinen Körper wieder in Form bringen; es ging nur darum, den Schmerz zu besiegen. Die Schusswunden würden ihn offenbar nicht umbringen, ebenso wenig die Brandverletzungen, auch wenn sie sich anfühlten, als wären glühende Kohlen in seiner Haut vergraben. Ihm blieb also keine Ausrede. Er hatte erlebt, wie die Schwarzen furchtbare Verletzungen mit zusammengebissenen Zähnen und Konzentration bezwangen, nun war er an der Reihe. Und er konnte es, ganz sicher.
    Er wünschte, er hätte der Irin nicht seinen Namen verraten. Doch das wunderbar süße Essen der Weißen hatte ihn dazu verführt, sodass er ihm einfach herausgerutscht war. Immerhin war er ein entflohener Sträfling, doch wer sollte sich noch an ihn erinnern? Vermutlich hielt man ihn längst für tot.
    An diesem Abend eilte Albert zu ihm herüber. »Wie
    geht’s, Kumpel?« »Ich fühle mich wund und elend. Wo bin ich hier?« Seine Stimme klang eigenartig. Er sprach englisch wie die anderen, wie ein waschechter Cockney, aber ganz langsam, als hätte er Probleme, die Worte hervorzubringen, als kaute er auf ihnen herum. Vermutlich lag es an den Schmerzen. »Auf der Emerald Downs Farm, außerhalb von Brisbane. Polly sagt, du heißt Jack Drew?« »Ja. Brisbane? Wo liegt das?«
    Albert starrte ihn an. »Na ja, es ist doch der Hafen. Er ist um die Gefängnissiedlung in der Moreton Bay gewachsen. Dreißig Meilen von hier.« Er sah, wie Drews Augen schmal wurden. Er runzelte die Stirn. »Ist das deine Farm?« »Himmel nein! Wir arbeiten nur hier für den Rest unserer Zeit. Dank der Gefängnisbosse. Darf ich fragen, ob du auf der Flucht bist, Kumpel?« »Nein.«
    »Gott sei Dank. Die Berittenen hätten dich bald erwischt. Wir tun ja unser Bestes, der Boss ist unterwegs, aber er mag nun mal keine Fremden…«
    Drew setzte sich mühsam auf. »Sobald es geht, bin ich weg. Ich will euch keine

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