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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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es mir Leid. Ich werde ihr eine ausgezeichnete Empfehlung schreiben, damit sie bald eine neue Stelle findet. Das reicht doch, oder?« »Es ist überaus fair.« »Gut.« Jessie sprang auf. »Am besten bringe ich es gleich hinter mich. Ich werde ihr erklären, dass wir uns ihren Lohn nicht mehr leisten können, das wird sie sicher verstehen. Und dann erzähle ich ihr von dem Empfehlungsschreiben…«
     
    Als Miss Pinnock ihre kurze Ansprache beendet hatte,
    fragte sie: »Das verstehst du doch, Polly?«
    Polly klammerte sich am Küchentisch fest, um nicht umzufallen, ihr war plötzlich ganz schwindlig… sie hielt sich aufrecht, damit diese dumme Frau ihr Entsetzen nicht bemerkte.
    »Ja«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Ja, ich verstehe.«
    Und als die dumme, dumme Frau die Küche verließ, sank Polly auf einen Stuhl.
    O Gott, das konnte doch nur ein böser Traum sein, sie würde gleich aufwachen und das Rindfleisch ins Pökelfass legen, wie sie es vorgehabt hatte, bevor die Frau hereinkam. Aber sie hatte dort neben der Brotkiste gestanden und geredet, und es war kein Traum. Das würde sie ihr doch nicht antun? Oder doch? Diese Schlampe. Was war sie denn in den Augen einer feinen Dame, sie mit ihren abgearbeiteten Händen und dem Greisengesicht? Nur eine Sache, die man wegwarf, wenn man sie nicht mehr benötigte. Zurück auf den Müllhaufen von einem Gefängnis, und warum? Weil die Dame im Haus des Majors hockte, wie eine Königin speiste und dabei von Sparen redete. Aber Polly glaubte ihr kein Wort. Sobald sie selbst aus dem Weg geschafft war, würde diese Dame ihr elegantes Mädchen aus Sydney kommen lassen, eine Bilderbuchschönheit, die in weißem Schürzchen umherstolzierte. Aber…
    »Gott nein!« Polly schlug die Hände vors Gesicht, als ihr die Tränen kamen, ihre Stimme war nur noch ein Krächzen. »Nein, ich kann nicht in dieses Gefängnis zurück. Das kann ich nicht.
    Ich dachte, ich könnte für immer hier bleiben. Ich will
    nirgendwo anders hin, selbst wenn mich die Empfehlung dieser Schlampe vor dem Gefängnis retten kann. Und wenn es nun nicht klappt? Man sagt, Menschen wie ich bekämen keine Arbeit mehr.«
    Sie rappelte sich hoch, nahm das Tranchiermesser und schnitt das Stück Rindfleisch durch, legte die Teile auf eine große Platte, trug sie in die Vorratskammer und senkte sie mit einem langen Seufzer behutsam in die Salzlake. Immerhin war dies die beste Stelle, die sie je gehabt hatte. Und mit seinen sanften, grünen Hügeln und hohen Eukalyptusbäumen, den Königen des Waldes, auch der hübscheste Ort, den sie kannte.
    Sie trat hinaus in Nebel und Regen und blickte sich um, überlegte, ob sie Bart davon erzählen sollte. Mit Albert zu reden hatte keinen Sinn, da er wegen des Auspeitschens noch völlig von Sinnen war, als hätte man vor ihm noch nie einen Mann angebunden und gepeitscht, bis ihm das Blut über den Rücken lief. Polly erinnerte sich an eine Gelegenheit, da sie beinahe selbst gezüchtigt worden wäre. Der Richter hatte sie wegen ihres angeblich so scheußlichen Verbrechens dazu verurteilt.
    Ob ihre Tat scheußlich war, war Ansichtssache, dachte Polly und ging in Richtung Scheune. Sie war neu im Haus gewesen, völlig unerfahren und sollte als Dienstmädchen angelernt werden, doch was Männer betraf, kannte sie sich aus. Und wusste, was der Herr, der alte Moffat, im Schilde führte, als er sie angeglotzt und sich, wenn er sich unbeobachtet wähnte, vor ihr entblößt hatte.
    Sie ging an der Seite der Scheune entlang, dachte an Belfast, wo man vor dem kalten Regen floh, statt hineinzulaufen, und trat gegen eine leere Kiste, die im Weg stand.
    Letzten Endes hatte er sie gehabt, wie alle anderen Haus
    mädchen unter vierzig. Hinter dem Stall hatten zwei seiner Diener sie festgehalten, obwohl sie sich gewehrt und um sich getreten hatte.
    Sie schob sich das nasse Haar aus dem Gesicht und ging zur Koppel, um auf den Fluss hinauszublicken, doch in der Dunkelheit war nicht viel zu erkennen, was sie noch mehr bedrückte.
    Ich sollte weitergehen, dachte sie, solange ich noch den Mut habe, mich in den Fluss stürzen, dann ist es aus. Einmal im Leben hatte sie wirklichen Mut gehabt. Der alte Moffat wollte, dass man ihm die Füße rieb, und der Butler hatte ihr das heiße Öl gereicht, das sie auf einen Schwamm geben und die Füße des Herrn gründlich damit einreiben sollte.
    »Warum machen Sie es nicht selbst?«, hatte sie den Butler gefragt, doch er hatte ihr Schwamm und Öl in die

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