Im Feuer der Smaragde
Hand gedrückt und einen Schubs versetzt.
Sie kam in sein Zimmer, wo der Herr schon im Sessel wartete, die dicken Füße auf einem Handtuch, sodass sie sich nur noch hinknien musste. Sie hatte gerade den Topf mit dem Öl hingestellt, als der Herr das Handtuch über seinem Schoß beiseite gezogen hatte, und da saß er, bereit für sie… Diesen Mut besaß sie nicht mehr, dachte Polly seufzend. Sie war fertig, am Boden. Damals hatte sie gelogen, die Sache als Unfall abgetan.
»Es war ein Unfall, Euer Ehren, nur ein Unfall, seien Sie gnädig«, hatte sie beteuert. »Es war ein Unfall, dass der Öltopf umgefallen und in seinen Schoß gekippt ist.« Die Schreie hatte man noch Meilen entfernt gehört.
Scheußlich. Sie nickte. Doch irgendwie hatte man das Auspeitschen vergessen und sie direkt aufs Transportschiff geschickt.
Polly rutschte auf dem nassen Gras aus, bewegte sich
langsam zum Fluss hinunter, im Kopf das vage Vorhaben, ins Wasser zu springen und ihrem Elend ein Ende zu bereiten.
Ich gehe nicht zurück ins Gefängnis, schwor sie sich. Lieber sterbe ich. Das Ertrinken wird schnell gehen, das warme Wasser trägt mich einfach fort…
Sie hörte ihre eigene Stimme, nur jünger, tapferer, stärker, die sich fragte, weshalb sie so lange die Zustände auf dem Transportschiff und die fürchterlichen Gefängnisse ertragen hatte.
Warum hatte sie das alles nicht schon früher beendet? Aber zuletzt hatte sie eine gute Stelle gehabt hier auf Emerald Downs, schon der Name klang so hübsch.
Doch nun war sie zu alt. Eine andere Arbeit würde sie nicht mehr finden, sie musste ihre Strafe absitzen. Und danach? Entschlossen ging sie auf den Fluss zu, blieb aber mit einem Aufschrei stehen.
»Jesus, Maria und Josef! Das Krokodil!«
Der Rückweg war anstrengender, sie musste bergauf, der Regen hämmerte auf sie nieder, nicht mehr sanft und erfrischend, sondern wie eine Strafe, und sie weinte um ihr vergeudetes Leben, um das, was hätte sein können, wäre ihr nur ein wenig Glück beschieden gewesen.
Schluchzend taumelte sie in die Scheune. »Ich habe es fast geschafft«, weinte sie. Und ihre junge Stimme schenkte ihr das verdiente Mitleid. Aber du hast es nicht geschafft, du Arme. Es ist vorbei. Und niemand auf der ganzen Welt interessiert sich für dich. Man hat dich weggeschickt, und keinen deiner Verwandten hat es gekümmert. Sie haben sich alle geschämt.
»Ich habe einen Brief schreiben lassen, damit sie wussten, wo ich war.«
Und wer hat zurückgeschrieben? Niemand. Nicht mal deine Mutter. Gib’s auf, Polly, du hast es selbst gesagt. Du bist am Ende.
»Ja.« Sie entzündete neben ihrem Bett eine Kerze und trug sie in die eigentliche Scheune, stellte sie auf einen Sims, damit sie nach einem Seil suchen konnte. Dann stieg sie auf eine Bank, schlang das Seil um einen Balken, verspürte eine schwache Freude, dass sie es beim ersten Versuch geschafft hatte…
12. KAPITEL
Die Hütte wirkte harmlos, doch Jack ritt samt Ersatzpferd im Bogen um sie herum, und erst als er nichts Verdächtiges entdeckte, begab er sich zur Tür und rief leise nach Kirk, der sofort herausgeschossen kam.
»Verdammt, hat das gedauert! Man hätte mich inzwischen ermorden können. Hast du mir Essen mitgebracht? Und Wasser? Ich habe kein Wasser mehr.«
»Steigen Sie auf. Die Wasserflasche hängt am Sattel. Und hier ist etwas zu essen.« Jack gab ihm ein kleines Paket. »Jetzt halten Sie die Klappe, los geht’s.« »Wohin?« »Zum Major. Er reitet weiter nach Norden.«
»Ich nicht. Mir ist egal, wohin er reitet. Ich habe soeben eine Schlacht überlebt.« »In der niemand auch nur einen Schuss abgefeuert hat.« »In der meine Männer massakriert wurden! Ich kehre nach Brisbane zurück. Niemand kann erwarten, dass ich noch mehr erdulde.«
Zu Kirks Überraschung war Jack einverstanden. »Clancy liegt mit Fieber flach. Sie können ihn nach Brisbane eskortieren, nachdem ich mit dem Major gesprochen habe.«
Sie ritten stundenlang nebeneinanderher, ohne viel zu sagen. Nur Kirk beschwerte sich dann und wann, sie ritten in die falsche Richtung.
»Meinst du, ich könnte Osten und Westen nicht unterscheiden, wo doch die verfluchte Sonne ständig auf mich niederbrennt? Wir sind zu weit westlich, dabei sollten wir nach Süden reiten, du gehst Ferrington ja aus dem Weg. Was zum Teufel hast du vor?« »Fragen Sie den Major. Er ist nach Westen geschwenkt, müsste jetzt aber auf dem Rückweg sein. Mit etwas Glück dürften wir ihn
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