Im Feuer der Smaragde
gewartet hatte.
»Gut. Lauf rasch zu deinem Großvater und sag ihm, er müsse sich keine Sorgen machen. Nur die Seekrankheit. Sie ist ausgetrocknet.«
Als die Mädchen helfen wollten, zwang sich Blanche zu einem Lächeln.
»Nein, danke«, sagte sie. »Ich habe Jessie lange nicht gesehen. Ich möchte sie ganz für mich allein haben.«
Als sie mit Krügen heißen Wassers die Treppe hinaufging, verschwand ihr Lächeln, sie biss vor Wut die Zähne zusammen. Sie half dem Arzt, die befleckten Handtücher und Laken auf einen Haufen zu werfen, der danach verbrannt werden musste, und gehorchte allen Anweisungen.
Mit sanfter Stimme wollte sie ihre Tochter trösten, die ihr Weinen nicht beherrschen konnte, doch eine Stimme in ihrem Inneren wetterte gegen Ferrington, den Verführer.
»Den kaufe ich mir«, murmelte sie, als alles vorbei war und sie Jessie gewaschen und in ein sauberes Nachthemd gekleidet hatte. »Ich bringe ihn um.«
Sie packten sie ins Bett, und der Arzt sprach sehr nüchtern über die Angelegenheit, was Blanche noch demütigender fand, als wenn er die Stirn gerunzelt und dem Mädchen eine Predigt gehalten hätte.
Er hielt Jessies Hand, strich ihr über die Stirn und strahlte sie an.
»Nun, meine Liebe, Sie sind ein starkes Mädchen. Alles wird gut, keine Sorge. Mrs. Pinnock, Sie kann dünnen Tee zu sich nehmen und morgen eine Weile aufstehen.«
Blanche brachte ihn zur Tür und sah auf die Uhr.
Die Mädchen waren inzwischen gegangen. Sie schaute bei Marcus hinein, der sich gerade zum Mittagsschläfchen anschickte.
»Der Arzt hat aber lange gebraucht.« »Ja, er plaudert gern ein bisschen. Wo ist Adrian?« »Ausgegangen.«
Müde stieg Blanche die Treppe hinauf und war
gleichzeitig wütend, weil Adrian sie wieder einmal im Stich gelassen hatte. Sie brauchte ihn, um die beschmutzten Tücher zu entsorgen, die sie in einen Koffer gestopft und in ihrem Schlafzimmer versteckt hatte. Gleich morgen würde sie neue Wäsche kaufen.
Blanche setzte sich aufs Bett und vergoss bittere Tränen.
Adrian war erleichtert, dass er seiner Mutter die Verantwortung für Jessie übertragen konnte, und fuhr in seinem geliebten Brougham in die Stadt, um mit dem Bankdirektor zu sprechen.
Dem würde er vielleicht etwas erzählen.
Doch der Direktor war völlig unbeeindruckt von Adrians
Wut.
»Ich kann Ihren Ärger durchaus verstehen, Mr. Pinnock. Sie befanden sich in einer peinlichen Lage, aber der Fehler liegt nicht bei uns. Wie es aussieht, wurde Ihre Zuwendung nicht wie üblich ausgezahlt. Ich habe Erkundigungen eingezogen und festgestellt, dass der Zahlungsauftrag gekündigt wurde. Gewiss ein Missverständnis, aber ich konnte unter diesen Umständen…« »Wer hat ihn gekündigt?«
Der Bankdirektor klopfte mit dem Federhalter auf seinen ordentlichen Schreibtisch. »Mr. Marcus Pinnock.« »Das kann nicht sein«, entgegnete Adrian. »Das würde er nicht tun!« Der Bankdirektor war aufgestanden und hielt ihm nun die Tür auf.
Als er wieder draußen in der Castlereagh Street stand, in der Tasche den letzten Rest des Geldes, das Sam ihm geliehen hatte, verschob Adrian zunächst die Befragung seines Großvaters und lenkte seinen Brougham in die andere Richtung, um seine geliebte Flo zu treffen.
Sie konnte das schicke Gefährt durch die Haustür sehen, erkannte Adrian aber erst, als er aus dem Wagen sprang. Dann rannte Flo los und warf sich in seine Arme. Er hob sie auf und trug sie ins Haus, wobei er die Tür hinter sich zuschlug. Mittlerweile war es ihr mit Bonnies Hilfe gelungen, das kleine Haus wieder einzurichten, doch Adrian bemerkte ohnehin nicht den Unterschied. Er trug sie geradewegs ins Schlafzimmer und entkleidete sie so hemmungslos, dass Flo vor Freude beinahe überfloss. Diese Heimkehr hatte sie sich erträumt. Ihr Adrian liebte sie, verhielt sich, als wäre er zehn Jahre und nicht nur wenige Monate unterwegs gewesen, und sie weinte Tränen der Freude.
Bei Einbruch der Dämmerung zündete sie Kerzen an und öffnete eine Flasche Rotwein, die sie gemeinsam im Bett tranken. Er berichtete von den gefährlichen Erlebnissen auf der Farm im Norden und wie ein Schwarzer seinen Freund Major Ferrington mit dem Speer verletzt hatte. Gott sei Dank hatte er sich erholt.
»Wie furchtbar«, rief sie aus. »Sie haben das Haus angezündet, während ihr drinnen wart? Was für Leute haben da nur gearbeitet?« »Verbrecher. Aber wir sind davongekommen. Um das Haus war es allerdings wirklich schade.«
Adrian trank den Wein
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